Heute hatte ich Termin im Brustzentrum, in welchem ich damals gewesen bin, die Ärztin kannte ich aber nicht und sie sagte mir auch schon bei der Begrüßung, daß an diesem Tag keine Stanze möglich ist, da die dort überlastet sind. Die Schwester bemühte sich dennoch und ich habe zumindest für morgen vormittag den Termin. Im übrigen trägt das Personal in der Klinik neuerdings Rosa - ich kann mich nicht erinnern, daß das damals bereits der Fall war. Die Befundbesprechung findet jedoch erst nächsten Donnerstag statt, also noch eine weitere grauenvolle Woche. Ich bin jetzt schon völlig verpeilt. Vor lauter Herumfummeln hat sich der Bügel aus dem BH gelöst und sich in die Haut gescheuert, dann habe ich ein Pflaster drüber gemacht und dieses hat sich regelrecht in die Haut gefressen, so daß ich es kaum noch abbekommen und dabei die Hälfte der Haut mitgenommen habe. Meine Brust sieht jetzt schon total ramponiert aus, obwohl noch nicht einmal jemand darin herumgestochert hat. Schließlich wollte ich Penatencreme drauf machen, stülpte den Deckel von unten über die Dose und suchte dann eine halbe Stunde nach eben diesem Deckel, bis ich bemerkte, daß ich ihn einfach darunter angepappt hatte.
In der letzten Woche bekam ich wieder eine Kochzauberbox, was sich als ziemlich doof erwies, da mir der Appetit gründlich vergangen war, aber andererseits war es doch wieder gut, denn so war ich irgendwie gezwungen, mir jeden Tag trotzdem ein vernünftiges Essen zu machen. Es gab:
Gratinierter Spargel mit gefülltem Hähnchenbrustfilet, Tomaten-Basilikum-Vinaigrette und Salzkartoffeln (ich bin ja sowieso kein Spargelfan, aber dieses Rezept hat mir überhaupt nicht geschmeckt)
Gebratene Maultaschen mit Speck, Champingons, Bohnen und Lauch (hat sehr gut geschmeckt)
Fruchtiges Curry-Kokos-Gemüse mit Erdnüssen und Basmatireis (war auch sehr gut)
Jede Menge schneckige Begegnungen hatte ich heute. Kein Wunder, bei diesem Regenwetter. Da gehen nur Schnecken aus dem Haus. Vor lauter Schneckenfotografieren drang ich so tief in das immer undurchdringbarere Urdickicht vor, bis ich keine Lust mehr hatte umzukehren und mich schließlich gänzlich völlig durchnäßt bis zum nächsten Weg durchschlug. Unterwegs fand ich auch ein leeres Schneckenhaus - dachte ich, denn drinnen waren Ameisen, die gleich über mich herfielen. Unter diesem Schneckengehäuse befand sich ein kleines Erdloch und sogleich schaute eine verwunderte Assel hervor, die wohl feststellte, daß es plötzlich in ihr Heim regnet. Tja, Pech gehabt. Das Gute am Regen ist ja, daß die Spielplätze wie ausgestorben sind, so daß ich endlich mal wieder eine Schaukel besetzen konnte. Gegen die Nässe hatte ich einen zusammenfaltbaren Einkaufsshopper dabei. Ich habe es getestet - es funktioniert, sich nur mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen zu fotografieren. Die Schaukelsitze waren so schmal, daß ich tatsächlich gerade so draufpaßte, trotz Gewichtsabnahme. Eigentlich schaukelt man ja viel zu wenig, aber sich immer wie ein Dieb abends oder bei Regen auf die Spielplätze zu schleichen um zu schaukeln, ist ja auch ein wenig merkwürdig.
Als ich abends gegen 19 Uhr nach Hause kam, stand die Verkäuferin noch immer in der Erdbeere an der Ecke und versuchte, ihre Erdbeeren loszuwerden. Bei Regen gehen die wohl nicht so gut, denn sonst ist die Erdbeere immer viel eher geschlossen. Ich habe ihr dann noch ein Kilo abgekauft.

Bei der Mammografie und Sonografie erhielt ich die Diagnose Zweitkarzinom. Ich wundere mich zwar, daß man sich da schon so sicher ist, schließlich hieß es selbst beim ersten und viel größeren Tumor im Befund "Verdacht auf...", aber wahrscheinlich ist es sowieso sinnlos, jetzt noch auf solche Feinheiten Wert zu legen.
Ich bin völlig bedient und habe einfach keinen Bock mehr auf diesen Scheiß.
fragte mich eine Mittänzerin beim Zumba, ob ich abgenommen hätte und tippte auch sofort völlig richtig auf 10 Kilo. Ein sehr scharfes Auge, das muß ich schon sagen. Als ich noch fülliger war, hatte ich mir extra einen neuen Bademantel in Größe XXL zugelegt. In diesen passe ich jetzt dreimal hinein, es sieht aus, als hätte mich der Bademantel verschluckt. So viel, wie ich gerade Kuchen backe, ist das Zumbatanzen schon ein guter Ausgleich, denn schließlich esse ich die Kuchen auch. Aber so viel, wie ich Angst habe, kann ich gar nicht tanzen, außer ich falle dabei tot um. Seit Dezember habe ich mich recht erfolgreich und tapfer in meinem Gefühlskarussell gehalten, trotz nicht so toller Umstände. Und als wäre es nicht schon schwer genug, mit all den Gefühlen zu jonglieren, taucht aus heiterem Himmel auch noch jemand auf, der ganz dringend von mir naschen möchte. Das erhöht die Schwierigkeitsstufe abermals um einiges. Ab morgen kann es nur besser oder so richtig, richtig mies werden.
Wegen irgendeiner Angelegenheit habe ich in der Senatsverwaltung zu tun und biege in die entsprechende Straße ein, ohne die genaue Hausnummer zu kennen. Aber ich denke mir, daß mir das Gebäude auch so auffallen dürfte. Gleich hier links ist zum Beispiel eines, das die Senatsverwaltung sein könnte, ein Schild fehlt jedoch. Ich betrete es und gehe durch die langen, leeren Gänge voller Türen, aus denen nur einmal eine Frau tritt. Irgendwie weiß ich doch nicht so recht wohin, weshalb ich beschließe, noch einmal auf das Schreiben in meiner Tasche zu schauen. Dazu gehe ich in einen der Treppenaufgangsräume, von welchen die Gänge abzweigen. Dieser ist mit einigen Tischen und anderem Krempel vollgestellt. Während ich in der Tasche krame, kommen zwei Männer herein, der eine mit schwarzen Haaren, einer schwarzen Mütze und seltsamerweise außerdem im Gesicht schwarz eingefärbt, der andere mit roten Haaren. Ich sage kurz 'Hallo', obwohl ich sie gar nicht kenne und sie werden gleich zutraulich, erzählen, daß sie Russen auf einer Reise sind und packen Musikinstrumente aus, um mir darauf etwas vorzuspielen. Ich habe mich beinebaumelnd auf einen der Tische gesetzt, als sich der Rothaarige neben mich auf den Tisch legt und seinen Kopf vertrauensvoll in meinen Schoß bettet, um ein kurzes Nickerchen zu halten. Aus diesem Grund bleibe ich und lasse mir von dem anderen über Russland und ihre Reise erzählen. Bald ist der Rothaarige wieder wach, aber wir hängen trotzdem noch eine ganze Weile miteinander herum, flirten ein bißchen, es fühlt sich warm und leicht an. Doch dann ist es Zeit, uns zu trennen. Ich umarme den Rothaarigen, der einen halben Kopf kleiner als ich ist, und er sagt, daß ich ja jetzt von ihm träumen könne. Ich resümiere darauf, daß die Begegnung wie der kurze und plötzliche Zusammenprall bei einem Autounfall war, bei welchem aber nichts passiert ist. Ein letzter Handschlag und ich gehe die Treppe hinunter. Dabei überlege ich, daß er ja vielleicht meine Adresse hätte haben wollen, denke aber gleich, daß es gut so ist. Denn es gibt längere und es gibt kürzere Begegnungen, und es kommt darauf an zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um wieder loszulassen.
Während ich damit beschäftigt bin, mich zu fragen, wo die zwei bis drei alten schwarzen Sessel und Stühle in meinem Zimmer herkommen, warum ich sie aufgehoben habe und welche davon ich schleunigst rausschmeißen sollte, fällt mir im Augenwinkel ein sanft schwebendes Ding auf. Es könnte ein großer Staubfussel sein, der durch die Gegend fliegt. Aber irgendetwas daran sieht wie ein Flügel aus. Also doch eher ein seltsames Insekt, welches in hellen Grün-und Blautönen schillert? Als ich es genauer betrachte, meine ich zu meiner Überraschung eine Elfe zu erkennen, mit zarten Flügeln und einem durchsichtigen Schleier. Doch nein, Moment - es ist ein Einhorn! Ein winziges Einhorn mit eben diesen zarten Flügeln und einem leichten Schleier über sein Horn gebreitet, welches durch die Luft tanzt und sich langsam entfernt. Verblüfft überlege ich, ob ich schnell meine Kamera holen soll, um es zu fotografieren, befürchte aber, daß es verschwunden sein wird, wenn ich wiederkomme.
Am Vormittag backte ich kurz mal eben einen Kuchen. Dann wollte ich kurz mal eben endlich die Glühbirnen austauschen, die in den letzten Wochen bei mir durchgeknallt sind und nur mit Leiter zu erreichen sind. Für die eine Lampe brauchte ich einen bestimmten Schlüssel, den ich erstmal eine halbe Stunde lang suchte. Die Deckenlampe im Bad hängt an einem an der Decke befestigtem Sockel, an welchem wiederum die Glühbirnenhalterung befestigt ist. Als ich die Glühbirne herausschraubte, fiel die ganze Halterung herunter, weil sich im feuchten Bad anscheinend das die Schraube umgebende Gewinde aufgelöst hatte. Toll! Erst durchwühlte ich meinen Vorrat an Schrauben, um evtl. eine zu finden, die trotzdem noch hält, mußte aber einsehen, daß dies wohl zwecklos ist. Dann kam ich auf die Idee, die Glühbirnenhalterung mit einem doppelseitigen Klebeband festzukleben. Ich pappte das Ding mit der neuen Glühbirne also an den Sockel und schraubte schnell den Lampenschirm wieder ran. In ein Paar Tagen fällt die Halterung bestimmt in den Lampenschirm, aber egal, Hauptsache, die Glühbirne funktioniert. Das war dann zwei Stunden später. Ich hasse ja sowas, wenn man schnell mal eben etwas erledigen möchte und es sich zu einer mittleren Katastrophe ausweitet, mit der man Stunden beschäftigt ist. Früher war es in meiner Wohnung so, daß ich, wenn ich schnell mal eben die Tapette erneuern wollte, gleich die ganze Wand herunter kam. Auch sehr nett.
Zum Abend hatte ich vor, das Kaninchen zu machen, das schon viel zu lange in meinem Gefrierschrank herumliegt. Also kein ganzes, sondern vier Läufe davon. Im Rezept las ich folgendes: Kopf (gespalten, ohne Augen und sehr gründlich gewaschen), Hals, Brust, Bauchlappen, Vorderläufchen, Herz und Lunge abspülen. Da verging mir erstmal kurzzeitig der Appetit. Doch schließlich gab es doch noch Senf-Thymian-Karnickel mit Thymian-Kartoffeln (der Zitronenthymian auf dem Balkon sieht bereits ziemlich geplündert aus) und grünen Bohnen.
Manchmal frage ich mich, was meine Mutter dazu sagen würde, wenn sie wüßte, was ich so den ganzen Tag zu Hause mache. Wenn sie anruft, mokiert sie sich gerne über eine ihrer Bekannten, die den ganzen Tag zu Hause Kuchen bäckt. Sie behauptet, diese mache das, weil sie einsam ist, da sie alle Leute vergrault. Ich denke mir dann, vielleicht macht es ihr ja einfach auch nur Spaß. Ich jedenfalls habe für morgen eine Einladung zu einem Brandenburger Zoobesuch ausgeschlagen, aber nicht, um Kuchen zu backen. Diesen habe ich ja schon.
Ok, es ist kein Zumba und heute ist nicht Sonntag, aber es ist echt schön, weshalb ich das gleich mal ausprobieren mußte. Und seltsamerweise geht es relativ leicht nachzutanzen, obwohl es schwer aussieht. Häufiger ist es andersherum: Ich sehe etwas, das total einfach aussieht und denke bei mir, das tanze ich mal eben schnell nach, und dann wird daraus - Ähm, hallo, was ist das? Hier ist man beim ersten Schauen komplett überfordert, aber wenn man dann mitmacht, geht es eigentlich. Bis auf die Einschränkung, daß das Vorbeugen bei mir gerade nicht besonders gut funktioniert. Aber den Affenschritt (wie ich ihn nenne) zum Schluß finde ich trotzdem richtig cool.
Ich weiß gar nicht, ob unter mir schon jemand wohnt. Es ist zwar ein neuer Name an der Klingel, aber liegt noch kein Fußabtreter vor der Tür. Na ja, ich schätze spätestens in drei Monaten habe ich den neuen Mieter wieder verjagt.
Zwei Wochen kein Zumba gemacht und gleich merke ich wieder meinen Rücken. Der Hüftschwung beim Salsa ist ja das einzige, was alles wieder entheddert und einrenkt, das sich wahrscheinlich in meinem nicht zusammengewachsenen Wirbel verschiebt. Yoga alleine hilft da auch nicht. Und plötzlich wurde mir klar, daß ich anscheinend dazu verdonnert bin, bis an mein Lebensende Salsa zu tanzen. Es ist eine Tragödie! Ich bin in einem Körper gefangen, der eine regelmäßige Dosis Salsa braucht! Und die inhaliert man nicht mal eben so nebenbei. Im Grunde ist das eine Strafe. Vielleicht habe ich außerdem noch schlechtes Tanzkarma und bekomme jetzt die Quittung dafür. Das
Karma-Orakel beim SpiritProject berechnet mir, daß ich Tänzerin in Westafrika gewesen bin. Das ist natürlich Quatsch, aber die Vorstellung gefällt mir. Afrikanischen Tanz mag ich, weil er so ursprünglich ist und nicht so steif wie diese dürren Ballettstangen.