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Sonntag, 5. Juli 2015

Gerade packt

mich wieder der blanke Hass, weil diese ganzen Bewegungseinschränkungen jetzt schon nerven, obwohl ich hier noch nicht mehr machen muss, als mich ständig an und auszuziehen, Haare zu waschen, zu duschen und vom Bett hochzukommen. Letzteres ist mit das schwierigste, denn wenn man versucht, sich mit den Armen abzustützen, tut der Brustmuskel weh, doch in den Bauchmuskel kriegt man ebenfalls Messerstiche. Dass es nach der OP weh tut, war ja klar, aber wenn es zu lange dauert, werde ich ungeduldig. Ich hasse es, wenn ich mich nicht richtig bewegen kann. Und die Schmerzen nach der brusterhaltenden OP hatte ich schon wieder vergessen. Die waren auch weniger schlimm, aber es hat trotzdem Jahre gedauert, bis ich den Arm wieder ohne Schmerzen voll durchstrecken konnte. Und nun darf ich ihn nur noch zu 90 Grad heben, damit das Implantat nicht verrutscht, und bekomme ihn auch gar nicht höher. Es heißt zwar, das sei vorübergehend, aber ich sehe gerade schwarz bei dem Gedanken, wieviel Jahre es wohl diesmal dauert, bis ich ihn wieder uneingeschränkt und ohne Schmerzen bewegen kann, falls überhaupt. Alle meine Yogaübungen sind nun für die Katz.
Ich habe mir heute mal den Heilpflanzengarten im Park der Klinik angeschaut und darin Maiglöckchen gesehen. Also ich weiß ja nicht. Mir ist aber auch noch nie aufgefallen, dass Ärzte dort hin gehen und die Heilpflanzen pflücken. Mit den Maiglöckchen darin würde ich mir ernsthafte Sorgen machen.

Platt

Zum Mittagessen gab es Frühlingsrollen mit süß-sauer Gemüse und Reis, zum Kaffee einen obergeilen Nusskuchen. Aber irgendwie wird es langsam schwer bei den vielen Mahlzeiten, Hunger zu entwickeln und mit dem Verdauen muss man ja auch noch hinterherkommen, denn man wird hier ständig gefragt, ob man Stuhlgang hatte. Essen und Verdauung müssen hier zackig funktionieren, sonst wird nachgeholfen. Die große Hitze macht zusätzlich platt. Ich habe die Bettdecke am Fußende zusammengerollt und liege ganz ohne. Mit Schlafmaske und Ohrstöpsel schlafe ich hier sogar mal erstaunlich gut (von den Schmerzen abgesehen), müde bin ich aber trotzdem dauernd. Ich bin froh, daß ich die mitgenommen habe, denn sonst habe ich eher schlechte Erfahrungen mit Krankenhausschlaf. Inzwischen ist schon der Essensplan für die nächste Woche da. Eigentlich könnte man sich bis Freitag noch gut durchfuttern, aber soweit wird es wohl nicht gehen, denn das Wundwasser wird schon weniger. Schade, daß sie hier keinen kurzfristigen Essenslieferservice für frisch entlassene Patienten anbieten.

Samstag, 4. Juli 2015

Meine Zimmergenossin

fragte mich, ob ich ihre bereits ausgelesenen Herzschmerz-Arztromane lesen möchte, aber ich glaube, auf die werde ich mich auch nicht besser konzentrieren können als auf den dicken Wälzer von Zola, den ich mir mitgenommen habe. Stattdessen habe ich mir jetzt die Sudokus aus den BZ-Rätselseiten vorgenommen, die mein Bruder gesammelt und mitgebracht hat. Wenn die zu schwer sind, werde ich aber schnell ungeduldig. Wenn ich auf gar nichts davon mehr Lust habe, spiele ich jetzt an meinen Brüsten herum, da der Schmerz inzwischen kontinuierlich nachgelassen hat, und drücke immer abwechselnd auf die eine und auf die andere. Die neue fühlt sich so von außen betastet erstaunlich echt an, ist aber trotzdem sehr viel fester als die natürliche. Ich weiß allerdings nicht, ob sich dies noch legt und die Brust weicher wird, wenn die Schwellung nachlässt, die wohl auch noch da sein muss, jedenfalls der Größe nach zu urteilen.

Die Drainage nervt

Nicht nur, daß sie bei jeder Bewegung unangenehm in den Bauchmuskel piekst, wenn man sie glücklicherweise mal nicht merkt, vergißt man den Schlauch reißt sich beim Aufstehen fast alles raus, weil die Leine irgendwo hãngen bleibt oder die Flasche irgendwo befestigt ist. Von der Drainage hängt außerdem ab, wann ich nach Hause komme und bisher läuft das Wundwasser, läuft und läuft, war ja auch eine große OP. Mir wurde gesagt, ich könnte mit Drainage nach Hause, aber dort müßte ich mich ja selbst versorgen, selbst einkaufen, Essen machen und alles mit Schmerzen und Strippen. Da bleibe ich lieber hier und das Zimmer ist trotz Brustpanzer von der Temperatur noch erträglich.
Samstags gibt es nur Eintopf, aber der Kohlrabieintopf hat immerhin besser geschmeckt, als der, den ich vor vier Jahren hier schon einmal gegessen habe. Vielleicht haben sie einen neuen Koch. Ich glaube, wenn man mich zwei Wochen lang ins Krankenhaus sperren würde und mich mit vier Mahlzeiten am Tag, dazwischen Obst und Waffeln, die ich von meinem Bruder bekomme, mästen würde, kann man mir bald mit reinem Bauchfett die doppelte Körbchengröße verpassen.

Freitag, 3. Juli 2015

Mein neuer Brustpanzer

für den Hochsommer: https://instagram.com/p/4r2Md-pLdM/ Meine Brust fängt jetzt an zu kribbeln, als würden kleine Luftbläschen nach oben steigen. Ansonsten merke ich an ihr nicht mehr viel, sie fühlt sich an wie ein großes Gummibärchen, das ich mit mir herumtrage. Meine Zimmergenossin, die zur OP und zur Schmerzbekämpfung all die schönen Sachen bekam, die ich nicht bekomme, und nach der OP so putzmunter und gut drauf war, daß ich richtig neidisch wurde, ist heute doch noch im Bad ohnmächtig zusammengebrochen und hat danach so viel gekotzt, daß sie ihr statt der kleinen Spucknäpfe gleich eine ganze Schüssel hingestellt haben. Da war ich nicht mehr neidisch, denn ich konnte heute das leckere Schollenfilet essen. Die Arme, sie hat dann auch nicht mehr viel geredet, obwohl sie das gerne tut und ich war froh, wenn sie ab und zu geschnarcht hat, weil ich dann wußte, daß ich nicht den Notfallknopf drücken muß. Und ich hebe für sie im Schneckentempo die Dinge auf, die sie dauernd herunterschmeißt. Ich finde, das könnte man auch als Bewegungstherapie abrechnen. Statt dessen kam noch einmal die Exzorzistin, um Übungen mit mir zu machen. Sie meinte, so lange ich die Arme nicht so richtig bewegen kann, sollte ich lieber walken statt zu tanzen, aber ich sagte, lieber tanze ich ohne Arme statt zu walken, denn das ist mir viel zu langweilig.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Gerade habe ich

versucht, die Fred Feuerstein- und Mickey Maus-Geschichten meines Bruders zu lesen, ich komme da aber nicht ran, weil die so vorschulmäßig geschrieben sind. Dann doch lieber die Digedags. Die Zimmergenossin liest mit großer Begeisterung einen Sammelband mit Arzt-Groschenromanen. Das ist vielleicht im Krankenhaus tatsächlich die richtige Wahl. Außerdem ist sie auch ganz heiß auf mein neues Bustier, das ich bekommen habe. Eine Dame vom Sanitätshaus war da, um es mir anzupassen und die Zimmergenossin, schon etwas älteres Semester, rief immer: Das sieht gut aus, das sieht richtig gut aus! Ich konnte mir nicht verkneifen zu fragen: Sie hätten wohl selbst gerne so ein Bustier, hm? Das Bustier ist breit wie eine Corsage und ich soll es jetzt wochenlang Tag und Nacht tragen, damit das Implantat nicht verrutscht und plötzlich an der falschen Stelle sitzt, solange die geschnittene Tasche im Brustmuskel nicht zugeheilt ist. Und das bei 36 Grad im Hochsommer, finde ich nicht so prickelnd. Baden gehen kann ich in diesem Jahr sowieso vergessen. Wenn ich mir schon Mist aussuche, dann garantiert auch zur falschen Jahreszeit.

Schreck am frühen Morgen

Da die Schmerzen zwar nachlassen, das aber sehr langsam und ich noch ziemlich eingeschränkt bin, erzählte ich das der Visite und nach einem Blick auf die Brust wurde gesagt, ich solle nichts mehr Essen oder trinken, denn ich komme vielleicht nochmal in den OP. Da war ich bereit, aus dem Fenster zu springen, ist allerdings nur erster Stock. Um Mittag kamen zwei andere Ärztinnen, die ich noch von früher kannte, beguckten und betasteten mich von allen Seiten und beschlossen, dass es gut war. Also keine OP, aber dafür Mittagessen. Vorher kam aber noch die Exzorzistin und wollte mit mir durch den Park laufen. Park laufen ist ok, allerdings mied sie alle Treppen, bis ich zu ihr meinte, an den Beinen hätte ich nichts. Ich erzählte auch, daß ich Zumba tanze, bzw. getanzt habe, denn jetzt ist ja daran nicht zu denken, und nun überlegt sie, ob sie mich morgen in Ruhe läßt. Zum Mittagessen gab es Schweineleber mit Kartoffelpüree und Rotkraut. Das Essen ist für ein Krankenhaus recht gut und es gibt sogar Kuchen am Nachmittag. Wenn man nicht stândig Angst haben müßte, daß die Ärzte wieder an einem herumschneiden wollen, könnte man es länger aushalten.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Oh Gott,

meine neue Zimmergenossin schnarcht so was von laut, dass sogar meine Ohrstöpsel nicht mehr helfen und ich mich wundere, dass sie dabei nicht sich selbst aufweckt. Sinniere jetzt über eine Theorie, dass das Schnarchen ein Relikt aus der Höhlenmenschenzeit ist, welches dazu diente, gefährliche Fressfeinde durch furchterregendes Röhren und Knurren während des Schlafes von der Höhle fernzuhalten.

Mein Bruder

glaubt wohl, ich bekomme eine Dauereinweisung ins Krankenhaus. Da ich diesmal an eine Schlafmaske gedacht, aber Handtuch vergessen hatte, bat ich ihn, mir eines zu bringen. An kam er mit einem ganzen Stapel, dazu noch mit einem Stapel Digedags-Comics und Rätsel/Sudokuheften, sowie Erdbeeren, Kirschen, Cappucinowaffeln und Gummibärchen. Ich bin jetzt gut versorgt. Zwei weitere Exzorzisten waren heute außerdem noch an meinem Bett, es war ein richtiges Kommen und Gehen, wobei die Psychoonkologin in diesem Krankenhaus selbst einen Exzorzisten braucht.

Hass

Blanker Hass. Draußen tobt der Sommer, und ich habe Schmerzen, die nur zu ertragen sind, wenn ich mich möglichst wenig bewege. Ansonsten tun mir sowohl der Brust-, als auch der Bauchmuskel weh, egal ob ich nun den linken oder rechten Arm bewege. Ein Exzorzist war auch schon da und wollte, dass ich Gymnastik mache. Witzigerweise wurde mir gesagt, ich soll dabei nicht über meine Schmerzgrenze gehen, dabei kann ich noch nicht einmal richtig räuspern, husten oder spucken. Als ich mich zum Zähneputzen mit Drainage ins Bad gequält hatte, habe ich es fast nicht geschafft, Wasser und Zahnpasta wieder auszuspucken. Die sollen doch mal bitte selbst mit Drainage Gymnastik machen, wenn man bei jeder Bewegung in der Körpermitte das Gefühl hat, man bekommt ein Messer in den Bauch gerammt. Außerdem sorgt schon das Klinikpersonal selbst für Bewegung. Eben bekam ich das Mittagessen ans Bett gebracht, aber ohne Besteck. Also rollte ich mich wieder irgendwie aus dem Bett, packte meinen Drainagebeutel, um mit dem hinten offenen Op-Hemd auf den Flur zu laufen und nach Besteck zu rufen. Und wenn einem nach der Operation mit Übelkeit die Nachtschwester fragt, ob sie einem beim Einführen des Schmerzmittelzäpfchens behilflich sein soll, kriegt man das auch irgendwie alleine hin. Zu allem Überfluß ist in der letzten Nacht der Strom ausgefallen, so dass die Bettenmechanik nicht mehr funktionierte. Ich bin fast umgekommen, weil ich nicht einmal die Mechanik hatte, um mich aufrichten zu können. Ich weiß gar nicht, ob der Notknopf funktioniert hätte, falls ich ihn gebraucht hätte. Aber im allgemeinen ist das Personal hier sehr lieb und die Chefärztin kümmert sich viel um mich und scheint mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein. Ich wollte noch nicht schauen, dazu sind meine Nerven viel zu strapaziert, ich weiß jedoch schon, saß ich an der Brustwarze ab jetzt null Gefühl habe. Ich merke nicht einmal mehr, wenn mich da jemand berührt. Zwar wußte ich vorher, dass dies so sein würde, aber wenn man das real erlebt, ist das schon eigenartig.

Montag, 29. Juni 2015

Wer mich

einmal kennenlernen möchte, wenn ich so richtig unausstehlich bin und meine negativen Seiten heraushängen lasse, der sollte das jetzt tun. Kommt schleßlich nicht allzu oft vor, nur dann, wenn ich in die Enge getrieben werde. Und wenn man ausschließlich die Wahl zwischen Krebs, Pest und Cholera hat, ist es ziemlich eng. Wenigstens darf ich zu Hause noch unausstehlich sein. Im Krankenhaus muß man sich ja leider anpassen, weil die da alle am längeren Hebel sitzen, besonders, wenn man nicht mehr weglaufen kann. Und sie schicken einem dann einen Exzorzisten an das Bett, wenn man nicht brav ist. Ich weiß immer noch nicht, ob meine Entscheidung die richtige ist. Ich habe immer noch viel zu viele Fragen, fühle mich nicht wirklich umfassend aufgeklärt. Die Antworten auf meine Fragen waren doch ziemlich wage und es kommen immer wieder neue. Ich zweifle immer noch daran, ob ich diesen Schritt nicht bereuen und mit dem Ergebnis glücklich werde. Wenn ich darauf bestanden hätte, hätte ich die Brust nochmals erhaltend operieren lassen können, aber da bin ich mir ziemlich sicher, daß ich damit wohl nicht glücklich geworden wäre, und es wurde mir auch abgeraten. Andererseits hätte ich so Zeit schinden können, um mich um ein optimales Vorgehen zu kümmern. Aber wenn ich mich so oder so unter das Messer legen muß, ist es ja letztendlich egal, was da jetzt auf die Schnelle gemacht wird. Das Beste was passieren kann, wäre, daß ich mit dem Implantat erstmal zufrieden bin, weil es alles mitmacht (ohne sich zu verformen), sich relativ normal anfühlt und Größe/ Form wieder zu der anderen Brust passen, so daß ich nicht sofort das dringende Bedürfnis habe, etwas daran zu ändern (glauben daran kann ich allerdings nicht, auch wenn ich von der Chefärztin operiert werde und weiß, daß die sich Mühe gibt). Allerdings weiß ich auch, daß dies kein dauerhafter Zustand sein wird, da ja die natürliche Brust altert, die mit dem Implantat aber nicht. Und das ist eigentlich die Sache, die mich am meisten ankotzt: ich sehe mich irgendwie einer langen Karriere von Brust-Ops entgegengehen. Dieser Karriere kann ich wohl nur entgehen, wenn ich vorher abkratze, wozu ich aber ebenfalls keine Lust habe. So hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Wünscht mir Glück, einen guten Anästhesisten und der Chirurgin ein scharfes Auge und eine ruhige Hand.

Sonntag, 28. Juni 2015

Ich habe noch nie erlebt,

daß ich nach einer normalen Blutabnahme aussehe, als hätte jemand versucht, mir den Arm zu amputieren. Sowas nennt man wohl den FreitagnachmittagkurzvordemFeierabendbluterguß.

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Manchmal

denke ich, daß es vielleicht das Beste wäre, alles platt zu machen. Also alle Brüste (oh Gott, ich möchte nicht wissen, wie oft dieses Wort jetzt schon in meinem Blog vorkommt) ab. Man hätte kein Problem mehr wegen Prothesen und so, da man ja nicht schief ist, sondern einfach nur flach. Und die Nippel stören doch eh nur. Ich könnte mich tätowieren lassen, afrikanischen Tanz lernen und oben ohne schamanische Feuertänze veranstalten. Und die Leute hätten endlich wirklich einen Grund, mich mit "junger Mann" anzusprechen. Aber bin ich das? Wenn jemand anderes das machen würde, würde ich das sicher sehr cool finden. Doch ich bin eben nicht cool, war ich noch nie und werde ich auch nicht.

Freitag, 26. Juni 2015

Was ich auch mache,

alles ist sch...: Silikonimplantate sind eine schnelle und praktische Lösung, allerdings sollen sie evtl. das Krebsrisiko (Lymphome) erhöhen (steht im Aufklärungsblatt). Zwar wurde das bisher nur bei Tieren festgestellt und nicht bei Menschen, und es laufen ja auch jede Menge Frauen damit herum, allerdings gibt mir das schon zu denken. Denn es ist sicherlich ein Unterschied, ob ein gesunder Mensch das mit sich herumträgt oder jemand, dessen Immunsystem ja offensichtlich nicht optimal funktioniert. Und erst im Frühjahr ist im Bekanntenkreis qualvoll eine Frau an Lymphom gestorben, die wegen Brustkrebs zwei Implantate hatte. Muß natürlich nicht an diesen gelegen haben, sondern kann auch einfach der vorherige Krebs gewesen sein. Als ich das heute der Ärztin erzählte, mit der ich noch einmal ein Aufklärungsgespräch hatte, versteifte sie sich sofort, so als wollte sie das alles gar nicht hören, und meinte nur, sie glaubt nicht daran, daß die Implantate Krebs auslösen können. Na gut. Das nächste Ding ist, daß ich ziemliche Zweifel habe, ob sich mit Implantaten die natürliche Form so herstellen läßt, daß sie auch zur anderen Brust paßt. Als ich das bei der Chefärztin angesprochen habe, ist die immer ausgewichen und hat nichts so richtig dazu gesagt, was für mich schon mal ein schlechtes Zeichen ist. Auch die Bilder, die sie mir zeigte, waren immer zwei operierte Brüste, wo man natürlich nicht sieht, wie groß der Unterschied wäre. Als ich die andere Ärztin heute beim Aufklärungsgespräch dazu befragte, meinte diese, sie hätte schon einige einzeln operierte Brüste gesehen und fand die Ergebnisse jetzt nicht sooo schlecht. Klingt irgendwie auch nicht sehr vertrauenserweckend. Mir wurde außerdem gesagt, daß Wiederaufbau mit Bauchfett nicht sofort in einer OP gemacht wird. Nun wurde mir in der zweiten Klinik gesagt, daß man durchaus einen sofortigen Wiederaufbau mit Bauchfett machen könne, die arbeiten dort mit einer plastischen Chirurgin zusammen, allerdings dauert es lange, bis man bei der plastischen Chirurgin einen Termin bekommt. Außerdem habe ich mir ja nun das meiste Bauchfett gerade erst abtrainiert und nicht mehr viel dran. Natürlich kann man die Implantate wieder später entfernen und mit Bauchfett ersetzen, aber das bedeutet, daß ich mich ständig erneut unter das Messer legen muß, was ich hasse und eher lieber vermeiden würde. Das könnte sich aber als ein Fehler herausstellen. Ich habe jedoch auch keine Lust, mir immer eine Prothese umschnallen zu müssen. Das wäre eine Option, wenn man schon am Krückstock läuft und sich sowieso nicht mehr viel bewegt.

Heute wurde ich wieder biopsiert, diesmal an der Haut, was aber jetzt ziemlich weh tut. Ich frage mich, warum man das nicht gleich bei der ersten Biopsie mitgemacht hat, da hätte dieser Schmerz mehr keinen Unterschied gemacht und ich wäre nur einmal gequält worden. Auf dem Tisch der Ärztin fiel mir ein großes, farbiges Foto mit Brüsten auf. Erst nach einer Weile wurde mir klar, daß das meine sind, die man in meine Akte gepappt hatte. Immerhin sind meine Brüste jetzt farbig und großformatig für die Ewigkeit im Krankenhaus archiviert. Überhaupt wird da ziemlich viel fotografiert. Bei meinem ersten Gespräch wurden meine Brüste fotografiert, bei der Befundbesprechung wurden sie noch einmal fotografiert, von der Chefärztin wurden sie ebenfalls fotografiert und heute wurden sie neuerlich fotografiert. Man könnte direkt Geld dafür nehmen. Ich frage mich, was die mit den vielen Fotos machen.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Herzlichen Dank

für die sehr lange und liebe Mail eines geschätzten Blognachbarn, die mich sehr gerührt hat. Ich fühle mich im Moment allerdings nicht in der Verfassung, darauf zu antworten. Wenn man durch die Krankenhäuser tingelt, lernt man wenigstens mal andere Ecken von Berlin kennen. Könnte man jedoch auch ohne Krankenhausbesichtigung machen, wäre dann sicherlich vergnüglicher.

Th.H.Pl.

Havel1

Havel2

Havel3

Mittwoch, 24. Juni 2015

Ich habe Hass!

Verdammt emotional bin ich zur Zeit, viel mehr als damals beim ersten Tumor. Da war ich viel zu erschöpft und zu betäubt. Heute habe ich so viel Kondition aufgebaut, daß ich hier alles kurz und klein schlagen könnte und auch Lust dazu hätte. Von meiner Grundveranlagung bin ich ja eigentlich Optimist und wenn ich mir genug Mühe geben würde, könnte ich natürlich auch in dieser Situation etwas Positives finden an den Haaren herbeiziehen. Ich will aber nicht! Es fühlt sich alles so falsch an. Dieses ganze besch... Jahr fühlt sich komplett falsch an. Es ist, als würde ich in einem sehr eigentümlichen Alptraum feststecken. Durch die Aufregung und den Stress habe ich auch noch eine Neuralgie bekommen und wollte heute tanzen, weil ich festgestellt habe, daß tanzen besser dagegen hilft als Schmerzmittel, durch die es eher schlimmer wird. Meistens tanze ich in der Küche, weil ich dort Industrieboden habe, der hoffentlich die Erschütterungen etwas abhält. Diesmal bin ich mit meinen Gymnastikschuhen dauernd am Boden kleben geblieben. Sehr anstrengend. Scheint so, als müßte ich mal den Küchenboden wischen. Als hätte ich keine anderen Sorgen! Überhaupt muß ich vor der OP noch etwas aufräumen, man will ja kein Chaos hinterlassen, wenn man vielleicht nicht mehr aufwacht. Ich weiß gar nicht, warum ich so viel Angst vor der OP habe, manche Frauen machen Brust-OPs, als würden sie zum Shoppen gehen. Allerdings sind das keine Amputationen. Und daß ich schon einmal eine hatte, macht die Sache auch nicht besser, eher das Gegenteil ist der Fall. Ich hätte mich im Leben niemals freiwillig mit meinen Brüsten unter das Messer gelegt, aber ich werde ja nicht gefragt.
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