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Dienstag, 3. Juli 2018

Der erste Flugsaurier

ist gerade aus dem Ei gekrabbelt. Dabei fiel mir wieder einmal auf, wie ungünstig dieses neue Nest im Blumenkasten liegt. Den ganzen Nachmittag hindurch bis zum Abend knallt die Sonne mit voller Wucht drauf. Noch sitzt der Papa auf dem Nest, da das andere Ei noch unversehrt ist, und bietet so etwas Schatten. Bin gespannt, was sich die Eltern einfallen lassen, wenn alle Küken geschlüpft sind.

Frisch geschlüpft

Mittwoch, 27. Juni 2018

Ein Traum ist wahr geworden

Deutschland hat verkackt, yeah! Ich drücke ja grundsätzlich immer den Daumen für die gegnerische Mannschaft. Und es scheint gewirkt zu haben. Allerdings verfolge ich die Spiele nicht, bzw. nur insoweit, daß ich ungefähr weiß, wann Deutschland spielt, um mich währenddessen in Sicherheit zu bringen und Aufenthalte auf der Straße zu meiden, zumindest in der Großstadt. Diesmal fiel mir auf, daß es nachmittags und abends verdächtig ruhig war, viel zu ruhig eigentlich. Da habe ich mir schon gedacht, daß es gut für mich ausgegangen ist. Definitiv erfahren habe ich es allerdings erst beim Zumba. Und auch auf dem Heimweg war es herrlich still. Die Leute saßen alle nur irgendwie bedröppelt herum. Was für ein Genuß!

Leid tut es mir nur für den Onkel von mir, der unheilbar an Krebs erkrankt ist. Er macht jetzt gerade eine Chemo nach der anderen - immer dabei im Krankenhaus - und hat zu seinen Ärzten gesagt, er würde gerne noch die Fußball-WM erleben. Tja, erlebt hat er sie nun, aber nicht lange etwas davon gehabt, vermutlich.
Und ich muß morgen schon wieder die Koffer packen, allerdings nur für ein paar Tage.

Dienstag, 26. Juni 2018

Der Darß

Am nächsten Urlaubstag unternahmen wir eine Tour über Ahrenshoop bis Zingst. In Ahrenshoop war ich als Kind schon einmal, aber jetzt ist es dort entsetzlich im Vergleich zu früher. Nur noch Lärm und Gewusel, halt ein Touristennest. Auch in Zingst ist es nicht anders. Dafür hat Zingst jedoch einen angenehmen Strand. Und eine interessante Seebrücke mit schönen Kunstwerken aus verschiedenen Materialien. An dieser Seebrücke gibt es außerdem eine Tauchergondel, mitr der man in die Ostsee abtauchen kann. Als wir dort waren, war sie jedoch gerade außer Betrieb. Allerdings habe ich mir berichten lassen, daß diese Tauchergondel eigentlich Beschiß ist, denn wenn man abtaucht, bekommt man unten einen Film mit der Unterwasserwelt der Nordsee zu sehen, weil es gar nicht möglich ist, in der Ostsee etwas zu sehen. Die Ostsee ist leider das am stärksten verdreckte Meer der Welt, wie ich irgendwo mal las. Auf der Rückfahrt fanden wir in der Nähe von Ahrenshoop einen tollen Bäcker, wo alles noch handgefertigt wird. Kuchen wie von Oma und dazu ein entzückendes kleines Gärtchen zum Sitzen mit einem Koi- und Goldfischteich. Ich hatte einen Stachelbeerkuchen mit Baiser und einen Rhabarberkuchen mit Streuseln. Eine Spätzin war auch ganz wild auf den Kuchen und bettelte mich immer vom Teichrand aus an, wo ich sie mit Krümeln vom Kuchenboden fütterte, die sie mir aus den Fingern riß. Dabei bekam sie etwas Baiser auf die Nase, äh, den Schnabel, und flog die ganze Zeit mit diesem weiß beklecksten Süßschnabel herum.

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Sonntag, 24. Juni 2018

Nach der Tanzpause

Kaum hat offiziell der Sommer begonnen, fallen die Temperaturen draußen auf herbstliche 12 Grad. Aber wir hatten ja schon Sommer. Das war in diesem Jahr bereits mehr Sommer als im gesamten letzten Jahr. Mir scheint, die Ringeltauben sind nicht sehr glücklich damit, daß sie sich noch einmal für Nachwuchs entschieden haben, denn sie müssen auf dem sturm- und regenumtosten Nest ausharren, welches völlig ungeschützt ist. Man konnte richtig beobachten, wie sie Mühe hatten, sich in den Windböen auf dem Nest zu halten. Allerdings bin ich mir gar nicht sicher, ob es tatsächlich dasselbe Taubenpärchen ist. Ich habe das Gefühl, die sehen irgenwie anders aus. Das würde auch erklären, warum sie das alte, zurückgelassene Unglücksnest benutzen. Zu faul, selbst eines zu bauen. Im Grunde hatte ich zeitweise sogar den Eindruck, daß es zwei Männchen sind. Aber ein schwules Taubenpärchen würde wohl kaum zwei Eier legen.

Nun ist dieses Wetter aber immerhin ideal zum Tanzen. Mit Hilfe von Samba, Sia, Jump und Bounce sind die zwei Kilo vom Urlaub schon runter. Das ging schnell. Es lief aber nicht ohne blaue Flecken ab. Irgendwie ist es immer wieder nervig, so beengt zu tanzen. Mit den Beinen stoße ich ständig gegen die Kanten von den Küchenschränken, die unten offen sind - aua - und mit den Händen haue ich regelmäßig in die Küchenlampe. Zum Glück ist diese nur aus Acryl, sonst hätte ich mir wahrscheinlich schon längst ein paar Finger gebrochen. Trotzdem habe ich wieder gemerkt, was für ein Unterschied diese Bewegung macht. In den anderthalb Wochen des Urlaubs, spürte ich sofort meinen Rücken auf unangenehme Weise. Obwohl es nicht so ist, daß ich mich überhaupt nicht bewegte, aber selbst viel Laufen scheint für meinen Rücken einfach zu einseitig zu sein. Ich glaube, mein Rücken braucht es, wenn ich mich beim Tanzen oder Yoga verbiege. Außerdem fühle ich mich gleich viel jünger. Aber das ist ja aufgrund des anderen Rückengefühls dann auch kein Kunststück.

Freitag, 22. Juni 2018

Ribnitz

Den leicht veregneten Tag nutzen wir weiterhin gleich für einen Besuch im Bernsteinmuseum in Ribnitz. Ich war als Kind schon einmal dort, kann mich daran aber nicht wirklich mehr erinnern, außer daß es eher ein kleines Haus war. Inzwischen befindet sich das Museum direkt im Kloster und ist sehr viel größer angelegt. Es gibt auch eine Werkstatt, wo man direkt beim Herstellen von Bernsteinschmuck zuschauen kann. Und natürlich existiert dazu ein umfangreicher Shop, in welchem man viel Geld lassen kann. Dort erhielt ich schon mein Geburtstagsgeschenk für dieses Jahr (obwohl es noch zwei Monate bis dahin dauert), nämlich ein paar Ohrringe mit grünem Bernstein. So in Shoppinglaune ging es noch etwas durch die Stadt, ich fand allerdings nichts mehr, außer einen Schlauchschal. Irgendwie fällt mir auf, daß ich in jedem Urlaub einen neuen Schlauchschal kaufe, dabei habe ich gar nicht so wenig davon.

Abends gingen wir in die Wustrower Dorfkirche zu einem Konzert mit skandinavisch angehauchtem Jazz, sehr ähnlich Garbarek, wie mir schien etwas von Walgesängen inspiriert.

Grüner Bernstein

Ribnitz

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Wustrow1

Wustrow2

Die Steilküste

Am Ankunftstag war es sehr stürmig, aber sonnig. Doch mehr als eine Fußtaufe im Meer, eine Nase voll Wind zu nehmen und ein wenig die Umgebung zu sondieren, war nicht mehr drin. Am nächsten Morgen machte ich mich jedoch sofort auf zur Steilküste bei Ahrenshoop, da es an diesem Tag sowieso leicht verregnet war. Da es immer wieder zu neuen Abbrüchen von der Steilküste kommt, ist dieser Strandabschnitt eigentlich gesperrt. Gesperrt ist jedoch relativ, denn es steht nur ein Schild dort, daß das Betreten verboten ist, weil Lebensgefahr besteht. Wie man sieht, sind jedoch trotzdem immer einige Leute dort unterwegs. Auch auf dem oberen Weg stehen überall Warnschilfder, allerdings liest man darauf nicht, daß das Betreten des Weges verboten ist, sondern nur, daß es auf eigene Gefahr geschieht. Und bei meinem späteren Rückmarsch vom Prerower Leuchtturm war mir das dann herzlich egal, weil ich gar nicht in der Lage gewesen wäre, noch einen größeren Umweg zu machen. Der Weg sah ziemlich sicher aus, breit und nicht sehr nah an der Kante. Mir kamen aus der anderen Richtung zwei Frauen mit Fahrrädern entgegen, die von mir wissen wollten, ob der Weg irgendwo gefährlich oder schmal wird. Nö, meinte ich, alles schön breit und befestigt, aber vorsichtshalber laufe ich trotzdem am innersten Rand. Na wir machen das dann genauso, antworteten sie. Durch die Abbrüche von der Steilküste sind auch die Bunker dort herausgefallen, die zur Hitlerzeit in die Steilküste hineingebaut worden waren und später von der NVA genutzt wurden. Am Anfang, als sie hinausgefallen waren, konnte man am Strand noch durch sie hindurchlaufen, aber inzwischen liegen sie richtig im Meer - und zwar auf dem Kopf.

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Donnerstag, 21. Juni 2018

Kapitän Ahabs Schiff

Meine Haare sind immer noch voller Ostseesand, obwohl ich die Haare schon längst wieder gewaschen habe. Viel Sand habe ich auch in unsere Unterkunft getragen, die dem Motto des Hotels entsprechend Kapitän Ahabs Schiff nachempfunden war. Die Zimmer hießen deshalb Kajüten und das Frühstück gab es in der Kombüse. Das Frühstücksbuffet wurde auf einem Steinherd aufgebaut, über welchem die riesige Nachbildung eines Walkopfes hing, an welchem man sich dauernd den Kopf stieß, wenn man sich vom Frühstücksbuffet etwas auswählte. Im Mittelteil des Restaurants gab es Kojen unter der Decke, allerdings winzig, und im hinteren Teil fand sich eine Art Karzer, der aber anders hieß. Ich glaube, er nannte sich Fischkopp-Kammer. Und überall über den Tischen aus altem, verwittertem Eichenholz und dem Mobiliar Bilder von Segelschiffen und Walfang. Der größte Schinken hing im Treppenaufgang. Wir bewohnten eine Suite mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, einem Badezimmer und seitlichem Meerblick. Im Wohnzimmer gab es einen kleinen Kühlschrank, einen Fernseher mit Hilfs-WLAN- Funktion und einen ebenso alten verwitterten Eichentisch. Das Badezimmer hatte zwei Waschbecken vor einer großen verspiegelten Wand, eine Badewanne und eine Duschkabine. Und es gab einen schwarzen Hauskater. Dieser hatte eigentlich eine kleine Hütte vor dem Haus, schlief aber stattdessen tagsüber immer zusammengerollt in den Büschen neben der Treppe. An der Tür holte er sich gerne, wenn man nach Hause kam, seine Streicheleinheiten ab und begrüßte einen. Außerdem muß das Haus voller Schwalben- und Spatzennester gewesen sein, denn die saßen immer überall vor den Fenstern.

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Dienstag, 19. Juni 2018

Heimkehr

Mit einem leichten Sonnenbrand auf der Nasenspitze, einer Blase am Fuß von meiner Mammut-Tour zum Prerower Leuchtturm und mit diversen Fundstücken bin ich von meiner Reise zurückgekehrt. Die Tour zum Leuchtturm und zurück müßte ca. 30 km lang gewesen sein, zwischendurch natürlich noch mit Aufstieg auf den Leuchtturm plus Museumsbesichtigung, und ich merke meine Beine immer noch. Eigentlich dachte ich, mit dieser Tour hätte ich alles abgearbeitet, was ich zuviel im Urlaub an Eis und Kuchen und Croissants genossen habe, aber die Waage zeigt trotzdem fast zwei Kilo mehr an. Zudem war am Abreisetag wieder traumhaftes Strandwetter, eine Wassertemperatur von 19 Grad und durch die Tour hatte ich die schönsten leeren Strandabschnitte mit türkisblauem Wasser und/oder weißen Dünen entdeckt, nur daß mir das nichts mehr nutzte. Aber so ist es immer - kaum hat man die besten Plätzchen ausgekundschaftet, geht es schon wieder nach Hause.

Und zu Hause erwarteten mich bereits meine Haustiere - äh, Moment mal, ich habe doch gar keine Haustiere. Aber als ich das Zimmer mit dem Blumenkasten vor dem Fenster betrat, den ich extra wegen der Reise nicht bepflanzt hatte, begrüßte mich dort im Kasten schon wieder eine Ringeltaube auf ihrem Nest. Anscheinend versuchen sie es jetzt nochmal mit dem Nachwuchs, denn ich sah ein Ei hervorblitzen.

Fundstücke

Donnerstag, 14. Juni 2018

Urlaubsausnahmezustand

Soviel wie im Urlaub frühstücke ich sonst nie. Hier esse ich zum Frühstück regelmäßig drei Croissants mit Butter oder Konfitūre, eine Scheibe Brot mit Aufschnitt, ein Ei und einen Teller Obst mit Wassermelone und Erdbeeren.
Jeden Tag kommt außerdem eine warme Mahlzeit in den ūblichen großen Restaurantportionen hinzu, sowie zwischendurch Eis und Kuchen. Der Gedanke an die Waage hinterher hilft da auch nicht. Aber vielleicht schlägt es ja gar nicht so sehr an mit genug kaltem Wasser an den Fūßen. Von der großen Scholle, die ich heute abend aß, habe ich allerdings gerade das Gefūhl, daß der Boden unter den Fūßen schwankt. Vielleicht eine Ūberdosis Schwermetalle. Oder doch ein Seebeben.

Samstag, 9. Juni 2018

Your body's poetry

Ich mag diese Textzeile aus dem Lied "Move your body" von Sia - your body's poetry. Also doch Dichtkunst. Draußen herrschen um 22:30 Uhr noch immer 29 Grad. Trotzdem tanzte ich heute recht lange, mein Outfit, wie zu sehen, bestand allerdings aus fast gar nichts. Am besten trägt man nur den Schweiß auf der Haut, der kühlt mit der Zeit gut, müffelt aber auch tierisch, vor allem bei geschlossenem Fenster, um die richtige Hitze draußen zu lassen. Wie man ebenfalls sieht, bin ich vom Fitness-Guru weit entfernt. Doch da ja nun dieses verräterische Foto existiert, wäre es mal interessant, im nächsten Jahr um diese Zeit einen Vergleich zu machen. Und mein Bauch sieht deshalb aus wie ein Streifenhörnchen, weil ich mich im Sitzen gesonnt habe und die Speckrollen ziemlich tiefe schattige Areale werfen.

Beim Kofferpacken stellte ich allerdings fest, daß ich inzwischen viele Hosen und Schlafanzüge habe, die mir jetzt zu groß sind. Und das fand ich gar nicht mal so gut, weil ich erstens lange nach den Sachen kramen mußte, die mir vorher zu eng waren, und bei den zu großen Klamotten viele dabei sind, die ich erst vor kurzem gekauft habe und die ich gerne tragen würde. Nun ja, dann müssen sie halt warten.

Poetry






Donnerstag, 7. Juni 2018

Fitnesswahn

Ok, da das Sterbedatum von Twoday.net nun erstmal bis Ende Juni verschoben wurde, kann ich ja fröhlich hier weiterbloggen. Allerdings weiß ich nicht mehr, was ich noch glauben kann und soll, von dem, was mal da und dort als Info geboten wird.

Die Hitzewelle ist etwas abgeflaut und so wollte ich gestern abend wieder zum Zumba. Und es fühlt sich so an, als ob es keine gute Idee war. Während der größeren Hitze hatte ich, was das Tanzen betrifft, eher langsam oder gar nichts gemacht, aber dafür mehr Kraftübungen. Unter anderem auch einbeinige Kniebeuge. Nur damit hier nicht das falsche Bild aufkommt, ich sei super fit und stark: diese einbeinigen Kniebeuge mache ich immer nur halb, aber auch das ist schon anstrengend und fordernd genug. Danach tanzte ich am Dienstag wieder länger und übte an einem Lied, bei welchem ich in eine gespreizte Kniebeuge gehe. Irgendwann kam ich nicht mehr hoch. Meine Muskeln haben total versagt. Ich versuchte zwar, noch weiter zu tanzen, aber meine Beine waren wirklich nur noch wie Pudding und hatten keine Kraft mehr, weshalb ich schnell aufgab. Nun hatte ich den restlichen Dienstag und den Mittwoch zur Erholung, und am Mittwoch merkte ich eigentlich auch nichts mehr an meinen Beinen, allerdings anscheinend nur, weil ich sie eben nicht viel benutzte. Als ich dann vor dem Training mich umzog, Tasche packte usw., da spürte ich plötzlich, daß die Beinmuskeln doch noch ganz schön schwächeln und zwicken und fragte mich schon, ob es besser wäre zu Hause zu bleiben. Schließlich sind die Beinmuskeln das Wichtigste, um eine Stunde Zumba durchzuhalten. Beine wie Pudding kann man da nicht gebrauchen. Aber dann dachte ich mir, was soll's, dann tanze ich halt nur noch mit den Armen, wenn die Beine versagen, oder was weiß ich. Irgendwie habe ich die Stunde dann doch ganz gut über die Runden gebracht - aber heute, heute krieche ich durch die Wohnung wie eine 80jährige Oma. Mir tut alles weh, obwohl ich normalerweise nach dem Zumba nie Muskelkater habe. Das gestern war dann wohl das i-Tüpfelchen für meine überforderten Beinmuskeln.

Wie wichtig längere Erholungsphasen für die Muskeln sind, durfte ich schon in der Woche vorher eindrucksvoll erleben. Als ich nämlich fünf oder sechs Tage meine Armmuskeln wegen der Hitze nicht mehr extra trainiert hatte, konnte ich mich das erste Mal seit meiner Kindheit wieder in eine Brücke stemmen. Als Kind konnte ich die Brücke, aber als Erwachsener bin ich nicht mehr hochgekommen, zumal ich ja als Erwachsener auch schwerer bin. Diese plötzliche Kraft hat mich so motiviert, daß ich sofort mit extra viel Workout weitermachte, das Ergebnis ist allerdings, daß ich seitdem wieder nicht mehr in die Brücke komme. Wahrscheinlich müßte ich meinen Muskeln dazu genug Zeit zur Regeneration lassen, um in diese motivierenden Kraftspitzen zu gelangen. Überhaupt ist mir das schon häufiger aufgefallen, daß ich nicht nur am kräftigsten, sondern auch am beweglichsten bin, wenn ich längere Sportpausen mache. Sobald ich regelmäßiger Sport mache, selbst wenn es nur alle zwei Tage ist, werde ich sofort unflexibler und schwächer. Wenn man nicht mehr so viel Kraft hat, macht Bewegung aber auch weniger Spaß, weil es sich nicht mehr so gut anfühlt und man braucht mehr Selbstdisziplin, weil die Motivation abnimmt. Selbstdisziplin braucht man ja eigentlich nur, wenn man sich zu irgendetwas zwingen muß. Deshalb halte ich Selbstdisziplin auch für so überschätzt, weil sie schnell in eine Sackgasse führen kann, sobald man sich immer mehr zwingen muß, weil man durch zu wenig Pausen stets schwächer wird. So gesehen bringt mir jedes Training, bei welchem ich in meiner vollen Kraft bin, mehr, als fünf Workouts, bei denen ich mich nur so schwächelnd durchschleife, weil es enorm viel Motivation gibt. und die ist viel mehr wert als Selbstdisziplin.

Das Problem bei der Sache: Wenn ich längere Pausen mache, steigt in diesen Tagen auch schnell das Gewicht wieder und ich kann mich nicht entscheiden, was die höhere Priorität haben sollte - Fettverbrennung oder Kraft und Beweglichkeit. Immerhin verbrennen mehr Muskeln ja auch mehr Fett. Ja, was nun? Aber das viel größere Problem bei der Sache ist, daß mich mehrere Tage Pause meist echt nerven. Irgendwie macht es mich ungeduldig, wenn ich nicht gleich richtig weitermachen kann. Ein echtes Dilemma.

Und dann war da gestern dieser Themenabend bei 3sat über Menschen im Fitness- und Ernährungswahn, deren Lebensinhalt aus nichts anderem besteht, und die darüber online berichten. Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, auf dem besten Weg zu solch einem "Lifestyle" zu sein. Denn mein Leben besteht im Prinzip nur noch aus Tanzen, der nächsten Choreografie, neuen Yoga-Variationen und den besten Kraftübungen. Ohmm, ich weiß nicht, ob ich das so gut finde. Das Leben muß doch auch noch aus etwas anderem bestehen. Versuche ich allerdings etwas anderes zu finden, das mich zwischendurch begeistert und interessiert, fällt mir nicht wirklich viel ein. Und muß ich halt dann doch mal Pausen einlegen, hänge ich bei Youtube herum und schaue mir Tanzvideos (ok, manchmal auch Katzenvideos) an. Das macht mir Angst. Andererseits, solange es Freude macht, kann es ja eigentlich nicht so verkehrt sein, oder? Und ich könnte aus der Not eine Tugend machen, und auch so ein Fitness-Lifestyle-Blog mit Online Coaching anbieten. Eine Kollegin von mir meint, ich könne gut motivieren und inspirieren.

Nur gibt es auch hierbei ein Problem: Ich quäle mich so ungern. Ich quäle mich weder beim Sport, noch beim Essen. Bei mir muß alles immer reinste Freude sein, ansonsten höre ich sofort auf. Ich tue nur das, was mir entspricht. Zum Beispiel esse ich, was und wieviel ich will und was mir schmeckt, habe aber kein Problem damit, nur ein oder zwei Mahlzeiten pro Tag zu essen, weil das für mich total natürlich ist. (Jemand anderes kann vielleicht nicht auf drei oder mehr Mahlzeiten verzichten, kommt aber gut damit klar, eine bestimmte Diät einzuhalten.) Ich meide zwar Zucker, bestimmte Milchprodukte und Weizenmehl, bin da aber auch nicht übermäßig penibel. Mein Körper zeigt mir recht schnell mit seinen Signalen, wann es genug ist. Von Zucker bekomme ich weiche Zähne, von Milchprodukten Pickel und von Weizenmehl ein aufgeschwemmtes und wabbliges Bindegewebe - und schon bin ich wieder voll motiviert, gesündere leckere Sachen zu essen. Ok, beim Sport haut das mit der reinsten Freude nicht immer so hundertprozentig hin, weil es ja dazu gehört, seine Grenzen immer mehr zu erweitern und das gelingt natürlich nicht, wenn man nur in der Komfortzone bleibt, Aber so eine wohl gewählte Herausforderung, die weder unter- noch überfordert, kann ja auch Spaß machen. Doch als Fitness-Guru komme ich mit so einem Prinzip der Freude nicht weit.
Um wie ein Fitness-Guru auszusehen und genug Follower zu sammeln, scheint es mir, muß man sich dann doch mit eiserner Willenskraft durch Trainingspläne hindurchprügeln.

Ich halte Selbstdisziplin für überschätzt, finde innere Motivation wichtiger und hasse Trainingspläne. Ich bin eher so der spontane Typ. Hier mal schnell fünf Klimmzüge, da mal eine Yogasession, dazwischen nochmal ein paar Liegestütze, und jetzt mal zwei Stunden tanzen. Alles rein aus dem Impuls heraus, was dann aber auch dazu führt, daß es kaum einen Tag gibt, an dem ich überhaupt nichts mache. Und so kriege ich das auch mit den Ruhepausen nicht so richtig hin, weil ich dann mal eben doch noch die ein oder andere Yogaübung, ein paar einbeinige Kniebeugen oder was auch immer mache. Wahrscheinlich braucht man Trainingspläne ebenfalls eher dann, wenn man sich zu etwas zwingen und durchprügeln will. Ich muß mich zu nichts zwingen, ich mache alles aus der Lust an Bewegung heraus, aber ich höre auch auf, um später weiterzumachen, wenn die Lust nachläßt oder ich demotiviert bin. Aus diesem Grund werde ich wohl nie wie ein Fitness-Guru aussehen. Mit meinem Aussehen kann ich wohl höchstens ein paar Senioren einsammeln, denen ich verspreche, daß sie mit meinen Fitnesstips ihr jugendliches Äußeres bewahren.

Wenn aus der Not eine Tugend zu machen also doch keine so gute Idee ist, bliebe noch die Möglichkeit, etwas anderes zu finden, das mich begeistert, und woran ich in den notwendigen Pausen ebenso Freude habe, damit mein Leben mehr ist als nur Fitness. Dann wäre meine Stimmung in den Pausen vielleicht auch besser und ich wäre geschützt davor, zuviel zu machen. Mir fällt jedoch einfach nichts ein.

(Beim Schreiben dieses Beitrages herrschte draußen am Vogelhaus ein mörderisches Gezeter. Erst dachte ich, es seien Spatzen, doch dann sah ich, daß es Meisen sind, jedoch eine Art, die ich noch nie vorher gesehen habe. Extrem klein, das Äußere ein wenig wie Kohlmeisen, aber mit anderen Farben. Die Recherche ergab, daß es sich wohl um diese Tannenmeisen handelt. Ich kenne zwar nicht alle Meisenarten, aber ich würde behaupten, die kleinsten Meisen haben das lauteste Organ. Schlimmer als Spatzen, sage ich euch!)
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