Mein Thermometer auf dem Balkon zeigt in der Sonne gerade 45 Grad an. Ich fürchte, wenn ich da raus gehe, werde ich gebraten. Im Zimmer sind es zum Glück "nur" knapp 30 Grad. Ich laufe eigentlich Tag und Nacht ausschließlich mit Bikini herum und trinke Unmengen Bier in Form von Berliner Weiße. Und Hausarbeit kann mir gestohlen bleiben. Zum Staubsaugen habe ich bei dieser Hitze absolut keine Lust, aber mein Flur sah langsam schon immer übler aus, weshalb ich mich fragte, ob ich jetzt einfach über die Hitzetage verschlampe, und nichts dabei finde, oder doch noch die Zähne zusammenbeiße und mit dem Staubsauger ein wenig mehr schwitze. Und dann fiel mir ein, daß ich ja noch einen Butler habe. Das kann aber auch nur mir passieren, daß ich einen Butler in der Ecke stehen lasse, alles selbst mache und ihn schließlich vergesse! Der Butler ist ein Saugroboter, den ich mal für teures Geld gekauft, und ihm auch schon ein neues Akku spendiert hatte, aber eigentlich nie benutze. In meiner kleinen verwinkelten Wohnung mit den hohen Schwellen, wo ich ihn meist tragen muß, geht es irgendwie schneller, wenn ich einfach den guten alten Staubsauger hervorhole, zumal ich auch keinen richtigen Platz für eine frei zugängliche Ladestation habe. Nur nicht heute und nur nicht jetzt! Also trug ich den Butler wie Fiffi in den Flur, setzte ihn dort aus und ließ ihn machen. Nun ja, tiefenrein ist anders, aber es reicht, um über die Hitzewelle nicht ganz zu verlottern. Jetzt ist es vorbei mit der Faulenzerei für meinen Butler, jetzt muß er ran, egal wie lange es dauert. Ich rühre keinen Finger mehr!
Manchmal bedaure ich es wirklich, daß es keine magischen Tore gibt (wie z.B. dieses hinter der Dorfkirche von Wustrow), durch welche man nur hindurchgehen muß, damit man am Ort seiner Träume ist. Ich wüßte schon, wo ich mich hinwünschen würde. Ich glaube, ich habe mich in einen Strand verliebt. Jedenfalls denke ich ständig an diesen Strand, das kann aber auch am Wetter liegen. Stattdessen mache ich Wasserwandern in der Badewanne - ziemlich langweilig, aber gut um wieder abzukühlen. Seit zwei Wochen habe ich keinen Hunger mehr. Ich lebe nur noch von Obst, Alnatura-Dinkel-Salzbrezeln (zum Glück gibt es die in meiner Kaufhalle - upps, die Hitze bringt wieder den Ossi in mir hervor), Leberwurststullen und selbstgemachtem Eis. Zu meinem Schock und Leidwesen, war am Montag die Erdbeere genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen ist. Damit ist die Erdbeerzeit für dieses Jahr vorüber, schade. Dafür hat die Bohnensaison begonnen und ich habe mich gleich mit einigen Säcken eingedeckt und einen großen Topf Bohnensalat gemacht. Der muß jetzt für einige Tage reichen und ist genau richtig bei dieser Hitze. Und dann sind ja da noch die Nächte, in denen es mal angenehmer wird, allerdings nur, wenn man sich nicht scheut, rauszugehen und als Futterstelle für die Mücken zu dienen, denn beim Lüften tut sich an der Raumtemperatur kaum noch etwas. Dazu ist es nachts inzwischen auch schon zu warm. Beim Abkühlen und nächtlichem Sternegucken darf
meine Sommernachts-Playlist mit meinen Lieblings-Sterneguck-Liedern nicht fehlen.
Als ich damals das Zumba-Spiel für die Playstation kaufte, erwarb ich auch so ein Zumba-DVD-Set mit nervigen Zumba-Rassel-Hanteln, die ich eigentlich schon längst verschenken wollte, aber sie liegen immer noch bei mir herum. Nach den DVDs habe ich bisher nie getanzt. Ich habe nur ab und zu mal kurz reingeschaut und es dann gelassen. Jetzt dachte ich mal wieder an diese DVDs und daß ich sie doch mindestens einmal durchtanzen sollte, um wenigstens zu sehen, was da drauf ist. Da ich heute eh nicht sehr motiviert war, hab ich mir das dann sozusagen als Pflichtprogramm vorgenommen, um mich überhaupt zu bewegen. Allerdings ist mir schnell klar geworden, warum ich noch nie wirklich Bock auf diese DVDs hatte - nur Gequassel und Gesabbel die ganze Zeit, so daß man überhaupt nichts von der Musik mitbekommt. Aber ich will ja eigentlich zu Musik tanzen und nicht zu irgendwelchem Gequassel. Die DVDs haben so einen Teil, in welchem die Grundschritte gezeigt werden, und da habe ich festgestellt, daß der Schritt, den ich für mich "ägyptischer Schritt" nenne, eigentlich ganz anders heißt, aber ich nenne ihn trotzdem weiter so, weil er original so aussieht,wie Ägypter auf ihren Wandgemälden. Die eine deutsche Sprecherin des Basic-Teils klingt, als hätte sie irgendwo eine Sex-Telefon-Hotline zu laufen. Und trotz dieses Einführungsteils werden in jedem Workout die Schritte noch einmal extra benannt und vorgestellt - halten die mich für zu doof, daß ich die Schritte auch so wiedererkenne? Und dann ständig die Aufforderung: "Hört auf die Musik!" Ähm, ja, würde ich ja gerne, wenn nicht dauernd jemand dazwischenquatschen würde. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob ich die Musik wirklich hören möchte, denn es ist eigentlich nichts oder kaum etwas dabei, was mir gefällt. Und etwas, das mir nicht nur in dieser DVD auffällt: Selbst bei männlichen Tänzern sieht man heutzutage kein einziges Haar mehr. Was für eine Unsitte! Beto und die anderen Tänzer sehen alle aus wie Babys. Da kommt man nicht wirklich in Stimmung. Überhaupt frage ich mich gerade, wann ich eigentlich das letzte Mal einen sexy behaarten Mann gesehen habe (alte Männer mal ausgenommen). Ich kann mich nicht erinnern. Fazit: Das DVD-Set war ein kompletter Fehlkauf.
Hinterher hatte ich noch schlechtere Laune und stellte fest, wenn man eh schon schlechte Laune hat, ist es keine gute Idee, sich sowas anzutun. Allerdings fühlte ich mich viel zu fertig und lustlos, um noch eigene Choreographien zu tanzen. Irgendwie raffte ich mich doch auf, weil ich zwei bis drei Choreos üben wollte, in die ich einzelne heiße Details eingefügt hatte. Ich liebe heiße Details, vor allem, wenn sie sich super in die Choreo einfügen und sich schnell gut tanzen lassen. Die Choreos liefen schön, die mir eingefallenen Details sind klasse - und schwupps, war meine Laune schon besser und ich hatte auch gleich wieder mehr Energie.
Und ich beschloß: Kein doofer Fitnesskram von anderen mehr. Meine Musik, meine Regeln, meine Choreos. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, zu Musik zu tanzen, die ich nicht fühle, oder bei der ich nicht zumindest echten Spaß habe, mich zu bewegen. In den Zumba-Kursen und im Training habe ich viel neue Musik kennengelernt und auch einiges, das ich beim Tanzen anfing zu mögen. Aber gerade im lateinamerikanischen Spektrum sind Lieder, die mir wirklich gefallen, doch ziemlich rar.
Und deshalb wird rigoros ausgemistet. Von den, wie mir scheint inzwischen tausenden von Choreos von Youtube, die ich angesammelt habe, wird alles rausgeschmissen, das mir von der Musik her nicht wirklich gefällt.. Ich hebe höchstens einzelne Schritte auf, um sie als Anregung für meine Choreos zu nutzen. Nicht alles, was ich so mache, hat noch irgendwas mit Zumba zu tun, obwohl es praktisch ist, daß man einfach alles so nennen kann. Ich weiß eigentlich manchmal selbst nicht, was es eigentlich ist. Aber ist ja auch völlig wurst - niemand kontrolliert meine Choreos, niemand gibt etwas vor, ich muß auf niemanden Rücksicht nehmen und es muß niemandem gefallen - ich habe die komplette Freiheit, so zu tanzen, wie ich es gerne möchte, dann tue ich das doch auch.
Manchmal hat die Zeit Schluckauf und dann entstehen Zeitlöcher. Sehr gut beobachten läßt sich das auch immer wieder beim Zumba. In der letzten Woche noch war ich total erstaunt, als die Zumbine plötzlich schon zum Cool Down überging, weil ich völlig das Gefühl hatte, erst eine halbe Stunde getanzt zu haben. Aber zum Glück gibt es ja Uhren. Und gestern war beim Zumba genau das Gegenteil der Fall - die Zeit dehnte sich wie Kaugummi. Schon verrückt, diese Zeit. Nach dem Zumba-Training hatte ich gestern außerdem schlechte Laune. Gewöhnlich hat mir Zumba mal gute Laune gemacht, aber irgendwie kommt es immer häufiger vor, daß ich schlechte Laune bekomme. Vielleicht ist das ja ein Zeichen, daß ich nicht mehr am richtigen Ort bin. Mein Horoskop sagt über die Zeitqualität: "..denn Sie sind nicht mehr ganz an Ihrem richtigen Platz, und noch nicht an einem neuen Platz. Gehen Sie aber davon aus, dass der neue Platz besser zu Ihnen passen wird als der alte! "(Pl Quadrat MC) Wenn sich denn mal ein neuer Platz zeigen würde!
Manchmal bleibt die Zeit auch einfach stehen. Wie neulich in dieser kleinen Pension, die sich völlig im Stil der 50er Jahre zeigte. Allerdings befürchte ich, daß es nicht nur ein Stil war, sondern die Einrichtungsgegenstände ebenfalls noch aus den 50ern stammten. Das Bett krachte so laut, wenn man sich raufsetzte, daß man jedesmal kurz dachte, es bricht zusammen. Außerdem durfte man sich beim Schlafen im Bett nicht umdrehen, weil man dann nämlich von dem Lärm wieder aufwachte, den das Bett machte. Leider hatte ich auch noch mein Schlafschaf vergessen, das sonst bei jeder Reise mit dabei ist. Am kleinen Schränkchen mit dem Fernseher fehlte ein Bein und stattdessen war ein kleiner Stapel Spanplatten druntergeschoben. Der 50er-Jahre Trottellampenschirm hatte auf der zur Wand gedrehten Seite ein großes Loch, aber immerhin waren die bestickten Spitzendeckchen und die Tüllgardinen frisch gestärkt. Weiterhin lagen überall tote Insekten herum, aber das Durchgehen der Räume mit Insektengift hatte anscheinend nicht durchschlagende Wirkung gezeigt, denn von der Lampe hing doch noch eine Spinne an langem Faden herunter. Deshalb schaute ich auch erstmal noch über dem Bett nach, bevor ich darin fast zusammenbrach.
Hätte ich das alles in Schwarz-Weiß gesehen, hätte ich sofort an Bates Motel gedacht, schon deshalb, weil die Pension von einer alten Dame in den 70ern und ihrem jungen, schwarzhaarigem Sohn geführt wird. In Farbe allerdings wirkte alles nur sehr muffig, bieder und abgenutzt. Als ich von der alten Dame den Schlüssel überreicht bekam, hatte dieser ein rundes, weißes Ding als Anhänger, wovon alle meinten, es sähe aus wie ein Knochen, worauf sich vier eingeritzte Kerben befanden. Irritiert schaute ich auf diesen seltsamen Anhänger und fragte nach der Zimmernummer, worauf sie mir an den Kerben vorzählte: eins, zwei, drei, vier! Ah ja, was für doofe Frage! Ich bin es halt einfach nicht mehr gewöhnt, Keilschrift zu lesen.
Aber der Höhepunkt war dann wirklich das Badezimmer. ein kleiner, wahrscheinlich höchstens vier Quadratmeter großer Raum, mit einem dafür ziemlich großem und tiefgelegtem Fenster. Eine enge Duschkabine genau neben der Tür und Toilette und Waschbecken vor dem Fenster. Gegenüber nur ca. zwei Meter entfernt, die Fenster der Privatwohnung. Und am Toilettenfenster - zwar waren noch die Befestigungsüberreste eines Rollos zu sehen, vom Rollo aber weit und breit keine Spur. Auch keine Gardine. Man saß quasi auf der Toilette wie auf einem Thron im Schaufenster und vor dem Waschbecken stand man direkt im Schaufenster. Zum Glück befand sich in einem der Zimmer eine Decke, welche ich abends über die - gottseidank - vorhandene Gardinenstange drapierte. Lust dort in die Duschkabine zu steigen, hatte ich allerdings trotzdem überhaupt keine.
Das Frühstück war natürlich so einer Pension entsprechend nicht sehr vielseitig. Es gab nur eine Sorte weißer Brötchen, was ja normal ist. Wirklich schrecklich fand ich aber die Edelstahl-Marmeladenbehälter. Nicht nur, daß sie grauenvoll aussahen und ebenfalls so, als ob sie noch aus den 50er Jahren stammen: ein eckiges Schüsselchen mit einer runden Klappe mit Löffelloch darüber und alles auf einem dazugehörigem Untersetzer und über und über mit Fingerabdrücken übersät. Dazu kommt, daß ich eine Edelstahl-Aversion habe. Also nicht gegen Edelstahl an sich, aber Edelstahl in Verbindung mit Lebensmitteln. Schon als Kind konnte ich keinen Tee trinken, der mit einem Teesieb aus Edelstahl zubereitet war, weil der ganz eklig nach Metall geschmeckt hat. Meine Eltern wollten mir immer einreden, daß ich mir das alles nur einbilde, daß ich überempfindlich bin und daß da kein Metall sein könne, aber ich habe das Metall auch rausgeschmeckt, wenn ich nicht wußte, womit der Tee zubereitet ist, und ihn nicht mehr getrunken. Seitdem setze ich Edelstahl meist nur für Zwecke ein, wo es nicht sehr lange mit Wasser oder anderen Nahrungsmitteln in Berührung kommt. Kann sein, daß man in der süßen Marmelade gar keinen Unterschied gemerkt hätte, aber alleine bei dem Gedanken daran, daß vielleicht die Säure der Marmelade noch extra Metallpartikel rauslöst, verging mir dann doch jeder Appetit.

In der letzten Nacht wurde ich von Angela Merkel mit dem großen Zeh angestupst - ok, es war natürlich nur ein Traum. Wir saßen verstreut und lässig irgendwo mit anderen Leuten auf einer Couchgarnitur zum Essen herum. Sie saß am weitesten entfernt von mir, reckte und streckte aber plötzlich ihre nackten Beine nach mir aus, bis sie fast auf dem Rücken lag, und stupste verspielt mit ihrem großen Zeh an mein Knie. Wenn ich mich richtig erinnere, war es der rechte Zeh. Und bereits im Traum wußte ich nicht so richtig, was ich davon halten soll.
Und da ich schon wieder dabei bin, Träume aufzuschreiben, darf auch die arme Schildkröte nicht fehlen, die ich im Traum anzündete. Erst als sie lichterloh brannte, merkte ich, daß sich tatsächlich noch eine lebendige Schildkröte in dem Panzer befand. Ich versuchte zwar, das Feuer zu löschen, aber sie war längst über und über verbrannt und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Bei Schildkröte fällt mir zuerst wieder das Thema Zeit ein, welches in den letzten Wochen irgendwie in meinen Träumen eine Rolle spielte, aber das Traumbild spiegelt auch ziemlich gut meine sich bekriegenden Anteile. Da ist zum einen der ungeduldige, impulsive und leidenschaftliche Teil von mir und zum anderen der Teil, der Sicherheit, Ruhe und Gemächlichkeit braucht. Gar nicht so einfach, beide unter einen Hut zu bringen.
Viele alte Menschen können mit den unaufhörlich fortschreitenden technischen Errungenschaften nicht mehr mithalten und einige wollen es auch gar nicht, da sie merken, daß nicht alles davon ein Segen ist und tatsächliche Verbesserung bedeutet. Vieles ist auch nur ein Zeit- und Geldräuber und wahrscheinlich sogar zu letzterem Zweck nur erfunden. Selbst ich, obwohl ich mich nicht als alt bezeichnen würde, mache nicht mehr jeden technischen Schnickschnack mit, weil ich einfach besseres mit meiner Zeit anzufangen weiß. Der Nachteil von weniger Interesse an technischen Neuerungen ist nur, daß man dann auch mal schnell zum ahnungslosen Opfer werden kann. Meine Mutter mit ihren 84 Jahren ist nicht einmal komplett uninteressiert. Ungefähr mit 70 Jahren hat sie noch einen Volkshochschul-Computerkurs besucht, obwohl sie ihr ganzes langes Arbeitsleben als Redakteurin gut ohne Computer über die Runden gebracht hat. Sie war halt einfach neugierig. Zum Herumspielen bekam sie von mir einen alten Laptop, an dem sie auch eine Weile herumklickte, allerdings hatte sie nicht wirklich einen Plan, wofür man das Gerät eigentlich braucht, weshalb sie ihn dann, wie ich vermute, an meinen Bruder weiter verschenkte. Internet wollte sie noch nie, zum einen, weil ihr hier ebenfalls noch nicht so richtig einleuchtet, wofür man das eigentlich braucht, und zum anderen spielt bestimmt ebenfalls der Respekt und die Angst vor den ganz schlimmen Viren und Abzockern, denen man dort begegnen kann, eine Rolle.
Nun erzählte mir meine Mutter letztens, sie wurde von der Telekom darüber informiert, daß ihr alter Tarif nicht mehr gültig sei und sie einen neuen Vertrag abschließen müsse. Sie hätte dafür etwas ausfüllen müssen und dafür extra angegeben, daß sie einen Tarif ohne Internet möchte. Mir kam das alles komisch vor, aber da sie meinte, mein Bruder hätte sich das angeschaut, habe ich nicht weiter gefragt.
Heute nun rief meine Mutter an und erzählte, sie hätte jetzt ihren neuen Telefonvertrag und außerdem sei auch noch jemand gekommen, die ihr einen Kasten in der Wohnung installiert hätte.
"Was für einen Kasten denn?" fragte ich verwundert.
"Na so groß wie ein halber Schuhkarton. Der steht jetzt neben dem Telefon."
"Und wofür soll der Kasten gut sein?" fragte ich sehr irritiert, da mir nicht bekannt ist, daß man zum Telefonieren ohne Internet irgendeinen Kasten braucht.
"Mir wurde gesagt, der ist zur Verbesserung der Klangqualität und damit man da irgendetwas besser sehen kann."
So ein Quatsch, denke ich innerlich und frage mich schon, was sie ihr da wohl angedreht haben. Dann fragte ich sie weiter aus.
"Na da sind überall so bunte Lämpchen dran. Die blinken und leuchten immer. Und mir wurde gesagt, die eine Lampe müsse immer grün sein und wenn sie rot ist, müsse ich irgendeine Hotline anrufen."
Ich so zu ihr: "Kann es sein, daß sie dir einen Router angedreht haben?"
Und sie so: "Ja, genau! Router heißt das Ding."
Und ich so: "Na Herzlichen Glückwunsch, dann hast du jetzt Internet."
Und sie: "Wie Internet? Ich will doch gar kein Internet. Das habe ich doch extra angekreuzt."
Ja, nu erkläre das mal einer alten Frau. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Tarife mit Ip-Telefonie aber ohne Internetzugang gibt, kann mir das aber nicht so wirklich vorstellen. Meine Recherchen im Internet ergaben, daß die Telekom wohl schon seit einigen Jahren sogenannte Zwangsumstellungen auf Ip-Telefonie durchführt. Ich selbst telefoniere noch analog und das mit Absicht. Ich habe zwar einen Router mit Internet, schließe das Telefon aber bewußt immer am Splitter an, da ich beides getrennt haben möchte.
Ich finde dieses Vorgehen der Telekom alten Menschen gegenüber nicht nur sehr kundenunfreundlich, sondern geradezu unverantwortlich.
Meine Mutter meint zwar, sie würde ja nicht mehr bezahlen dafür, aber ich sehe halt die anderen Aspekte. Mit dem Router hat sie noch ein anfälliges Gerät mehr in der Wohnung, das gewartet werden muß und von dem sie keine Ahnung hat. Es kann bei Stromausfällen, Hackerangriffen oder Defekten einfach abstürzen und die Telefonverbindung ist nicht mehr verfügbar. Zwar kann sie dann eine Hotline anrufen, aber womit? Meine Mutter hat zwar eines, benutzt aber kein Handy, weil sie davon schon überfordert ist. Noch würde sie es bis zur Nachbarin schaffen, aber ihre Gehfähigkeit nimmt immer mehr ab und irgendwann ist sie vielleicht nicht mehr dazu in der Lage. Und gerade für alte Menschen ist eine verlässliche Telefonverbindung, die ohne viel technische Wartung funktioniert, wichtig, da sie ja vielleicht mal dringend einen Notruf absetzen müssen. Aber über so etwas scheint die Telekom nicht nachzudenken.
Zwar mag ich die Pfirsich-Saison lieber, aber da man kaum noch Pfirsiche bekommt, die wirklich wie Pfirsiche schmecken, zelebriere ich auch gerne die Beeren, von denen man mit etwas Glück noch schmackhafte kaufen kann. Hätte ich einen Garten, würde ich als erstes sofort einen Pfirsichbaum pflanzen. Da ich aber keinen habe, deckte ich mich heute in Hülle und Fülle mit Beeren ein: Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren. Da ich versuche auf Zucker zu verzichten, wo es nur geht, aber Konfitüre dann doch manchmal vermisse, bin ich dazu übergegangen, mir jede Woche selbst ein Glas Konfitüre mit zahnfreundlichem Birkenzucker und Apfelpektin einzukochen, hauptsächlich in der Sorte Heidelbeere-Orange. Funktioniert wunderbar, schmeckt köstlich und nach einer Woche ist das Glas regelmäßig leer. Natürlich könnte ich gleich mehrere Gläser auf Vorrat einkochen, aber das ist mir viel zu viel Arbeit. Schließlich müßte dann alles ausgiebig sterilisiert werden, damit sich die Konfitüre auch länger hält, aber so stelle ich das Glas einfach nur in den Geschirrspüler, fülle es neu und eine Woche später ist es sowieso wieder leer.
Zum Abendessen gab es heute nur Feldsalat mit Tomate, Kichererbsen und einem Sprossen-Mix. Eigentlich bin ich ja nicht so der Salatesser, aber ich hatte noch ein Gläschen French Dressing von Drei Spatzen aus einer Box, das ich mal aufbrauchen wollte. Und jetzt denke ich mir, könnte man im Grunde öfter machen, vor allem im Sommer. Die Beeren dagegen kann man auch gut vor dem Fernseher wegnaschen und Beeren machen beerenstark.

Es wundert mich nicht sehr, daß ich das Meer schon wieder vermisse, vor allem, wenn ich an diesen verlassenen, aber sonnenüberfluteten,und glitzernden Traumstrand denke, zu welchem ich es kein zweites Mal geschafft habe. Und ich vermisse das Wasserwandern, das könnte ich stundenlang tun, auch bei Wind und Wetter. Hauptsache, oben herum wetterfest eingepackt, aber die Füße im Wasser. Anderen wird dann immer kalt, wenn sie mich sehen und sie gucken oft konsterniert auf meine beständig nassen Hosen, aber wenn man es nicht selbst probiert hat, weiß man auch nicht, was für wunderbar warme Füße man davon bekommt. Überhaupt fühlt es sich genau richtig an. Und so war es wohl auch mal vorgesehen. Immer, wenn meine Füße von Wellen umspült werden, habe ich das Gefühl, ich bin zu Hause angekommen. Vielleicht geht es ja jedem so, denn schließlich ist das Meer unserer aller Ursprung.
Anscheinend vermisse ich noch andere Dinge, denn in der letzten Nacht hatte ich nach langer Zeit mal wieder einen sehr intensiven Traum. Irgendwie träume ich nicht mehr so viel wie früher, aber ich nehme das als ein gutes Zeichen. Das sieht die Psychoonk genauso. Nur kehren regelmäßig diese Träume von einer bestimmten Person wieder, die ich seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Diese Träume sind oft voll von Glück, aber auch von Trennungsschmerz. Der Traum der letzten Nacht war emotional so aufwühlend, daß ich noch nach dem Aufwachen stundenlang wie benommen war. Ich könnte ihn einen erotischen Traum nennen, aber das würde ihm nicht entsprechen, da die Erotik eigentlich nur Beiwerk zu den sehr intensiven Gefühlen war. D. ist bei mir in der Wohnung und würde die Nacht über bleiben. Er sieht älter aus, also vielleicht so wie heute, und wirkt außerdem viel reifer. Ich bin glücklich, so viel Zeit mit ihm zu verbringen und genieße jede Minute. Denn die Momente mit ihm sind rar und kostbar. Er verhält sich so, als würde er mir nicht zur Last fallen wollen, was aber nie der Fall ist, und sagt mir, daß mein Kleid hübsch aussieht. In der Tat trage ich, eher ungewöhnlich für mich, ein hellblaues, sommerliches Kleid. Er ist wie üblich etwas wortkarg, trotzdem fühle ich diese tiefe Verbundenheit und ein allumfassendes Angenommen- und Angekommensein mit ihm. Manchmal sitzen oder liegen wir nur beieinander, manchmal küssen wir uns. Ich ziehe ihn aus und berühre mit so viel Liebe seinen Körper, daß mir diese Liebe fast den Atem raubt. Doch irgendwie werden wir in unserer Zweisamkeit immer wieder von anderen unterbrochen, die im Zimmer ein und aus gehen. Dann fällt mein Blick auf eine Uhr und ich denke erschrocken, es ist viel zu spät. 6(,)7 lese ich. Ist das eine normale Uhrzeit? Aber egal was für eine Uhrzeit, sicher ist es schon viel zu spät und die Nacht bald vorüber. Aber diese Uhr kann einfach nicht richtig gehen. Schnell suche ich andere Uhren, um drauf zu schauen, aber jede zeigt eine andere Zeit an, bis ich völlig verwirrt bin. "Die Uhren gehen alle falsch!" rufe ich D. zu, aber er muß anscheinend doch schon gehen. Ich folge ihm und sehe, wie er über die Straße rennt. Dann betritt er ein großes Gebäude. Das Arbeitsamt, wie ich feststelle, bevor ich traurig umkehre und zurück in meine Wohnung gehe. Dabei denke ich völlig irrational, daß ich ihn an das Arbeitsamt verloren habe, und der Schmerz ist ebenso intensiv, wie das Glück zuvor.
Und während ich im Schlaf zärtlich schmachtete, tat sich eine Mücke an mir so unverschämt und unbescheiden gütlich, daß ich heute eine völlig zerstochene Schulter habe. Vier Fünf dicke rote Beulen - ein Wunder, daß meine Schulter nicht eine einzige Beule ist. Dafür hat sie, als ich endlich aus meinen süßen Träumen erwachte und wieder in der Realität war, aber auch gebüßt.
Vor anderthalb Monaten schrieb mich auf einer Ahnenforschungsplattform, wo ich meinen Stammbaum gespeichert habe, eine Australierin an und war der Meinung, wir seien verwandt. Das stellte sich (dank vorhandener DNA-Tests) als Irrtum heraus, da der entsprechende Name halt doch etwas häufiger ist, als sie dachte, aber kurios ist, daß der Mädchenname entsprechender Vorfahrin genau der Kosename war, den ich D. gegeben hatte. Ich kenne dieses Wort eigentlich nur als ungewöhnlichen Kosenamen, aber nicht als echten Nachnamen. Was für ein seltsamer Zufall!
Gestern hatte ich mir ja bereits Gedanken gemacht, wie es mit den Kleinen weitergehen soll, wenn keine Taube auf dem Nest mehr brütet und sie der prallen Sonne ausgesetzt sind. Heute Nachmittag ist dann auch der zweite Flugsaurier geschlüpft. Er hätte mal lieber noch im Ei bleiben und bis zum Abend warten sollen. Der Papa war relativ schnell verschwunden und die beiden alleine im Nest. Die Mutter hat sich heute überhaupt noch nicht blicken lassen. Zwischendurch kam der Papa einmal wieder, aber ich glaube, der hat es auch nicht mehr in der Sonne ausgehalten, jedenfalls hechelte er die ganze Zeit im Nest wie so ein Hund und war dann wieder weg. Ich konnte das nicht mehr mitansehen, wie die beiden in der prallen Sonne herumzappelten, und obwohl ich eigentlich nicht eingreifen wollte, überlegte ich schließlich doch fieberhaft, was ich tun könnte. Ich schnappte mir die Pappe von einer Geschirrspüler-Tabs-Verpackung und wollte sie in den Blumenkasten klemmen. Als ich das tat, merkte ich aber schon, daß sich die beiden Jungen überhaupt nicht mehr rührten. Ich stupste sie an - keine Reaktion. Ich besprengte sie mit kaltem Wasser - keine Reaktion. Beide sind bereits völlig hinüber, fürchte ich. Ich hätte nicht gedacht, daß das so schnell geht. Während ich das schreibe, sitzt auch schon eine Fliege auf dem einen Küken. Es sieht so aus, als hätte ich zwei tote Küken im Nest. Morgen werde ich die Pappe entfernen und hoffen, daß die Krähen oder andere Aasfresser sie schnell finden, damit ich dieses Unglücksnest endlich entsorgen kann. Das waren eindeutig zuviel tote Küken für ein Jahr. Und alles nur, weil diese blöden Tauben es einfach nicht hinkriegen, mal ein vernünftiges Nest zu bauen.

R.I.P.
Edit 19:12 h:
Oh Gott, jetzt ist die Mutter zurückgekehrt und hockt auf ihren toten Küken. Irgendwie habe ich noch so einen winzigen Hoffnungsschimmer, daß sie die Kleinen vielleicht wieder lebendig machen kann, aber das ist wohl nur ein Wunschtraum. Und meine Tränen kann ich jetzt nicht mehr zurückhalten - es ist einfach zu traurig.
Edit 20:40 h:
Die Mutter sitzt immer noch auf den toten Küken. Anscheinend hat sie noch nicht mitbekommen, daß da nichts mehr lebt. Zwischendurch war sie mal kurz weg und ich habe nachgeschaut: sie liegen noch genauso reglos da und sehen nur platter aus, weil sie draufgesessen hat. Ich habe mich inzwischen mit einer riesigen Portion Pasta getröstet, aber der Taube hilft das natürlich nicht.
Edit 7:30 h früh:
Während die Mutter noch die ganze Nacht auf ihren toten Küken gegluckt hat, war sei jetzt nicht mehr da und auch die Küken sind weg. Vermutlich haben sich Babyfresser gefreut, ein Frühstück gefunden zu haben.
Edit 20:00 h des nächsten Tages:
Immerhin hat es der kleine Matz, der nur einige Stunden lebte, geschafft, im Film unsterblich zu werden.
ist gerade in meine Wohnung eingefallen, also genauer gesagt waren es vier. Ich habe ab jetzt Rauchmelder, und die Wasser- und Heizkostenzähler wurden ausgetauscht. Alles mit einem Abwasch. Es war ein Zeitfenster von drei Stunden für den Termin angegeben, aber zum Glück kamen sie schon kurz nach der angegebenen Anfangszeit und es ging alles sehr schnell, weil alle vier hier herumwuselten. Die Rauchmelder wurden dabei sogar mit Schrauben an der Decke befestigt. Es kenne es von anderen, wo die Rauchmelder nur mit einem langen Stiel an die Decke geklebt wurden. Außerdem haben sie auch Funk, genauso wie die Heizkostenzähler. Ich habe allerdings keinen Schimmer, wozu Rauchmelder eine Funkanbindung benötigen.
Und natürlich fiel den Männern auch der dicke Vogel auf, der in meinem Blumenkasten sitzt, da ich keine richtigen Vorhänge in diesem Zimmer habe. "Hier sind Vögel heruntergefallen." hörte ich es tuscheln. Ein älterer Herr war besonders interessiert und lief extra noch einmal zum Fenster, um zu gucken. Ich erzählte, daß sich in meinem Urlaub die Tauben dort ein Nest gebaut haben und ein Junges schon da sei.
"Ach, eines ist schon da?"
"Ja" antwortete ich, "aber die Taube sitzt immer drauf."
"Ja, Ringeltauben sind so." meinte der Herr kennerisch (und er weiß sogar, daß es eine Ringeltaube ist, denke ich bei mir.)
Als er sich darauf den anderen anschloß, um die Wohnung zu verlassen, gab er mir den Auftrag: "Schön beobachten!"
Normalerweise ist man ja gewohnt, daß Handwerker Dreck hinterlassen, und beim Bohren im Flur waren ein paar weiße Krümel auf den roten Teppich gefallen. Ich selbst hätte dem gar keine Beachtung geschenkt, aber der junge Mann, der die Rauchmelder angebracht hat, steckte noch einmal den Kopf herein und fragte: "Ich habe da ein paar Krümel fallen lassen, ist das schlimm?" Ich war dann doch etwas überrascht über diese Frage, winkte nur ab und sagte, ich mache das schon. Ich hätte antworten sollen: "Ich verstehe die Frage nicht."