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Freitag, 12. September 2014

Die gestohlenen Überzieher

Ein Kriminalstück aus dem Tagebuch meines Urgroßvaters:

Nachdem ich dem Sylvesterabendgottesdienst beigewohnt und meine 3 Neujahrskarten zum Briefkasten besorgt hatte, ging ich mit Eltern und Brüdern zu Pavels, um den Geburtstag des Herrn Pavel und zugleich Sylvester mitzufeiern. Erst nach Mitternacht trennte sich die zahlreiche Gesellschaft.
Am ersten Tage des neuen Jahres wohnte ich dem Nachmittagsgottesdienst bei, in welchem Herr Superintendent Glotzke die Predigt hielt und in derselben die Zuhörer aufforderte, am Anfange des neuen Jahres um dreierlei zu bitten, nämlich um Furcht vor Gott, um Vertrauen auf Gott und um Bekenntniß zu Gott.
Nach der Nachmittagsvereinsstunde des Jünglingsvereins machten wir einen kleinen Spaziergang ins Freie, kehrten dann um und vergnügten uns noch ein Stündchen beim Lotterie- und Dominospiel in unserer Stube. Abends wieder zum Verein, in welchem Herr Elberling außer verschiedenem Anderen die Fortsetzung einer Geschichte über die fünfte Bitte vorlas. Vor und nach dieser Stunde wurde mir noch die Freude zu theil, mit Frl. S. aus W., die zum Besuch ganz unerwartet hierher gekommen war, etwas plaudern zu können; ich lernte dieselbe vor Jahresfrist dadurch kennen, daß sie den gleichfalls von Hr. Elberlg. geleiteten Jungfrauen-Verein besuchte; seit August v. Jr. hat sie im benachbarten W. eine Stelle angenommen.
Am Sonntag den 4. predigte im Vormittagsgottesdienst Herr Sup. Glotzke über die Taufe des Herrn Jesu durch Johannes. Nach dem Essen ging ich zu Ad. Kretschmann und machte dann mit demselben einen Spaziergang (Jed. Thor, Turnpl., Berl.-Thor). Nachdem wir nach dem Nachmittagsverein wieder einen kleinen Spaziergang gemacht hatten, ging ich mit Aug. Holstein zu uns, woselbst der Weihnachtsbaum brannte und meine Brüder nebst Freunden und Freundinnen Affenspiel(?) spielten, wobei jedesmal ein Stück vom Weihnachtsbaum zu gewinnen war. Ich selbst spielte mit A.H. Schach, wobei ich Sieger blieb.
In der Missionsstunde am Abend las Herr Elbg. außer verschiedenen Anderem auch einen Aufsatz von Inspektor Plath vor, welcher bei der mit Humor gewürzten Schreibweise desselben vielfach Heiterkeit veranlaßte, und wir Jünglinge sangen: Herr deine Güte u.s.w. Als ich beim Verlassen des Saales meinen Überzieher, den ich in der Vorderstube gelassen hatte, wieder anziehen wollte, wurde ich zu meinem Schrecken gewahr, daß derselbe, sowie auch der des Joh. Böttker nicht mehr da war; es war klar, sie waren während der Stunde gestohlen worden. Der Verdacht lenkte sich sofort auf Tischler Marwitz’ Burschen Struck und Schuhmacher Krügers Burschen Hasselbarth, welche sich beide am Sonntag heimlich entfernt hatten. Wir gingen in der Erwartung sie vielleicht auf dem Bahnhof noch zu kriegen, zweimal dort hin, aber es reiste mit keinem Zuge einer ab. Am Montag hat Herr Elbg. Anzeige bei der Polizei gemacht, jedoch wird wohl keine Hoffnung auf Wiedererlangung der Überzieher sein. Am Montagabend zur Singestunde des Vereins, am Dienstag Abend einen, jedoch vergeblichen Rundgang bei verschiedenen Trödlern wegen der Überzieher gemacht und Mittwoch Abend zur Bibelstunde gegangen.

Mein verspätetes Geburtstagsgeschenk

ist endlich nach langen Irrwegen eingetroffen und hat mich - wie eigentlich nicht anders zu erwarten, wenn erstmal der Wurm drin ist - ziemlich enttäuscht. Überhaupt sah es mit Geburtstagsgeschenken in diesem Jahr nicht so toll aus, wahrscheinlich weil ich ja verreist war und diese Reise schon ein Geschenk gewesen ist. Ein Präsent steht allerdings noch aus, da ich es mir erst abholen muß. Die besten Geschenke waren die Auflaufform, die ich mir bei Karls selbst aussuchte und diese Geschenkbox. Der Inhalt war nicht sehr spektakulär (eine Karte mit Geld und Pralinen), weshalb ich mich über die Box mehr freute:

Geschenkbox

Doch zurück zum heutigen Präsent, welches ich mir selbst gemacht habe. Durch Zufall kam ich auf die Seite vom Hirschel-Cosmetic Onlineshop, der eine große Auswahl an Beautyboxen anbietet, sowohl im Abo als auch einzeln. Besonders an diesen Boxen ist, daß sie doppelt so teuer sind als die, die man sonst so kennt, dieses wird aber damit erklärt, daß die Boxen absolut individuell für jeden zusammengestellt werden, weshalb man auch einen entsprechenden offenen Fragebogen dazu ausfüllen soll. Hier kann man wirklich ganz ausführlich alles angeben, was einem wichtig ist. Neben Alter und Hauttyp wird man nach der Lieblingsfarbe und nach den persönlichen Antifarben gefragt, man soll die Duftnoten angeben, die man bevorzugt, seinen Stil und Lebensstil beschreiben, sowie welche Beautybereiche einen interessieren und hat auch noch Platz für persönliche Anmerkungen, die beachtenswert sind.

Dies machte mich neugierig, zumal man sonst gewöhnlich nur ein paar Antworten ankreuzt und sich dann doch nicht daran gehalten wird, und so bestellte ich mir die einmalige Hirschel Beauty Jahreszeiten Box - Sommer 2014 als Geburtstagspräsent und füllte diesen Fragebogen sehr gewissenhaft und erwartungsfroh aus.
Dann geschah erst einmal lange nichts, denn die Zustellung verlief zäh: zwar innerhalb weniger Tage versendet, aber ohne Benachrichtigung, von der Post bekam ich auch keine Benachrichtigung und im Konto stand immer, die Bestellung sei in Bearbeitung, weshalb ich nicht ahnte, daß die Box schon irgendwo, als ich nicht da gewesen bin, zugestellt worden war. Immerhin bekam ich, sobald ich mich an den Service des Onlineshops wandte, blitzschnelle und freundliche Auskunft.
Heute nun konnte ich die Box schließlich auspacken. Vom Äußeren her machte sie einen sehr guten Eindruck auf mich: eingepackt wie ein Geschenk und sogar mit einer persönlich geschriebenen Karte versehen, hatte das wirklich etwas von Geburtstag. Doch der Inhalt war um so enttäuschender und wirkte auf mich alles andere als individuell zusammengestellt.

Hirschelbox1

Hier ein kurzer Überblick:

Hei Poa Tiaré Shower Gel 150 ml
eco After Sun Lotion 75 ml
apeiron Rosenwasser Spray 100 ml
lavera Deo Roll-on Basis sensitiv 50 ml
Neobio Intensive Lippenpflege 2 Sticks
Benecos Bio Lip Balm 1 Stick
Sante Soft Peeling 2x 7,5 ml
1 Sachet Erfrischendes Körpergel von Tautropfen
3 Sachets Sonnengel LSF 30 mit Granatapfel und Sanddorn

Der Wert beträgt insgesamt über 40 EUR und dennoch finde ich die Box die 29,90 EUR nicht wert, die ich dafür ausgegeben habe, da ich eigentlich nichts davon selbst gekauft hätte oder wieder kaufen würde. Gleich zuerst fielen mir die 3(!) Lippenpflegesticks auf. Wer braucht 3 Lippenpflegestifte auf einmal? Ich ganz bestimmt nicht, denn ich habe noch genug davon herumzuliegen. Am meisten enttäuschte mich, daß von allen Produkten nicht eines dabei ist, welches meinen bevorzugten Duftrichtungen (fruchtig) entspricht, wie ich sie auch im Fragebogen angegeben habe. Sogar das Gegenteil ist der Fall mit zwei Produkten, deren Duft ich gar nicht mag. Das süßlich-exotische Shower Gel geht gar nicht, ich hasse diesen schweren Duft, den ich noch nie leiden konnte, und das Rosenwasser geht gerade so, ist aber auch schon grenzwertig, weil ziemlich blumig und süß. An Rosen schnuppere ich lieber in der Natur. Der lavera Deo Roll-on ist an sich zwar ok, allerdings benutze ich davon bevorzugt die Sorte mit Verbene und Limone. Obwohl ich im Fragebogen schrieb, daß ich im Sommer nur Gels und Sprays benutze, bekam ich zudem noch eine After Sun Lotion verpaßt. Aber gut, der Sommer ist ja jetzt sowieso vorbei, hab ich also was für den Herbst zum Cremen. Das einzige Produkt, welches mich im Sommer wirklich erfreut hätte, wäre das erfrischende Körpergel von Tautropfen gewesen, aber dieses gab es nur als kleines Sachet. Peeling finde ich im Sommer nicht optimal, ist aber jetzt im Winter zum Ausprobieren in Ordnung. Und die drei kleinen Sachets Sonnengel sind wahrscheinlich das einzige Produkt, neben dem Peeling, das irgendetwas Fruchtiges hat (ich weiß allerdings nicht, ob es auch so riecht, da ich die Sachets noch nicht geöffnet habe), von sowas hab ich jedoch eine ganze Sammlung herumzuliegen, weil ich künstlichen Sonnenschutz nur sehr sehr selten benutze, wenn ich wirklich mal über Mittag lange in der prallen Sommersonne sein sollte, was aber in den letzten Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Und natürlich schrieb ich das ebenfalls im Fragebogen.

Fazit: Unter individuelles Zusammenstellen verstehe ich etwas anderes, die Box wirkte auf mich eher lieblos zusammengestellt, jedenfalls sollte es, wenn man Fragebögen so ausführlich beantwortet, nicht vorkommen, daß man Produkte überhaupt nicht mag und gebrauchen kann. Es hätte jede Menge Dinge gegeben, die ich im Fragebogen erwähnt habe, sogar viel preiswertere, wie zum Beispiel Seife, die man mir hätte in die Box tun können und die mir wirklich gefallen hätten. Hat mich nicht überzeugt, schon gar nicht für diesen Preis, der ansonsten von mir gerne gezahlt werden würde, auch für weniger Produkte, wenn tatsächlich individuell und aufmerksam zusammengestellt werden würde.

Hirschelbox2

Donnerstag, 11. September 2014

Aus dem Tagebuch meines Urgroßvaters

Wenn ich richtig gerechnet habe, hat er also mit 14 seine erste Stellung als Schreiber, bzw. Buchhalter angetreten, um sich seine Brötchen selbst zu verdienen. Früher war eben einiges anders. Und über die Berliner Gewerbeausstellung 1879, auf welcher >die erste elektrische Lokomotive gezeigt wurde, gibt es sogar einen >Wikipedia-Eintrag:

Nun war die schöne Jugend- und Schulzeit vorbei und es begann der Ernst des Lebens etwas näher an mich heranzutreten; ich trat in das Comptoir des Mühlenbesitzers Zemlin hierselbst als Schreiber ein, um mir mein Brot selber verdienen zu helfen. Dort gefiel es mir ganz gut, zumal ich in meinem Vorgesetzten, Herrn Karstaedt, einen freundlichen christlichen Mann fand, der mir auch vielfach Gelegenheit gab, meine Kenntnisse zu vermehren, indem er mir nach und nach die ganze Buchführung in dem kleinen Geschäft anvertraute.

Gleich nach meiner Konfirmation trat auch ich, wie meine beiden Brüder schon früher, dem Jünglingsverein des Herrn Elberling bei, in welchem ich viele segensreiche Stunden verlebte. Dort war es mir immer am wohlsten, wenn ich mit lieben Freunden zusammen plaudern, singen und zuhören konnte, und nach den Sonntagsnachmittagsstunden mit ersteren herrliche Spaziergänge in die Umgegend machen konnte, und kann ich es deshalb nicht genug rühmen, wie segensreich solch brüderliches Beisammensein im Jünglingsverein ist. Aber auch in diese schöne Lichtzeit meines Lebens sollten einige dunkle Schatten fallen; dererart unser herzlicher Freundschaftsbund durch einen, zum Glück gewöhnlich nicht lange währenden kleinen Streit zerrissen, oder die Hoffnung, in einem neu hinzugekommenden Jüngling einen lieben Freund gewonnen zu haben, dadurch wieder vernichtet, daß derselbe dem Verein wieder den Rücken kehrte und zur Welt zurückging, und dergleichen mehr, jedoch im Großen und Ganzen genommen war es doch eine schöne herrliche Zeit.

Inzwischen flogen die Jahre dahin und ich mußte auch wieder an mein leibliches Wohlergehen denken, denn das war mir schon klar geworden, daß ich, da ich in meiner damaligen Stellung bei Herrn Zemlin nicht hinreichende Gelegenheit zur Ausbildung in schriftlichen Arbeiten hatte, mich nach einer geeigneteren Stelle umsehen müßte, hatte auch schon zu Anfang des Jahres 1877 den Versuch gemacht, bei der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn Anstellung zu bekommen, war aber abschläglich beschieden worden; da, wir schrieben September 1879, traf es sich, daß Jemand vom hiesigen Landraths-Büreau, woselbst mein Bruder August seit seiner Einsegnung Stellung hatte, abging und Soldat wurde. Die Stelle war also vakant und brachte mich mein Bruder beim Kreissekretär Berner in Vorstellung, welcher mich auch annahm, und so trat ich denn meine jetzige Stellung am 1. Oktober 1879 an, war also grade vier Jahre im Comptoir des Herrn Zemlin gewesen.

In dem an politischen Schreckensereignissen - man denke nur an die beiden verabscheuungswürdigen Attentate auf unsern geliebten deutschen Kaiser am 11. Mai und 2. Juni - so reichen Jahre 1878 reiste ich am 4. August mit meinen beiden Freunden Herm. Pavel u. Ernst Barnewitz zum ersten Male nach Berlin, um die Hauptstadt des deutschen Kaisers und Preußens auch kennen zu lernen, welcher Reise im August 1879 eine zweite folgte, die aber hauptsächlich der Berliner Gewerbe-Ausstellung galt. Zu Michaelis des ersteren Jahres reiste meine Schwester Louise nach Kassel, um den von ihr angenommenen Dienst bei Herrn Proviantmeister a.D. Deiker daselbst anzutreten.

Montag, 8. September 2014

Déjà Vu und Meisenangriff

Neulich kam ich durch Zufall auf die GoogleDrive-Seite und stellte fest, daß fast alle frei verfügbaren 15 GB dort belegt sind, obwohl ich diesen Service meines Wissens nie genutzt habe. Also schaute ich mal nach, was sich auf den Servern befindet und fand sämtliche Fotos aus Norwegen, die wohl automatisch dorthin hochgeladen wurden. Aber das Beste ist, Google hat automatisch aus den Serienbildern - und ich habe viele Serienbilder gemacht -, Animationen zusammengestellt. Auf diesen Animationen sieht man jetzt zum Beispiel das Speedboot vorbeifahren, das Meer sich bewegen, das Schiff schwanken, manchmal auch seltsame Dinge, wie ein wehendes Verkehrsschild oder einen Bus, der halb über die Brücke fährt und ich fühlte mich bei so viel Bewegung sofort auf die Reise zurückversetzt. Außerdem hat Google aus den Fotos und Bildern eigenmächtig Bildergeschichten zusammengestellt. Ich habe die Bilder, bis auf einige mißglückte, die trotzdem reizvoll sind, gelöscht und nur die Animationen im Speicher gelassen. Da ich keine andere Möglichkeit zum Teilen gefunden habe, teilte ich sie auf meinem bisher nie genutzten Google+-Konto, wo ihr euch die bewegten Bilder und Geschichten gerne anschauen könnt:

https://plus.google.com/u/0/114801410650164434613/posts

Um die schöne Spätsommersonne zu genießen, las ich am Nachmittag auf dem Balkon, als sich eine Blaumeise auf dem Vogelhäuschen niederließ. Normalerweise fliegen die Vögel sofort wieder weg, wenn sie mich dort sitzen sehen. Auch dieser schien erst wegflattern zu wollen, überlegte es sich mitten im Fluge während eines Sekundenbruchteils anders, nachdem er kurz fragend zu mir herübergeschaut hatte, und schoß plötzlich in vollem Tempo auf mich zu. Ich ging direkt in Deckung und spürte, wie die Flügel mein Ohr und meine Schulter streiften. Etwas verwirrt schaute ich, ob die Meise hinter mir in das Wohnzimmer geflogen war, da war sie aber schon wieder auf dem Futterhäuschen und blickte für meine Begriffe ziemlich frech triumphierend auf mich herab, bevor sie im Baum gegenüber verschwand. Das sind ja dolle neue Sitten! Jetzt verstehe ich auch, warum man sagt: "Du hast ja 'ne Meise!". Etwas spinnen tun die schon, oder?

Samstag, 6. September 2014

Das Tagebuch meines Urgroßvaters

Dieser lebte von 1861 bis 1946 und erhielt das Tagebuch als Geschenk zu Weihnachten 1879. Vermutlich begann er auch zu diesem Zeitpunkt, also um das 18. Lebensjahr herum, darin zu schreiben. Auf der zweiten Seite erzählt er:

"Aus dieser Zeit erinnere ich mich noch recht lebhaft eines Vorfalls, bei welchem ich beinahe mein junges Leben verloren hätte. Da wir nämlich nicht weit von der ? entfernt wohnten, so gingen wir im Sommer öfter dorthin, um uns zu baden. Nun geschah es eines Tages, als wir uns mit noch anderen badeten, - ich war ungefähr neun Jahre alt -, daß ich mich wohl zu weit ins Wasser gewagt hatte, genug, ich verlor den Boden unter den Füßen und schwamm nun ziemlich inmitten des Flusses; ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Da endlich merkten es die anderen, daß ich nicht da war und sahen nur noch die Haare meines Kopfes im Wasser schwimmen, bei welchen mich dann mein Bruder August mit zwei Fingern ans Land zog; noch wenige Minuten und ich wäre tot gewesen, aber es war nicht Gottes Wille, daß es so mit mir ein Ende nehmen sollte."

Tagebuch Urgroßvater

Und hier noch ein Foto dieses Urgroßvaters, allerding bereits im hohen Alter:

Urgroßvater väterlicherseits

Donnerstag, 4. September 2014

Auf Befehl Seiner Majestät des Königs

bezeugt die General-Kommission in Angelegenheiten der Königlich Preußischen Orden hierdurch, daß Seine Majestät dem Totengräber J.G.P. zu R.
das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht haben. Zur Beglaubigung ist dieses Zeugniß unter unserer Unterschrift und Siegel angefertigt worden.
Berlin, Mai 1888
(nur mit der Lupe zu entziffern)

Ich habe also einen mit Orden dekorierten Totengräber in der Familie. Dieser lebte von 1809 bis 1889 und wurde, wie man hier sieht, ungefähr ein Jahr vor seinem Tod mit achtzig Jahren, schnell vom König für sein "Lebenswerk" ausgezeichnet. Das handhabt man ja heute noch genauso.

Auf Befehl seiner Majestät des Königs

Mittwoch, 3. September 2014

Historischer Brief vom Ende des zweiten Weltkriegs

Eine ganze Kiste voll uralter Dokumente und Unterlagen aus dem Nachlass meines Großvaters, die im Nachlass meines Vaters gelandet sind, durchwühle ich gerade. Mit darunter Ahnenpässe, Briefe, Zeugnisse, Hochzeitszeitungen, königliche Befehle und einiges mehr. Unter anderem fand ich diesen Brief, offensichtlich von einem Kind nach dem zweiten Weltkrieg geschrieben. Es ist einer der wenigen Briefe aus diesen Mappen, den ich richtig lesen kann, denn der junge Briefeschreiber hat sich wirklich Mühe beim Schönschreiben gegeben:

"Lieber W.!
Sei froh, daß du wieder in eure Wohnung ziehen konntest. Bei uns sind immer noch die Russen drin. Sie haben mir fast alle Spielsachen weggenommen, auch meine Schulmappe...."

Schlimm, schlimm!

Historischer Brief

Dienstag, 2. September 2014

Pfirsichträume

Während hier vor meinem Blog anscheinend ebenfalls schon jeder vor Respekt erstarrt, träume ich seit Tagen davon, mal wieder einen echten, wirklichen, heimischen reifen Pfirsich zu essen. Es dürfte an die zwanzig Jahre her sein, daß ich dies getan habe. In meiner Kindheit gehörten Pfirsiche zu meinem Lieblingsobst. In den letzten Jahren kaufte ich mir manchmal Pfirsiche aus dem Supermarkt, um zumindest an ihnen zu schnuppern, wenn sie auch nicht mehr schmeckten. Letztens kaufte ich mir Pfirsiche, die nicht einmal mehr nach Pfirsichen GEROCHEN haben, geschmeckt sowieso nicht. Ich frage mich, ob ich den echten Geschmack eines Pfirsichs wohl in meinem Leben noch mal erleben werde. Wenn man auf den Handel angewiesen ist und niemanden mit Garten und Pfirsichbaum kennt, sehen die Chancen schlecht aus. Im Prinzip kann man ja schon froh sein, daß das EU-Parlament den umstrittenen Vorschlag für eine neue Saatgutverordnung gekippt hat, nach welcher alte und seltene Obst- und Gemüsesorten verboten werden sollten, denn dann wären nur noch die Pseudo-Pfirsiche legal. Ich stelle mir gerade Dealer vor, die illegal in dunklen Ecken die verbotenen Früchte anbieten. Es wundert mich gar nicht, wenn heutzutage die Kinder nicht mehr viel von Obst und Gemüse halten, wenn es nach überhaupt nichts schmeckt. Und ich wette, daß viele Kinder heute noch nie einen heimischen reifen Pfirsich gegessen haben. So gesehen bin ich privilegiert, den echten Geschmack in meinem Leben kennengelernt zu haben, der sich mir wie die Süße des Paradieses eingeprägt hat und durch meine Träume zieht.

Die erste Zumbastunde nach der Sommerpause

Es ist wieder soweit: Zumba! Es ging gleich richtig zur Sache, die Zumbatanzmeisterin schien über den Sommer jede Menge Energie getankt zu haben. Da mir noch das sommerliche lazy life in den Knochen steckte, hatte ich erst nicht so recht Lust, war aber sofort erneut angefixt. Viele alte Gesichter, aber auch viele neue waren anzutreffen. Für Zumba hatte ich mir extra so ein Dry Dings Sportshirt angeschafft, weil es hieß, darin bleibt man trockener, aber ich fühlte mich hinterher genauso naßgeschwitzt wie in einem normalen Baumwollshirt. Der einzige Unterschied ist, daß sie, wenn der Schweiß schließlich getrocknet ist, nicht so stark riechen wie Baumwollshirts. Wahrscheinlich sind diese Sportshirts nur etwas für Gelegenheitssportherumsteher.

(Entschuldigung für den Text. Ich leide gerade etwas unter Wortfindungsstörungen, wobei ich ja die Ergebnisse bei diesen gestörten Wortfindungsdingsen machmal reizvoll finde.)

Und hier noch einige spätsommerliche Impressionen:

Spätsommer

Freitag, 29. August 2014

Ärgernisse wohin man blickt

Irgendwie ist zur Zeit mal wieder der Wurm drin, allerdings nicht nur bei mir. Das scheint gerade so eine allgemeine Zeitqualität zu sein, zumindest in meinem unmittelbaren Umfeld. Während unserer Reise gab es bei einer Tante von mir ganz großen Ärger, was genau, das erfahre ich erst morgen beim Gulaschessen mit Feuerwerk, zu dem ich eingeladen bin. Bei meiner Mutter ging es schon vorher los, als ihr eine Sprechstundenhilfe am Thresen im Vorbeigehen sagte, sie hätte einen Tumor in der Blase. Sie rief ziemlich geknickt bei mir an und es stellte sich heraus, daß die Sprechstundenhilfe diese Diagnose eigenmächtig aufgrund eines Tumormarker-Urintests gestellt hatte. Ich erklärte ihr erstmal, daß solche Tests nie hundertprozentig genau sind und gerade bei einer hartnäckigen Blasenentzündung, wie sie vorher hatte, die Ergebnisse auch verfälscht sein können. Außerdem soll sie sich nur nicht, falls doch etwas gefunden wird, unter Druck setzen lassen. Mit Achtzig kann sie sich genug Zeit nehmen, um genau zu überlegen, was sie tun will oder nicht. "Hach, du hättest Ärztin werden sollen. Du weißt so gut bescheid" meinte meine Mutter darauf. Kunststück! Am Mittwoch hat sie Blasenspiegelung, aber ich bin recht zuversichtlich, daß sie nichts finden. Warum ich so sicher bin, das weiß ich nicht, aber auf meine Intuition kann ich mich meistens recht gut verlassen. Dennoch finde ich es ein Ding der Unmöglichkeit, daß sie in dieser Arztpraxis alte Frauen erschrecken, indem die Sprechstundenhilfen im Vorbeigehen solche "Diagnosen" stellen und den Patienten an den Kopf werfen. Wenn die Ärztin schon keine Lust hat, die Befunde selbst mit den Patienten zu besprechen, dann sollte sie wenigstens ihre Mitarbeiter medizinisch schulen. Ein Ärgernis ganz anderer Art hatte dagegen eine Bekannte meiner Mutter auf einer Beerdigung, als sie mit "junge Frau" angesprochen wurde. Zugegeben, wenn man auf die Achtzig zugeht, klingt das nicht besonders überzeugend, aber warum man sich darüber aufregen kann, das verstehe ich nicht. Viel schlimmer ist es doch, wenn man, wie zum Beispiel ich gerne, mit "junger Mann" angesprochen wird! Jedenfalls scheint es mir, als hätte ich noch Glück damit gehabt, daß ich ein Schrott-Handy für 500 EUR gekauft habe und mich "nur" darüber ärgern muß. Lieber hätte ich aber einen "jungen Mann" als Anrede genommen. Doch man wird ja vorher nie gefragt.

Die Biobox Food&Drink September 2014

Als ich die neue Biobox Food&Drink öffnete, kam mir was darin ist zuerst ziemlich viel vor. Gleich zwei große Dosen Chai Latte hatte ich im Päckchen und wunderte mich, ob man mir vielleicht eine Dose doppelt hineingepackt hätte. Aber nein, es hat alles seine Richtigkeit. Blöd nur, daß ich mit Chai Latte gar nichts anfangen kann. Die eine Sorte ist Classic India - eine Mischung aus Milchpulver, Kaffeeextrakt und Schwarzteeextrakt. Alleine beim Lesen kommt mir das Würgen. In der zweiten Sorte ist wenigstens kein Kaffee enthalten, sondern Lemongras. Allerdings trinke ich nicht nur Kaffee nicht, auch Milch meide ich wo es nur geht, weil ich davon Pickel bekomme. Gerade prangen wieder zwei Beulen an meinem Kinn, weil ich am letzten Tag der Reise nicht aufgepasst habe und Nudeln mit Rahmsoße sowie einen Eisbecher bestellte. Inzwischen nehme ich nur noch Mandel- und Hafermilch, bzw. beim Käse ausschließlich Schafs- und Ziegenkäse zu mir. Esse oder trinke ich einmal das Falsche, also Kuhmilchprodukte, kann ich mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit einen Tag später mindestens einen neuen Pickel begrüßen.
Weiter war eine große Packung Ravioli Tomate-Käse von D'Angelo enthalten. Das ist ok, werde ich mal ausprobieren, wenn auch mit dem Käse nicht ganz so glücklich. Ich weiß nur noch nicht, welche Soße ich dazu mache, Rahmsoße entfällt. Sehr gut gebrauchen für eine Leber-Kur kann ich das Kräuterelixier Bittrio von Herbaria mit Artischocke, Löwenzahn und Enzianwurzel. Die Packung Freche Freunde von Erdbär mit Apfel- und Johannisbeersaft ist ebenfalls sehr in Ordnung. Die drei Müsli-Riegel von Allos klingen recht lecker und sind praktisch, wenn man unterwegs ist. Die Sorten sind Mandel-Cranberry-Cashew mit Zartbitterschokolade, Cranberry-Macadamia-Kokos mit Vollmilchschokolade, Aprikose-Pistazie-Feige mit Zartbitterschokolade. Noch besser gefällt mir der Frucht-Nuss-Riegel Simly Raw mit Ananas und Mango. Drei kleine Tütchen von Naturata enthalten erneut verschiedene Getränkepulver: Getreide-Cappuccino, Bohnen-Café au lait und Malzkaffee Chocolino - auch alles Kaffespezialitäten, die ich eigentlich nicht trinke, aber so eine einzelne Tüte kann man ja vielleicht mal ausprobieren und notfalls wegkippen, wenn ich bei diesem Versuch wie meistens gar nicht auf den Geschmack komme. Außerdem war eine Packung Kräutertee Spirit of Future von Gourmetee in der Box, ein Kräutertee mit Pfefferminze, Spearmint, Lindenblüten, Fenchel, Süßholz, Anis und Bourbonvanille. Tee scheint in der Biobox das zu sein, was in den Kosmetikboxen die Cremes sind: Man wir damit zugeschmissen. Kräutertee trinke ich zwar, aber diesmal fand ich die ganze Box deutlich zu getränkelastig, insbesondere auch noch mit diesen Genussmittel-Lifestyle-Getränken, die nicht jeder trinkt.

Biobox Food&Drink September 2014

Donnerstag, 28. August 2014

Bei den schleichenden Kühen

Solch schönes Spätsommerwetter wie heute durfte natürlich nicht ungenutzt bleiben, also machte ich mich auf zu den freilaufenden Kühen um zu schauen, ob die Brombeeren schon reif sind. Dieser Sommertag war tatsächlich so, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. Nicht heiß und drückend, aber angenehm warm und sonnig. Die meisten Brombeeren waren noch unreif, aber eine Handvoll kam zusammen. Bloß blöd, daß so schwer an sie heranzukommen ist, da sie immer von unzähligen Spinnen bewacht werden. Dazu habe ich mit dem Zeigefinger in eine Brennessel gefasst, die irgendwo dazwischen steckte, aber besser in Brennesseln fassen als in Spinnen. Es brannte nur sehr kurz, doch ich habe immer noch ein seltsames Gefühl im Zeigefinger, besser gesagt im obersten Glied des Zeigefingers. Es fühlt sich haargenau so an, als sei das oberste Zeigefingerglied eingeschlafen. Danach freute ich mich darauf, auf einer eingegatterten Rastbank die goldene Abendsonne und mein Proviant an Capri-Sonne zu genießen. Schon von weitem als ich durch den Elfenwald lief, sah ich, daß die Kuhherde direkt hinter der Rastbank graste. Aber so einfach wollte ich mich nicht verjagen lassen, weshalb ich mich ganz leise anschlich und auf der Bank niederließ. Die Kühe interessierte das gar nicht, die drehten mir nur ihre Hintern zu. Erst sah ich mich ständig um, aber um mir nicht den Hals zu verrenken, ließ ich es bleiben und entspannte mich. Irgendwann kam ein kleines weißes Kälbchen und ließ sich kaum sechs Meter seitlich von mir entfernt nieder. Eine Weile war ich damit beschäftigt, das hübsche Kälbchen zu beobachten. Als ich mich wieder umschaute, waren alle Kühe verschwunden und nirgends mehr zu sehen. Da haben sie sich doch rücksichtsvoll genauso leise weggeschlichen, wie ich mich angeschlichen hatte. Nur das Kälbchen machte keine Anstalten, der Herde zu folgen. Schließlich der Rückweg durch das Maisfeld, wo ich stets augenblicklich an die Szene mit Cary Grant im Maisfeld aus "Der unsichtbare Dritte" denken muß.

Bei den schleichenden Kühe 1n

Bei den schleichenden Kühen 2

Bei den schleichenden Kühen 3

Bei den schleichenden Kühen 4

Bei den schleichenden Kühen 5

Samstag, 23. August 2014

80+44+72

Nein, das ist keine zu lösende Mathematikaufgabe, sondern die diesjährige Geburtstagskonstellation, wobei die 80 meiner Mutter gebührt und die 44 mir. Dazu kam noch eine 72 in dem Ort unserer Vorfahren, wo wir mit der restlichen Familie unseren Geburtstag feierten. In einer sehr süßen, sauberen und gemütlichen Pension gab es am ersten Tag natürlich die Geburtstagstafel. Vom Chef des Hauses erhielten alle Geburtstagskinder ein Fläschchen Herzblut mit einem geheimen Jugendelixier und als Betthupferl lagen Schlafschäfchen auf unseren Kissen. Am zweiten Tag wurde ein Schiff nur für uns organisiert, mit welchem wir die Havel entlang und hinunter schipperten. Im Ort selbst machten sich die, die noch gut zu Fuß waren, auf die Suche nach den Spuren unserer Vorfahren, von denen allerdings fast keine mehr zu finden sind, nicht einmal im Museum, obwohl dort früher einmal der Name im Zusammenhang mit dem Optikgewerbe genannt wurde. Aber inzwischen wurden die Ahnen wohl aus den Ruhmeshallen verbannt. Am dritten Tag stieg ich 264 Stufen zum Kirchturm hinauf, von welchem man einen phantastischen Blick über die Region hat, allerdings nur, wenn man es keuchend und schnaufend die engen und offenen Wendeltreppen bis ganz nach oben schafft. Bloß gut, daß ich im 4. Stock wohne und täglich das Treppensteigen üben kann. Auf der Rückfahrt machten wir kurz an einem Karls-Erlebnisdorf halt, wo wir frisch abgefüllte heiße Erdbeermarmelade kauften und ich als zusätzliches Geschenk noch eine Auflaufform aus Bunzlauer Keramik bekam. Das schönste Geschenk machte mir allerdings das Leben selbst, indem es mir endlich direkt erfahrbar machte, was es eigentlich von mir will. Jetzt weiß ich es, es kam wie der Heilige Geist auf mich nieder. Es will von mir, daß ich einfach mal kräftig auif den Tisch haue. Zwar bekommt man damit nicht alles, was man sich wünscht, aber dennoch sind die Folgen erstaunlich im positiven Sinne. Da mich gleich zu Hause wieder Ärger erwartete in Form einer produktbedingten Streitsache, tat ich es gleich noch einmal. Zwar wird es mir nichts mehr helfen und mir nicht das Lehrgeld von 500 EUR, mit welchem ich Samsung-Schrott gekauft habe, ersetzen, aber es befreit doch ordentlich. Wenn ich über das Ohr gehauen und abgezockt werde, ist es vermutlich weder hilfreich noch gesund, freundlich zu bleiben. Aber davon ein anderes Mal ausführlich.

Pensionsspiegel
Ein alter, halbblinder Spiegel im Flur der Pension.

Herzblut und Schlafschäfchen

Bunzlauer Keramik Auflaufform
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