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Montag, 11. Januar 2016

Reale Beschleunigung

Erst dachte ich, ich hätte mich arrangiert, auseinandergesetzt und alles getan, um das Problem zu erledigen, doch dann merke ich, daß ich eigentlich nur in die Sucht geflüchtet bin. Und im Grunde würde ich mich gerne weiter ablenken, an andere Dinge denken und andere Dinge fühlen. Der Tod von David Bowie hat jetzt damit nichts zu tun, macht mich aber ebenfalls betroffen, obwohl ich nie wirklich ein Fan war und ihn noch nicht einmal attraktiv fand. Ich wußte gar nicht, daß er Krebs hatte, denn als Nicht-Fan und beiläufiger Konsument seiner Musik interessierte mich sein Leben wenig und ich informierte mich deshalb nicht begierig darüber. Das mache ich aber noch nicht einmal bei Künstlern, denen ich näher stehe, ich habe ja schließlich ein eigenes Leben. Trotzdem spüre ich so etwas wie eine Lücke, die er hinterläßt. Irgendwie hat er seit der Pubertät doch mehr zu meinem Leben gehört, als mir bewußt war.
Die Beschleunigung der Zeit erfahre ich gerade ganz real an meiner Küchenfunkuhr, genau die, die früher schon gerne herumgesponnen hat. Seit ich sie an eine andere Wand gehängt habe, ging sie relativ zuverlässig und hatte nicht mehr diese Aussetzer wie sonst, doch nun hat sie sich anscheinend einen ganz neuen Tick ausgedacht. Der kleine Zeiger umläuft jetzt innerhalb von ca. 10 Sekunden eine gesamte Stunde. So geht das nun bereits seit vier Tagen. Aber vielleicht fliege ich ja einfach nur schon und mir wachsen Kaninchenohren.

Donnerstag, 7. Januar 2016

In der letzten Nacht

hab ich wieder länger wachgelegen, aber nicht, weil die Ohren weh taten, sondern weil ich ständig das Gefühl hatte, mir kommt was aus den Ohren raus. Dieses Kribbeln und Krabbeln war kaum auszuhalten, weshalb ich ständig versucht war, mir die Finger in die Ohren zu stecken. Nur mit massiver Willenanstrengung gelang es mir, die Hände von den Ohren zu lassen. Am Vormittag kam endlich relativ zeitig die Post, allerdings zusätzlich noch mit einem ganzen Berg Pakete für diverse Bewohner des Hauses, die ich annehmen sollte. Da ich ja kein warmes Wasser hatte, dachte ich mir, wenn ich eh nicht in die Verlegenheit komme, baden oder duschen zu wollen, kann ich auch Post spielen. Zwischendurch schaffte ich es immerhin in den Supermarkt, wozu ich mir vorsichtshalber die Rutschstopper überzog, die ich im letzten Jahr zu Weihnachten bekam. Denn zur Ohrenkrätze noch eine Gehirnerschütterung wäre doch etwas zuviel des Guten. Im Supermarkt kaufte ich mir für Mittag und Frühstück ofenwarme Schusterjungen, dazu Thymian für Thymianbutter und für obendrauf Bio-Räucherlachs. Als ich mit den Einkäufen nach Hause kam, kam mir der junge Mann entgegen, für den ich ebenfalls zwei Pakete entgegengenommen hatte und ich schleppte ihn gleich mit nach oben. Aus Erfahrung weiß ich nämlich, daß er sonst immer erst nach 22 Uhr vor der Tür steht. Da er aussieht, als wäre er lateinamerikanischer Herkunft, vermute ich, daß er in einem Restaurant arbeitet. Jetzt gab es sogar wieder warmes Wasser, aber zuerst gönnte ich mir die Räucherlachsbrötchen. Doch als ich die Packung öffnete, traf mich fast der Schlag: Es war eine große quadratische Packung von Norfisk Delikatessen mit einem kleinen Sichtfenster, durch das man den Lachs sehen konnte. Doch als die Packung offen war, füllten die Scheiben gerademal ein Viertel dieser Packung aus. Also ehrlich - wenn ich das vorher geahnt hätte, hätte ich zwei Packungen gekauft. Wie soll man denn so kalkulieren? Aber vor allem ist es unglaublich, wie man als Verbraucher manchmal verarscht wird.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Bloß gut,

daß ich von alleine das Bedürfnis habe, mich zurückzuziehen und niemanden zu sehen, wenn es mir nicht gut geht, denn ansonsten würden jetzt Menschen leiden. Ich bin gerade ein ziemlich übelgelaunter Löwe. Nicht nur, daß nun noch das linke Ohr anfängt zu suppen, nachdem sich das rechte Ohr inzwischen wieder etwas gebessert hat. Nach den ersten beiden Nächten hatte ich es ja raus, daß ich nicht auf dem kranken Ohr schlafen darf, weil es sonst schlimmer wird. Dann wache ich nämlich mit fiesen Stichen im Ohr mitten in der Nacht auf und es schwillt richtig schön an. Wenn also beide Ohren von der Ohrenkrätze befallen sind, kann ich nur noch auf dem Rücken schlafen. Das nur ausschließlich eiskalte vorhandene Wasser in der Wohnung bessert meine Laune ebenfalls nicht gerade, und überhaupt klappt irgendwie überhaupt nix. Eigentlich hatte ich überlegt, morgen mal zu schauen, ob die Hausärztin wieder im Lande ist und die einen Blick auf die Ohren werfen zu lassen, aber inzwischen sitze ich hier schon zwei Tage wie blöd und warte auf ein Päckchen von DHL, daß mir zwar jeden Tag angekündigt wird, aber abends heißt es dann immer - April, April - wird am nächstmöglichen Werktag zugestellt. Sowas hab ich auch noch nie erlebt. Ist DHL lieferunfähig, weil da mal ein bißchen Schnee auf der Straße liegt? Warum planen die nicht gleich zwei Tage länger ein für den voraussichtlichen Zustelltermin, wenn sie wissen, daß sie nicht klarkommen, und lassen einen stattdessen tagelang auf Kohlen hocken? Und wenn ich morgen wieder den ganzen Tag nicht weg kann, komme ich erst in der nächsten Woche zum Arzt. Mal ganz abgesehen davon, daß ich so gar nichts in Angriff nehmen kann, weder Zahnarzt noch Fettabsaugung, von Sport oder anderen Dingen ganz zu schweigen. Es kommt mir jetzt bereits wie eine Ewigkeit vor, daß ich das letzte Mal Yoga gemacht oder getanzt habe. Ich habe das Gefühl, als hätte ich die Choreografien schon alle vergessen, jedenfalls wenn ich versuche, sie im Kopf zu rekapitulieren. Natürlich könnte ich einfach ein paar leichtere Yogaübungen machen, die nicht auf den Kopf gehen, aber inzwischen habe ich solch eine schlechte Laune, daß ich eigentlich nur noch vor mich hinschmollen möchte.

Dienstag, 5. Januar 2016

Nikolaus-BH

In Berlin sind 11 Grad unter Null und mein warmes Wasser ist versiegt. Gestern abend lief bereits nur noch ein winziges Rinnsal aus dem Wasserhahn. Glücklicherweise nutzte ich dieses Rinnsal noch, um zu duschen und mir die Haare zu waschen, allerdings reichte es gerade so, um sauber zu werden - warm wurde ich damit nicht. Heute früh gab es dann nur eine Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser. Soll ja gesund sein, besonders bei Ohrenentzündungen und ähnlichem Zeug. Das macht auch gleich wach. Aber wenn schon Kneipp-Kur, dann mache ich die doch lieber im Sommer bei tropischen Temperaturen.
Gestern war es auch, daß ich daß erste Mal gesehen habe, daß an meinem BH ein kleiner Stiefel hängt. Ich trage ihn bereits seit Anfang Dezember, weil ich mir dachte, grün und rot paßt ganz gut zu Weihnachten, aber der Stiefel war mir all die Wochen gar nicht aufgefallen. Rot auf rot bringt es nicht so richtig. Ich finde, eine grüne Schleife mit rotem Stiefel wäre besser gewesen. Wenn man schon keine andere Wahl hat, als sich täglich in einen Käfig zu zwängen, dann soll der wenigstens passend und hübsch aussehen. Und ein Käfig ist es wirklich, denn ich kann jetzt nur noch BHs tragen, die dick gepolstert sind, richtig eng sitzen und die Brust möglichst viel zusammenquetschen, damit die Rundungen gleichmäßig auf einer Höhe sind und auch, weil dann die Ripplingfalten weniger hervortreten, da alles nach oben gequetscht wird. Früher war ein BH mit das erste, was ich ausgezogen habe, wenn ich nach Hause kam. Das war einmal. Jetzt sind sie quasi mit mir verwachsen. Letztens habe ich mich mal gefragt, was für mich schlimmer wäre: ununterbrochen enge BHs zu tragen oder eine Brille. Meine Wahl fiel auf die Brille. Brille finde ich grausamer, selbst wenn sie locker sitzt, denn am Kopf bin ich noch um einiges empfindlicher. Mehr als zwei bis drei Stunden gehen gar nicht. Und ich hasse diese Dumpfbacken von Menschen, die nicht begreifen, was das für mich bedeutet, weil sie selbst schon lange gar nichts mehr fühlen und mitkriegen, während ich mich dauernd dazu zwingen muß, die unangenehmen Empfindungen und Reize zu unterdrücken und auszublenden. Doch ich schweife ab.
So langsam sollte ich daran denken, einen Termin in der Schönheitsflickklinik zu machen. Mein Kopf sagt mir, je eher ich anfange, um so schneller ändert sich etwas und ich müßte genau jetzt mit den Sitzungen anfangen, wenn bis zum Sommer wenigstens das fehlende Stück an der Achsel aufgefüllt sein soll. Ich habe mir auch wieder eine richtig schöne Fettwampe angefuttert, was bei bisher drei Wochen ohne Sport nicht schwer war. Aber irgendwie fehlt mir total der Antrieb und die Lust, zumal mein Vertrauen in die Ärzte auch nicht gerade zugenommen hat. Letztens las ich mir mal sämtliche Bewertungen der Klinik durch und die waren eigentlich durchweg gut bis sehr positiv - bis auf eine einzige, in der jemand schrieb, man habe nicht gleichmäßig abgesaugt und der Arzt habe sich fix aus dem Staub gemacht. Und genau diese Bewertung bleibt dann bei mir haften und beschäftigt mich. Andererseits denke ich mir, daß sich so eine Spezialklinik wohl kaum halten könnte, wenn sie ihre Sache nicht ordentlich machen würden. Doch irgendwie habe ich auch das Gefühl, daß ich bisher immer viel zu blauäugig gewesen bin und fürchte, ich könnte dies genau jetzt erneut sein.

Nikolaus-BH

Montag, 4. Januar 2016

Aufwachen im Kraftwerk

In der riesigen, fast leeren Halle eines Kraftwerkes erwache ich auf dem harten Betonboden liegend. Irgendjemand muß mich hierher gebracht haben. Ich kann mich aber nicht erinnern, wer das war. Aufmerksam betrachte ich erst einmal meine Umgebung. An den hohen, unverputzten Mauern aus Ziegelsteinen ziehen sich viele kleine und größere Kupferleitungen entlang. Die Wände haben keine Fenster und auf dem Fußboden finden sich in regelmäßigen Abständen kleine runde Erhebungen, so wie Lüftungsdeckel oder ähnliches. Inzwischen habe ich mich etwas aufgerichtet, sehe meine nackten Füße und Beine und befürchte, daß ich in Gefahr sein könnte. Vielleicht würde mich heißes Wasser oder heißer Dampf verbrühen, wenn ich unachtsam irgendwo drankomme. Mir fällt jetzt auf, daß an jeder runden Erhebung eine Schere befestigt ist. Weiterhin bemerke ich ein feinmaschiges gelbes Netz, das sowohl den Fußboden als auch die Wände bedeckt. Mir kommt der Gedanke, daß die Scheren wohl als eine Art "Nothammer" gedacht sind, falls man sich in diesem gelben Netz verheddert. Ich stehe auf und gehe zur schweren rostigen Tür. Diese läßt sich ohne weiteres öffnen und schon stehe ich auf einem Gang und schaue mich etwas ratlos in der fremden Umgebung um. Eine vermummte Gestalt kommt mir entgegen, die Kapuze tief im Gesicht. Als sie meiner ansichtig wird, hebt sie den Kopf, ein helles und junges Männergesicht grinst mich an und sagt im Vorbeigehen: "Ich war es nicht!", so als wüßte er, was passiert ist. Verblüfft schaue ich ihm hinterher.

Wieder an der Uni, habe ich ein Vorlesung belegt, allerdings erzählt die Dozentin ziemlich merkwürdige Sachen, wie ich finde. Zum Beispiel sagt sie, daß wir unsere Knie bedecken und unsere Beine zusammenhalten sollen. Ich selbst habe meine Hosenbeine hochgekrempelt und mein rechtes Bein leger auf dem Stuhlsitz abgestellt. Die Dozentin kommt vorbei, tätschelt mit ihrer Hand leicht mein in die Höhe ragendes Knie und sagt laut: "Sie weiß, was ich meine."

Samstag, 2. Januar 2016

American Horror Story

geht weiter. Gerade laufen die ersten beiden Folgen der 5. Staffel namens 'Hotel' und genau dort spielt die Staffel diesmal. Im Vorspann flackerte mir kurz der Name "Lady Gaga" vor Augen und deshalb googelte ich nach. Sie macht tatsächlich mit, nämlich als die blutdürstige Killerlady: https://www.n-tv.de/leute/Lady-Gaga-in-American-Horror-Story-Hotel-article16098131.html. Und wie man es gewohnt ist, ist bereits in den ersten beiden Folgen die Handlung richtig schön kaputt. Falls man es überhaupt Handlung nennen kann. Also es ist schon eine Handlung, aber man kann sie nicht richtig ernst nehmen, weil wie auch in den vorherigen Staffeln so messerdick aufgetragen und so trashig wild durcheinandergemixt wird, immer auf den nächsten Schockmoment aus, daß die ganze Serie eher ein Horrorporno ist. Wie mir scheint, spielt sie diesmal in den 80ern, jedenfalls sehen einige Kostüme so aus - aber ach nein, die Story reicht über mehrere Jahrzehnte, wegen der Anleihen aus "Interview mit einem Vampir".

Freitag, 1. Januar 2016

White Rabbit und der geteilte Himmel

In meiner neuen Wohnung gibt es keinen Balkon, sondern eine Baumterrasse. Diese wurde wie ein Baumhaus aus Holzbohlen in einen Baum hineingebaut und ist mit einer kleinen Holzbrücke ohne Geländer mit der Wohnung verbunden. Zur Bepflanzung dienen diverse Töpfe und Kübel, welche an den Ästen des Baumes aufgehängt wurden. Die Holzbrücke führt genau über den Fußgängerweg am Haus, welcher stark frequentiert ist. Da außerdem die Wand an dieser Stelle der Wohnung fehlt, wohne ich in diesem Raum relativ öffentlich, was mir nicht wirklich so gut gefällt. Dazu kommt, daß ständig Leute denken, die Wohnung und Terrasse wäre einfach so besicht- und benutzbar, weshalb sie dauernd in meine Wohnung kommen, um sich auf die Baumterrasse zu setzen. Vielleicht wissen die nur noch nicht, daß die Wohnung bereits vermietet ist und es hört hoffentlich bald auf. In der Wohnung habe ich auch Haustiere, nämlich eine alte und große schwarze Katze, sowie zwei kleine, ganz junge schwarze Kätzchen. Ich suche sie gerade in der ganzen Wohnung und die alte Katze ist schnell gefunden. Unter einer Decke ist ein großer Hügel sichtbar und als ich sie zur Seite schlage, liegt sie dort schläfrig und gemütlich zusammengerollt. Doch wo sind die zwei Kleinen? Während ich noch suche, denke ich, daß die alte Katze viel besser zu mir paßt, weil die Kleinen viel zu quirlig sind. Überall rennen und springen und kriechen sie herum, es ist wirklich manchmal anstrengend, auf sie aufzupassen. Endlich habe ich eine der kleinen Katzen in einem Schrank gefunden und gleich daneben finde ich - ein weißes Kaninchen! Na sowas! Habe ich mehr Haustiere als ich dachte? Mir fällt auf, daß durch eines der Fenster die Äste eines Baumes hindurchwachsen. Überall an dem Baum sind Nistkästen und Futterhäuschen befestigt. Kein Wunder, daß ich so viele Tiere in meiner Wohnung habe. Die klettern auf den Baum und kommen dann durch das Fenster. Ha!

In einer Arztpraxis möchte die Schwester, daß ich ihr folge, aber die Gänge dort sind wie ein Labyrinth, so daß ich hierhin und dorthin laufe, dauernd andere Leute treffe, bis ich wieder im ersten Behandlungsraum ankomme. Hier findet inzwischen eine Dienstberatung statt. Da man mich behandelt, als würde ich zum Team dazugehören und kein Patient sein, setze ich mich mit um den großen rechteckigen Tisch, wähle allerdings den Patientenstuhl und tue das auch kund, indem ich es ausspreche. Eine der Schwestern meint etwas abfällig, das wäre richtig so und beginnt irgendwelche seltsamen Jokes zu erzählen, von denen ich das Gefühl habe, sie sind auf mich gemünzt. Vielleicht kann sie mich nicht leiden. Ich achte jedoch nicht mehr auf sie, sondern konzentriere mich auf die anderen. Besonders auffällig ist ein bebrillter Mann mit einer riesigen rechten Hand, die so groß ist, daß er sie auf der Heizung ablegen muß. Die Hand wirkt wie eine dieser überdimensionierten Mickey Mouse-Hände, nur menschlich, und sogar die Fingernägel sind fast so groß wie der Unterteller seiner Kaffeetasse. Dieser Anblick ist sehr skurril und ich frage mich, wie es sich mit solch einer großen Hand lebt.

Aus dem Fenster habe ich einen tollen Blick auf die Spree und beobachte, wie an diesem eher stürmischen Tag zwei Boote mitten im Wasser sehr wild herumtanzen und immer wieder leicht vom Wasser überschwemmt werden. Etwas später fällt mir ein gelbes Schiff der Wasserpolizei auf. Die Wasserpolizei hat am gegenüberliegenden Ufer gehalten und nimmt alle dort liegenden Gegenstände, und das waren so einige, einschließlich von Booten, als Beweismittel auf. Anscheinend hat dort ein Verbrechen stattgefunden. Nach der Aufnahme der Beweismittel werden diese in eigens dafür am Ufer aufgebaute Schuppen untergebracht und weggeschlossen. Wie spannend! Während ich noch neugierig die Geschehnisse aus dem Fenster verfolge, fällt mir auf, daß der Himmel von oben bis unten durch einen breiten weißen Blitz geteilt ist. Dieser Blitz sieht aus wie ein Blitz, ist aber statisch, das heißt, er verschwindet nicht. Nur in ihm selbst bilden sich immer wieder neue Abzweigungen. Auf der linken Seite des Blitzes ist der Himmel weiß, auf der rechten Seite des Blitzes ist er mit dunkelgrauen schweren Wolken bedeckt. "Schaut euch das an! Schaut euch das an!" wiederhole ich immer wieder zu den anderen, ohne den Blick von diesem Schauspiel zu lassen. Doch nur mein Bruder sieht es ebenfalls.



Bloß gut, daß das Kaninchen nicht mit mir gesprochen hat.

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Draußen

ist es schon den ganzen Tag verdächtig still. Also viel stiller als ich es von anderen Jahren gewohnt bin, an denen es keine Rolle spielte, ob bereits Mitternacht ist oder nicht. Oder aber ich höre noch viel schlechter mit dem Ohr als ich denke. Essen ist auch nicht mehr ganz so einfach. Ich habe mir gerade die ersten beiden Folgen von "The Blacklist" angeschaut, die Sony zu den Feiertagen kostenlos herausgehauen hat. Ist aber auch keine Serie, die ich weiterschauen möchte. Und da das neue Jahr so bescheiden anfängt, dachte ich mir, ich sollte ihm gleich mal die Krallen zeigen und ein wenig Farbe auf die Nägel bringen. Für noch ein wenig mehr Farbe habe ich die Gummibärchen befragt, was mich im nächsten Jahr erwartet:

SELBSTTÄUSCHUNG, AUFBRUCH, LEICHTIGKEIT
Nanu, zwei weisse Bärchen in dieser Runde? Das kann nur bedeuten: Sie täuschen sich. Ja, Sie täuschen sich über sich selbst. Wie? Na, zum Beispiel so: Eine Ihrer Freundinnen, durchaus nicht die beste, ruft an und stöhnt, weil sie am Wochenende ihre Wohnung streichen will. Eigentlich hatten Sie sich auf entspannte Tage gefreut. Trotzdem gehen Sie zu dieser Freundin und helfen. Oder da ist dieser alte Onkel, der allein zu Hause oder im Altenheim sitzt und missgelaunt über andere herzieht. Er hat nicht mal was zu vererben. Trotzdem rufen Sie ihn regelmässig an und lassen das Gerede klaglos über sich ergehen. Vielleicht sind es auch Ihre Eltern, die Sie viel öfter besuchen, als Sie Lust haben. Warum nur? Weil Sie glauben, Sie müssten das tun. Weil Sie glauben, Sie schulden den anderen etwas. Aber Sie schulden nur sich selbst etwas: Dass Sie Ihre Anlagen und Fähigkeiten entfalten. Wenn Sie das tun, dann haben auch alle anderen etwas davon. Naja, und genau das machen Sie jetzt. Sie haben das rote Bärchen gezogen, das Ihnen einen fröhlichen Energie-Kick verspricht - mit einem erotischen Schimmer dabei. Sie haben das grüne Bärchen des Selbstvertrauens gezogen. Was unter anderem heisst: Sie werden sich nicht verstecken und verleugnen. Sie wissen ja: Nur wer sich selbst verleugnet, wird auch belogen, wird unterdrückt. Damit ist Schluss. Denn schliesslich haben Sie das orangene Bärchen der spielerischen Heiterkeit und der Kreativität gezogen. Das Bärchen der Neuigkeiten, der Leichtigkeit, der Kontakte. Und all das verspricht eine sprudelnde Erfrischungskur. Ohne dass Sie dafür bezahlen müssen. Sie brauchen lediglich aufzuhören, anderen gefällig zu sein - gegen Ihr eigenes Gefühl. Und Sie werden damit aufhören. Sehr bald sogar. Also rufen Sie uns schnell an! Damit Sie vorher noch unsere Wohnung renovieren können!

Und in der Liebe:

Sie frühstücken bei Tiffany!
Übermut und Schwermut treffen sich bei Ihnen. Sie haben die drei weissen Bärchen der Leichtigkeit und die beiden grünen der Melancholie. Wir können es ja auch an Ihnen sehen: Sie haben verträumten Charme und eine geheimnisvolle Anmut. Und Sie sind mit diesen Bärchen vorbestimmt für heitere und wehmütige Grossstadtromanzen. Denn Sie haben nichts Geringeres gezogen als die berühmte Tiffany-Kombination. "Frühstück bei Tiffany": Sie erinnern sich vage? Ein erfolgloser Schriftsteller und ein kapriziöse Schönheit verwandeln New York in eine Stadt der Verliebten. Und genau das können Sie auch. Mit jeder Stadt. Die Liebe zwischen Audrey Hepburn und George Peppard im Film ist verspielt und exzentrisch, humorvoll und ergreifend und jedenfalls immer bezaubernd. Und das ist genau die Art Liebe, die Ihnen eingeboren ist. Daran erinnern die Bärchen. Und sie zeigen, dass Sie - ja, Sie - jetzt diese unkonventionelle, romantische Liebe zu leben beginnen. Wollen Sie vielleicht gleich morgen den Plastikring aus einer Wundertüte zwecks Gravur zum Juwelier tragen? Im Film geschieht das. Ihnen könnte auch so etwas einfallen. Denn wer drei weisse Bärchen zieht, der verlässt die ausgetretenen Pfade. Stimmts? Stimmt. Sie bürsten auch Ihren Partner gern gegen den Strich. Sie lieben die Funken, die bei Reibung entstehen. Und Sie leben das Gewöhnliche gern auf ungewöhnliche Weise. Das tut der Liebe gut. Mag es auch erst Überwindung kosten, bald törnt es an. Sie haben Witz. Sie haben Stil. Sie sind intelligent. Und ein bisschen geheimnisvoll. Und wer sich in Sie verliebt - das sind übrigens mehr, als Sie glauben! - traut sich nicht so leicht ran. Andere spüren intuitiv, dass bei Ihnen die Überraschungen auch mal sonderbar ausfallen. Dass es bei Ihnen - Tiffany lässt grüssen - zu komischen Verwicklungen kommt. Und vor allem spüren vorsichtige Naturen, dass Ihr Leben unstete Züge trägt. Dass Sie etwas verbergen, aus Ihrer Vergangenheit, was Sie manchmal eigenartig verletzlich macht. Auf die heiteren drei weissen Liebesbärchen fällt der Schatten der beiden grünen. Das heisst: Ihre ansteckende Unbekümmertheit, die Leichtigkeit Ihres Flirts, das unwiderstehliche Knistern Ihrer Verliebtheit wird abgedunkelt von einer versteckten Melancholie. Wie sieht das aus? Sitzen Sie abends am Fenster und singen in sanfter Sehnsucht vom "Moon River"? Oder patschen Sie im Regen durch Pfützen, in denen sich Wolkenkratzer spiegeln? Auch wenn Sie zur Zeit gerade keines von beiden tun - Sie könnten es. Es passt perfekt zu Ihnen. Diese leichte Wehmut gibt Ihrer Leichtigkeit die Tiefe. Mit Ihnen kann man zugleich humorvolle und ergreifende Romanzen erleben, verspielte und zugleich intensive Affären. Ihre Augen sind klar. Und bergen doch eine anziehende Rätselhaftigkeit. Schön, Sie zu sehen!

Bei den Gummibärchen klingt immer alles lustig.

Silvestermaniküre

Der Kunstkurs

Ich habe mich in einen Kunstkurs eingeschrieben, der jeweils über mehrere Tage woanders stattfindet. Für die Übernachtung buchte ich ein Zimmer bei Lilien, einer Bloggerin, die gleichzeitig eine kleine Pension führt. Ich glaube, sie findet meine Ansichten manchmal etwas seltsam, aber da ich auch gleichzeitig Kunde bin, hat sie sich damit arrangiert. Der Anflug zum Kunstkurs erfolgt mit einem Hubschrauber. Während ich also wieder einmal mit dem Hubschrauber über die Dächer einer Stadt fliege und vom Wind tüchtig durchgepustet werde, weil nämlich die Seiten des sehr kleinen Hubschraubers offen sind, so daß ich fast im Freien sitze und mich gut festhalten muß, denke ich bei mir, daß diese ständige Fliegerei mit dem Hubschrauber auch ganz schön nervig ist. Dann fällt mir ein, daß genau hier ebenfalls irgendwo ein Zumbakurs stattfindet. Den sollte ich mir mal anschauen. Aber nicht jetzt. Im oder vor dem Kurs bietet mir eine junge Frau eine Zigarette an. Irgendwie habe ich genau jetzt einen richtigen Heißhunger auf eine Zigarette, obwohl ich gar nicht rauche, weshalb ich sie freudig annehme. Die Zigarette hat ein Mundstück, das wie schwarze Spitze aussieht. Ich frage sie, ob sie Feuer hat. Langsam, bedächtig und sehr konzentriert bringt sie das andere Ende meiner Zigarette zum Glühen, obwohl die Glut zwischendurch immer mal wieder auszugehen droht.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Ich werde bald irre.

Schon über Weihnachten ging es mir nicht sehr gut, weil sich mein Kopf anfühlte, als hätte ich ihn in eine überdimensionierte Steckdose gesteckt. Das liegt bestimmt an diesem warmen Wetter und der geladenen Atmosphäre, daß meine Nerven verrückt spielen. Und während ich mich darüber ärgerte, schoß mir kurzzeitig durch den Kopf, daß ich noch nie in meinem Leben Ohrenschmerzen hatte. Zumindest keine, an die ich mich erinnere. Und ich war ziemlich froh darüber, weil ich mir mal hab sagen lassen, daß die ziemlich schmerzhaft sein können. Doch es ist, als würde irgendein Teil von mir sagen: "Was? Sowas hatten wir noch nicht? Das müssen wir aber gleich ändern. Schließlich muß man alles mal ausprobieren." Und schwupps - seit vorgestern tropft und suppt der Eiter aus meinem Ohr. Also ehrlich, ich finde es gibt auch noch genug andere Dinge im Leben, die man aus- und durchprobieren könnte. Warum müssen es unbedingt Krankheiten sein? Aber jedenfalls hat die Sache doch ein Gutes. Wenn ich mich nämlich morgen auf die Couch verkrümele, kriege ich diesmal viel weniger mit als sonst, weil ich alles nur noch gedämpft höre. Und das wiederum ist gerade morgen sehr praktisch, finde ich. Man hätte denselben Effekt allerdings auch mit Ohrstöpseln erreichen können. Nun gut, ich gehe mal davon aus, daß man mir mein Ohr nicht amputieren wird und bin fest entschlossen, dies nicht als schlechtes Vorzeichen für das nächste Jahr zu sehen. Nein, nein, nein.

Dienstag, 29. Dezember 2015

Astrologische Prognose

Sie erleben jetzt eine Zeit massiver emotionaler Konfrontationen und Veränderungen in Ihrem seelischen Bereich. Äußere Ereignisse und vor allem die daran beteiligten Menschen lösen bei Ihnen tiefsitzende Gefühlsmuster aus, die Sie zu den Wurzeln Ihrer Vergangenheit führen.
Ihre Heftigkeit und Radikalität wird vermutlich Ihre Beziehungen ziemlich aufmischen. Als wollten Sie es endlich wissen, wer zu Ihnen steht, setzen Sie alles auf eine Karte. Sie wollen die tiefsten Abgründe berühren können und nichts mehr aus Anpassung zurückhalten.

Manch einer wird Sie dadurch tatsächlich verlassen, doch wer bleibt, auf den können Sie sich verlassen. Er hat Sie durch Ihre seelische Hölle begleitet und er hat Sie nicht hängen lassen. Nach dieser Zeit werden Sie sich fühlen wie nach einer Großputzaktion. Vieles, was im Untergrund schwelte, ist deutlich geworden und bereinigt. Sie haben eine Menge psychischen Ballastes abgeworfen und fühlen sich viel mehr in sich selbst zu Hause.

Selbst bisher gut funktionierende Beziehungen brauchen jetzt eine Erneuerung: Die alten Rezepte und Rituale sind unbefriedigend und entwickeln nur Sprengstoff, wenn sie beibehalten werden. Sie brauchen Ihren individuellen Spielraum und wollen nicht länger von den Vorstellungen Ihres Partners oder den konventionellen Normen um Sie herum abhängig sein.

Sie erleben jetzt die maximale Spannweite zwischen Ihrem Bedürfnis nach persönlicher Unabhängigkeit und nach inniger Verbundenheit, und vermutlich ist das ein rechtes Wechselbad zwischen Nähe und Distanz. Fixieren Sie sich auf einen Pol, kommt Ihnen der andere von außen entgegen. In dieser Zeit können Sie daher entdecken, dass beide Pole zu Ihnen gehören und nach einer fruchtbaren Synthese verlangen.

Die Freiheit, die Sie suchen, stellt sich jedoch nicht einfach von allein ein. Sie müssen selbst Hand anlegen und dem Teil in Ihnen eine Struktur geben, der sich jetzt entfalten will. Egal ob es sich um Veränderungen im privaten Wohnbereich, in Ihren Beziehungen oder im Beruf handelt: Sie haben die Verantwortung für Ihr Handeln und legen den Grundstein dafür. Ihr Umfeld wird Ihnen dann gern hilfreich zur Seite stehen, denn für dieses Spiel der Befreiung Ihrer bisher eingeschlossenen Ressourcen haben Sie freundliche Gefährten, die Ihnen Anreiz und Unterstützung geben, sich in unbekannte Gefilde vorzuwagen. Auch Sie selbst stellen für Ihre Mitmenschen eine solche Anregung dar und erweitern durch Ihre Art den Horizont der anderen.

Die seelische Wirklichkeit der anderen kann in Ihrem Erleben auftauchen und dies kann auch unbewusst geschehen. So dass Sie sich z.B. traurig fühlen, nicht weil Sie selbst Anlass zum Traurigsein haben, sondern weil Sie die Trauer und den Schmerz anderer mehr oder weniger unbewusst miterleben. Wenn Sie dies psychologisch deuten, denken Sie vielleicht, Sie wären depressiv. Aber vielleicht wäre es richtiger, von "Melancholie" oder Weltschmerz zu sprechen. Es gibt im Seelischen kein einziges Wesen, das völlig getrennt von allen anderen Wesen existiert, denn die Natur des Seelischen ist Verbundenheit. Trotzdem sollten Sie gerade in melancholischen Phasen besonders achtsam und sehr liebevoll mit sich selbst umgehen. Auf diese Weise können Sie zur Heilung des Ganzen beitragen. Das mag zunächst paradox erscheinen, aber da im Seelischen alle miteinander verbunden sind, ist es vollkommen logisch, so vorzugehen.

Die Schwierigkeit dieser Konstellation liegt in der mangelnden Abgrenzungsfähigkeit. Mitunter wissen Sie kaum noch, welche Gefühle zu Ihnen gehören und welche Sie einfach von außen überfluten. Dann brauchen Sie unbedingt Rückzugsmöglichkeiten, um wieder zu sich selbst zu kommen und Ihre Mitte zu finden. Nehmen Sie sich viel Zeit für sich, um nach innen zu schauen, zu fühlen, zu träumen. Surfen Sie durch das Assoziationsnetz Ihrer Fantasie. Aber bleiben Sie nicht in der Opferrolle hängen! Vermeiden nützt auch nichts, denn die Probleme kommen durch die Hintertür wieder herein. Nutzen Sie lieber Ihr feines Gespür, um alles genau zu erfassen, ohne zu bewerten. Dies ist kein Jahr zum Machen.


Klingt ja sehr vergnüglich, aber kenne ich schon alles. Schließlich hatte ich diese Konstellationen bereits in diesem Jahr. Und es scheint so weiterzugehen. Hoffentlich sind wenigstens ein paar Atempausen drin.
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