Normalerweise lasse ich mich von Werbung eher nebenbei und unterschwellig beeinflussen, heute habe ich jedoch zur Abwechslung mal genau hingeschaut und war erstaunt, was mir bisher alles entgangen ist. Da gibt es zum Beispiel ein Toilettenpapier mit edlen Wohlfühlkissen, wobei ich mir nicht sicher bin, wer oder was sich damit genau wohlfühlen soll. Und dann die neuen Putzmittelspots! Ein Mann, der mit einem Teppichreiniger einen Eisbären in den grauen Teppich zaubert. Nur schade, daß die Werbung diesen Teppich nicht auch vier Wochen später zeigt. Dann ist nämlich ein Braunbär drauf, weil die Sauerstoffbleiche sämtliche Schutzschichten vom Teppich entfernt hat. Den Werbespot des knalligen Kraftreinigers finde ich sogar richtig cool. Ich selbst würde jedoch nicht versuchen so zu tanzen und ganz sicher nicht mit diesem Reiniger, wenn ich noch einigermaßen intakte Oberflächen habe. Sonst könnte es nämlich sein, daß ich ebenfalls so eine ausufernde Kraftreiniger-Sammlung brauche und dauernd mit dem Bang tanzen muß. Schillernde Seifenblasen scheinen jedenfalls ein besonderes Talent der Putzmittelindustrie zu sein.
Einen opulenten persischen Palast teilen sich zwei Herrscher. Meine Rolle erinnere ich nicht ganz. Bin ich einer der Herrscher oder gehöre zu einem davon? Jedenfalls tritt man mir sehr ehrerbietig entgegen, wenn ich mit meinem Krummschwert durch den Palast schreite. Unter den Arm habe ich einen wertvollen Schatz geklemmt, den ich von irgendwo mitgenommen habe. Mein Weg führt zu einer Kammerflucht, in welcher jemand festgehalten wird. Der Wächter vor der Kammer sitzt barfüßig auf dem Fußboden und ist eingenickt. Als ich neben ihm stehe, wird er wach und schaut mich erschrocken an. Ich kümmere mich jedoch nicht um ihn, sondern gehe gleich in das Gemach. Dort liegt ein menschliches Gehirn. Eine Stimme sagt, daß die Person, der es gehörte, noch lebt und daß ich das Gehirn jetzt in Stücke zerhacken soll, damit die Person schnell sterben kann. Das tue ich, doch ist mir etwas seltsam dabei zumute.
Google hat mich ausgesperrt und weigert sich, mir irgendwelche Auskünfte zu geben. Angeblich hätte ich gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Ich habe noch nicht einmal den leisesten Hauch einer Vorstellung, wie man beim Googeln gegen Nutzungsbedingungen verstoßen kann. Ich frage mich, ob das etwas damit zu tun hat, daß heute Datenschutztag ist und Google so eine Art Flashmob veranstaltet. Jedenfalls kann ich nicht mal eben schnell das Fremdwort nachgoogeln, über welches ich mich informieren wollte. Aber gut, wenn mich Google nicht will, gibt es immer noch andere Suchmaschinen. Und wenn die mich auch nicht wollen, gibt es immer noch das Fremdwörterbuch im Regal. Zurück zu den Basics - dann braucht man auch keinen Datenschutz.
EDIT: Wenn man so von Google ausgesperrt wurde, bekommt man erstmal mit, wie abhängig man davon ist.
Fremdwort? - Google
Briefporto? - Google
Sprechzeiten? - Google
Rezept? - Google
Der Name von diesem Dingsda? - Google
Hausmittel gegen alles? - Google
Bloß gut, daß man auch bingen kann!
Daniil Trifonov gab heute ein reines Klavierkonzert mit Werken von Bach, Schubert, Brahms und Rachmaninow. Leider waren die Sitzplätze nicht so toll. Meist wenn ich durch mein Glas schauen wollte, hatte ich die Halbglatze des Herrn vor mir im Blick. Der war zwar sehr alt, aber nicht dementsprechend geschrumpft. Und der Herr, der neben mir saß, roch nach Mottenkugeln, was mich sofort an Herrn N. erinnerte. Später bekam ich mit, wie er mit den Leuten vor ihnen über eine Frau herzog, die erst zu spät kam und dann ständig in der Tasche kramte. Er meinte, wenn jemand hustet, gibt man dem ja gerne ein Hustenbonbon, man ist ja tolerant, aber das? Ok, das Zuspätkommen war wirklich etwas störend, aber von dem Kramen habe ich kaum etwas mitbekommen, obwohl sie genau schräg vor mir saß, weil ich mich einfach auf die Musik konzentriert habe. Schon erstaunlich, wie stolz manche Leute auf ihre 'Toleranz' sind. Und interessanterweise scheinen hauptsächlich diese Leute eine Vorliebe für Mottenkugelduft zu haben.

Irgendetwas hat mich bewogen, meine erste Liebe zu kontaktieren und er ist vorbeigekommen, bzw. wir haben uns wohl schon mehrere Male wieder gesehen. Jetzt chillen wir auf meinem Bett, reden von alten Zeiten und kuscheln ein bißchen. Sex lehnt er allerdings ab. Es bleibt alles freundschaftlich. Vielleicht bin ich ihm zu alt, dabei ist er der gleiche Jahrgang wie ich. Ich versuche ihn zu überreden, mich häufiger zu sehen. "Wir müssen ja keinen Sex haben." sage ich. Und frage ihn, ob er es letzten Donnerstag nicht auch schön fand, als wir den ganzen Abend in einem Hausflur abgehangen haben. Das Abhängen in Hausfluren ist ja eher etwas, das man in der Pubertät tut, aber anscheinend haben wir diese Gepflogenheit von damals wiederaufleben lassen. Und ihm scheint es ebenfalls gefallen zu haben, denn er nickt und steht auf, um sich an meinem eingeschalteten Smartphone meine Telefonnummer irgendwohin zu senden. Dann bin ich kurzzeitig etwas abgelenkt, wohl durch ein Telefongespräch und bekomme nur halb mit, wie er herumläuft und Bemerkungen macht. Als ich mich wieder auf ihn konzentriere, hat er begonnen, irgendetwas in meiner Wohnung zu reparieren. Ich schaue ihm dabei zu und nutze die Gelegenheit, um ihn von der Seite aufmerksam zu mustern. Er sieht erstaunlich jung aus, so als wäre er nie älter geworden, wirkt dabei aber sehr sehr reif. Seine Reife gibt ihm etwas vertrauenserweckendes. Ich überlege, ihn auszuhorchen, ob er noch Kontakt zu C. hat, lasse es aber sein. Dann grübel ich darüber nach, was C. wohl sagen würde, wenn er plötzlich wieder an meiner Seite auftauchen würde, beschließe jedoch schnell, daß es Blödsinn ist, über so etwas jetzt nachzudenken.
In einem nächsten kurzen Traum verpasst mir meine ehemalige Mitschülerin M.R. einen Haarschnitt. Dazu nimmt sie eine Schere und schneidet einfach nur mit zwei oder drei Schnitten meine Haare großzügig ab, um mir dann zu sagen, es sei fertig. Ähm, ist das ihr ernst? Ich frage sie, ob sie den Schnitt nicht noch etwas exakter ausführen möchte. Sie nimmt erneut die Schere, scheint aber nicht viel Lust zu haben und sucht in ziemlichem Eiltempo die Seiten und Kanten ab, schnippelt noch ein wenig großzügig herum, um - schnipp schnapp - sofort wieder fertig zu sein. Ich schaue in den Spiegel, meine Haare sind blond und immerhin haben sie jetzt überall die gleiche Länge. Nur sind nun so kurz, daß sie nicht einmal mehr bis zu Schulter reichen. Ich bin ziemlich angepisst, bleibe aber trotzdem ruhig. Es gibt schlimmeres und meine Haare waren auch schon kürzer. Dann muß ich jetzt halt wieder warten, bis sie nachgewachsen sind.
Immerhin habe ich trotzdem ein bißchen
meine Lieblingschoreo geübt, wobei ich, wenn die dort vier Schritte nach vorne gehen, immer zwei Schritte nach vorn und zwei Schritte rückwärts tanzen muß, damit der Platz ausreicht. Paßt aber irgendwie nicht zum Song. Egal, die Power reicht ebenfalls nicht. In der letzten Woche ging zwar der Zumbakurs wieder los, aber auch das Essen hat keinen Appetit gemacht. Ich bin von der Kondition ganz gut mitgekommen, doch meine Muskeln fühlen sich irgendwie wie Pudding an. Ich hatte nicht einmal Lust zum Hüpfen und das ist eher untypisch für mich. Ich weiß gar nicht, was das ist. Vielleicht bin ich ja noch nicht ganz genesen. In der letzten Woche habe ich den halben Bio-Monsterbroiler gemacht. Ein ganzer davon hätte meinen Ofen komplett gesprengt. Der halbe allein hat den Bräter vollständig ausgefüllt. Meine Mutter war mit ihrem Bio-Suppenhuhn nicht ganz zufrieden und meinte, es sei zäh gewesen und viel zu groß. Das Muskelfleisch von dem Bio-Broiler fand ich ebenfalls etwas zäh. Wahrscheinlich hat der einfach zu viel Sport gehabt und ist zu viel herumgerannt. Ich habe dreimal von dem halben Vieh gegessen und gleich nach der ersten Mahlzeit den ganzen Abend nur noch Schleim gehustet. Eigentlich hatte ich gar keinen Husten, sondern was mit den Ohren und die waren kurzfristig dann mal frei. An diesen Hühner-Hausmittel-Tips scheint etwas dran zu sein. Und es scheint auch mit Broiler zu funktionieren und nicht nur mit Hühnersuppe. So ein Huhn holt Schleim aus Körperteilen, an denen man noch nicht einmal mit Schleim rechnet.
In einem Restaurant oder Hotel trete ich an das weit geöffnete Fenster um hinauszuschauen. Der Ausblick ist grandios, man sieht Himmel über einer weiten Landschaft, doch irgendwie wirkt der Himmel etwas sonderbar. Von der Farbgebung ist er grün statt blau und vom Horizont steigen weiße Wolkengirlanden oder vielleicht auch weißer Rauch auf. Ein weißes Flugzeug fliegt über alles in rasender Geschwindigkeit hinweg und hinterläßt ebenfalls einen weißen Kondensstreifen. Mich beschleicht das Gefühl, daß das hier, so schön es aussieht, vielleicht die Folge eines neu begonnenen Krieges ist. Es wäre gut, wenn ich mal in die Nachrichten schauen würde. Sofort wende ich mich wieder dem Inneren des Hauses zu, doch dieses scheint wie ausgestorben. Die Menschen sind alle irgendwohin verschwunden und nur ein Radio dudelt einsam vor sich hin. Das verstärkt meine Befürchtung.
Später, ohne Bezug zum ersten Traumbild, befinde ich mich in einem großen Keller. Ich weiß nicht genau, wessen Keller das ist, vielleicht so eine Art Familienkeller. Zuerst empfinde ich ihn als ziemlich unaufgeräumt, doch dann entdecke ich eine spezielle Art von Ordnung, die mir vorher nicht aufgefallen war. Statt nämlich die Dinge strukturiert und Platz sparend zu verstauen, wurden sie wie die Zweitausgabe eines Wohnzimmers angeordnet. Um einen Tisch herum gruppieren sich ein altes Sofa, Stühle, Sessel und Lampen. An den Wänden alte Anrichten und Regale, eine Kaminattrappe und sogar ein alter, pinkfarbener Teppich liegt auf dem Boden. Doch obwohl es vom Aussehen direkt gemütlich sein könnte, empfinde ich es nicht wirklich so, denn es riecht feucht und muffig, und wahrscheinlich krabbeln hier überall Spinnen und Asseln herum, auch wenn ich beim Umblicken keine sehe. Anscheinend habe ich mich irgendwann auf das alte Sofa zum Schlafen hingelegt, denn ich wache darauf auf, finde die Vorstellung, auf diesem alten Ding in einem Keller zu liegen, nicht wirklich erbaulich und versuche meine unmittelbare Umgebung nach Krabbeltieren abzuscannen. Ich fühle mich jedoch so müde und schwach, daß ich am liebsten auf der Stelle weiterschlafen würde, egal worauf ich liege. Dann merke ich jedoch, daß im Keller nebenan Leute sind und mich bei der geöffneten Tür sehen können, weshalb ich aufstehe. Ich gehe hinüber und nenne meinen Nachnamen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß es eigentlich falsch ist. Im Nebenkeller sind sie dabei, den Fußboden mit Kacheln zu fliesen. Das finde ich keine schlechte Idee, denn das macht den Keller sicher wohnlicher und läßt sich besser säubern. Wieder zurück in 'meinem' Keller suche ich nun meine Sachen zusammen, die ich dort verteilt habe, denn es ist inzwischen 17:45 h und ich muß jetzt unbedingt nach Hause. Es dauert aber und jetzt sind schon meine Schwägerin und noch jemand aus der Familie in den Keller gekommen. Außerdem ein Mann mit Schnauzbart, der äußerst neugierig ist und ständig nach irgendeinem verschlossenen Fach im Fußboden fragt. Alle versuchen ihn abzuwimmeln, wollen nichts sagen und sind schon ziemlich genervt. Obwohl ich mich die ganze Zeit eher abseits gehalten und die Szenerie nur beobachtet habe, platze ich plötzlich, trete direkt vor den Mann hin und sage wütend: "Haben Sie etwas an den Ohren? Vielleicht sollten Sie das mal untersuchen lassen!" Der Mann schaut mich verdutzt an, greift rasend nach einem Besen und schwingt diesen über mich, als wolle er mich damit verprügeln. Erst weiche ich erschrocken zurück, doch dann brülle ich ihn noch wütender an: "Hören Sie auf, mich zu bedrohen! Und hören Sie auf, Dinge wissen zu wollen, die Sie nichts angehen!" So wie er mich anschaut, frage ich mich für den Bruchteil einer Sekunde, ob er jetzt wirklich auf mich losgeht. Doch stattdessen nimmt er ein Glas Tomatensaft, kippt es auf den Fußboden und geht. Ich glaube, da habe ich mir wohl einen Feind gemacht.
Heute mußte ich wieder ein neues Rezept holen und in der Arztpraxis drückten sie mir gleich zwei Termine für Blutabnahme und Gesundheitscheck auf. Zum Glück erst im April, aber wenn ich an all die Arzttermine denke, die mir bevorstehen, wird mir jetzt schon schlecht. Und Stunden später fiel mir siedendheiß ein, daß sie bei diesen Checkups immer ein EKG machen. Ich will das nicht. Nun überlege ich: soll ich das EKG verweigern, soll ich den Termin absagen oder geht ein EKG auch mit Kinesiologie-Tapes? Ich grübel ja bereits seit Monaten, ob ich auf eine Mammographie nur alle zwei Jahre bestehen soll, zumal die in der Ein-Jahres-Frist näher rückt. So würde ich wenigstens in diesem Jahr um die dauernde Auszieherei herumkommen. Und mir braucht niemand zu sagen, ich soll mich nicht so haben - die Ärzte sehen ständig sowas und schlimmeres. Darum geht es nicht!
Wahrscheinlich entwickle ich mich gerade zu einer verschrobenen alten Schachtel, aber das ist mir egal. Ich war lange genug pflegeleicht.
Es gibt einen neuen Grund für mich, häufiger ins Bett zu gehen, denn ich habe das Bett zu meinem Reptilienbasislager erkoren. Dazu kaufte ich mir bei Amazon eine Reptilienwüstensonnenglühbirne. Ich habe sowieso zwei Deckenhalterungen für Lampen im Zimmer und in der über dem Bett hatte ich bisher so eine Vollspektrum-Tageslichtlampe, die ich aber fast nie angemacht habe, da ich das Licht total eklig finde und ich hatte auch nie das Gefühl, daß es viel bringt. Diese tauschte ich nun gegen fast echte Wüstensonne aus. Wenn ich jetzt auf dem Bett liege, kann ich ein fast richtiges Sonnenbad nehmen. Ich habe sofort eine Sonnenbrille neben dem Bett deponiert, damit ich sie immer zur Hand habe. Leider kommt von der Wärme bis runter zum Bett nicht so viel an, da muß ich halt mein Wärmflaschenschäfchen mit meinem schlanken Anacondaleib umwickeln. Die Glühbirne wird trotzdem sehr heiß, deshalb soll man eigentlich eine Porzellanfassung verwenden. Ich habe nur eine Plastikfassung, aber da ich die Glühbirne ja sowieso nicht lange brennen lassen kann, um keinen Sonnenbrand zu bekommen, hoffe ich, sie kann das ab. Zur Sonne dazu gibt es getrocknete Mangos. Ich habe festgestellt, die schmecken eigentlich genauso gut wie frische und man hat diese ganze Sauerei beim Schälen und Essen nicht. So kann man es sich als Reptil auch im Winter gutgehen lassen und sich fragen, warum es sowas nicht für Menschen gibt. Klar, es gibt Höhensonnen, die das zehnfache kosten, aber eigentlich weiß man nie, wo man die hinstellen soll, wahrscheinlich sind dann auch die Leitungen zu kurz und das ganze Ding dauernd aus- und einzupacken hat sowieso niemand Lust.
Irgendwo auf einer Treppe im Freien liege ich auf dem Rücken. Es ist dunkel und kalt und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Dann fällt mir ein, daß ich noch zwei oder drei Kunden vor der Tür zu sitzen habe und kehre in ein Büro zurück. Dort überlege ich, wen ich zuerst aufrufe und entscheide mich für die Frau Engelhard, da ich mit ihr schon angefangen hatte, einen Neuantrag aufzunehmen. Diesen will ich jetzt vervollständigen und während ich die Fragen stelle, plaudert sie so dieses und jenes. Bei ihrem Namen verschreibe ich mich und vergesse das a, welches ich erst hinterher zwischen das h und das r quetsche, was etwas komisch aussieht. Dann frage ich nach der Miete und sie antwortet mit den Quadratmetern, aber stimmt ja, ich hatte den Mietvertrag bereits kopiert. Der muß hier irgendwo sein. Während ihrer Plaudereien sagt sie plötzlich zu mir: "Sie sind der Inbegriff wahrer Warmherzigkeit." Innerlich rolle ich ein wenig mit den Augen und versuche mich weiter auf das Ausfüllen des Antrags zu konzentrieren. Sie setzt hinzu: "Aber Sie haben sich um eine Stunde und fünfzig Minuten verspätet." Hm, damit meint sie wohl die Wartezeit, vermute ich. "Das weiß man doch vorher, wenn man aufs Amt geht." antworte ich feststellend. "Sie gehen bestimmt nie auf ein Amt!" meint sie zu wissen. "Natürlich muß ich auch manchmal dorthin. Und genauso lange warten." entgegne ich. Sie scheint beeindruckt. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Später fuhr ich dann mit ihr Kettenkarussell.
Neben den eher allgemeinen und theoretischen Büchern über Hochsensitivität, habe ich mit
"Ich spüre was, was du nicht spürst" von Anne Heintze mal endlich ein praktisches Coachingbuch erwischt. Am besten an dem Buch gefällt mir allerdings dieses Bild unten. Zu sagen, ich fände es 'schön', wäre nicht der richtige Ausdruck, denn es löst unglaublich viel in mir aus. Obwohl ich das alles bereits in Worten gelesen habe, kommt es erst mit diesem Bild so richtig bei mir an und beschreibt ganz gut mein Leben. Vielleicht brauchen Bilderdenker, was viele hochsensitive Menschen sind, ja manchmal solch eine Aufbereitung. Und vielleicht sollte ich mir das Bild ausdrucken und an den Kühlschrank pinnen. In dem Buch finden sich viele Anregungen, Tips und Übungen, wie zum Beispiel der Rat, daß man sein größeres Ruhe- und Schlafbedürfnis nicht verleugnen soll, daß man als Hochsensibler nicht glücklich werden kann, wenn man sich beschränkt, da man oft sehr vielseitig interessiert ist, und man sich zugestehen sollte, all diese Vielfalt zu leben oder auch der Tip zu einem Schlafwochenende. Alles ganz nett, nur leider leider, obwohl dieser innere Widerspruch in den Tips der Autorin doch aufgefallen sein müßte, bietet auch dieses Buch keine Antwort auf meine Frage, die mich am allermeisten und dringlichsten beschäftigt:
Wo nur zum Teufel nehme ich denn die Zeit her, um mich mit all meinen vielseitigen Interessen zu beschäftigen und glücklich zu werden, wenn ich dauernd Schlaf und Ruhe brauche??? Und inzwischen ist dieses Bedürfnis ja nicht mehr nur ein Bedürfnis, daß ich ignorieren kann, indem ich Zeit dafür streiche, sondern obligatorisch geworden. Sobald ich es übergehe, werde ich von den Nerven sofort bestraft oder sagen wir besser, etwas unsanft wieder zum Ausruhen gezwungen. Und ich glaube, so lange ich keine Antwort auf diese Frage gefunden habe, werde ich es wohl nie so richtig akzeptieren können und es wird immer der unbändige Neid auf diese glücklichen Menschen bleiben, die mit sechs oder sieben Stunden Schlaf (vielleicht sogar weniger) ein völlig normales und gesundes Leben führen können.

Erst heute habe ich mitbekommen, daß der Herr Entertainer und ehemalige Chef meines Bruders, bei dem ich mal auf einer grauenhaften Gartenparty gewesen bin, Anfang Januar ebenfalls plötzlich das Zeitliche gesegnet hat. Aber dafür, daß die Ursache ein unentdeckter Herzfehler war, hat er bei seiner Lebensweise und Zappeligkeit ziemlich lange durchgehalten. Der Bandleader der jetzigen Band ist erst im vergangenen Jahr sehr überraschend verstorben, kurz nachdem er in Rente gegangen ist. Irgendwie scheinen sich zur Zeit wieder alle zu verabreden. Und die Zeit rast geradezu. Nicht nur auf meiner Uhr - eine Stunde in zehn Sekunden - nein, da ich ja in Küche und Bad keine Uhr mehr habe, auf die ich mich verlassen kann, gehe ich nach meinem Zeitgefühl und ehrlich, ich muß mich nur einmal umdrehen, dann sind schon wieder drei Stunden vergangen. Irgendetwas stimmt mit der Zeit nicht mehr. Da muß was kaputt sein.
Jetzt habe ich mir bei Tchibo ein Yoga-Set mit zwei Blöcken und einem Gurt geholt. Alles in dunkelrot, passend zu dem Yogakissen, das ich bereits besitze. Bisher habe ich bei Bedarf ein Theraband benutzt, aber die Dehnbarkeit und Glätte sind eher kontraproduktiv. Die beiden Blöcke mußte ich erstmal zum Auslüften auf den Balkon bringen, weil die so stark rochen, aber der Gurt ist recht vielseitig einsetzbar, finde ich. Man könnte ihn auch gut für Fesselspiele benutzen oder sich damit strangulieren. Dafür sollte man allerdings nicht mehr als 100 kg wiegen. Netterweise wird man darauf im beiliegenden Produktblatt auch gleich hingewiesen. Gibt es eigentlich schon Krimis mit Yogaaccessoires als Mordwaffe? Die erlegte halbe Taube oder Savasana ohne Wiederkehr? Letztens träumte ich von einem Mann, der die Warrior-Pose machte, so konzentriert, daß er sich von nichts ablenken ließ. Nicht einmal davon, als ich begann, mich derart inspiriert auf dem Bett zu verrenken.