Alles beginnt damit, dass ich auf dem Rücken mit großzügiger Zeitzugabe in ca. 110 Gedichten schwimme. Ich hatte auf meinem neuen Smartphone nach oben gerichtete kleine Lichtstrahler anbringen können und sehe, wie die Hexe Ssolocha eine Hand voll Sterne vom Himmel stiehlt, um sich Akten herauszusuchen und meine Eltern aus "Der Wein des Mystikers" (eine Übersetzung mit Deutungen von Paramahansa) zitieren: "Es findet sich mehr Weisheit unter den Gästen, als ich Tränen gelacht habe."
Im Jahre 1692 ließ der Bischof von Ayre in Santiago de Compostela fünf Mönche lebendig einmauern, weil sie vertikal in die Hände der Jesuiten gefallen waren. Er ließ sie mit einem hübschen Band um ihre Aura verschnüren, so wie man sie früher in Truhen und Schränke gehängt hat, um sich daran zu erinnern, daß Liebe aus dem einsehbaren Teil der Nacht kommt. Es war ein alter steinerner Kamin. Der Ofen hatte eine Hintertür. Die Maus rät uns, das Offensichtliche nicht zu stören oder hineinzugehen, sondern schleiche vorsichtig zum Ausgang.
Eine hübsche junge Frau erfährt gerade, dass die Mitarbeiter der IT-Stelle sich zwar zahlreich eingefunden haben, ist aber ein bißchen skeptisch, besonders weil sie nicht süß schmecken, sondern scharf pfefferminzig. Lernen von den IT-Menschen, wir selbst dürfen dabei eigentlich nichts anfassen, ebensowenig die Hausmeister. Sie fragt, was der Wahrheit entspricht, und ist dann doch zu alt, um Nähen, Klöppeln oder Latein zu lernen. Heute ist es ihr auf die Östrogene zuzubilligen. Also bleibe ich zum Kurswert und wie nicht abgeholt im Flur stehen. Ich mache den Vorschlag, den Schreibtisch besser neben das Mädchen zu setzen, das im Juni geliefert werden sollte und bekomme sogar prompt eine Antwort: "Ich mag immer mit Herrn N." (wobei mich letzterer stark an unsere letzte Inkarnation als Adonai, Genius der Sonne; Tao, des Mondes; Eloi, des Jupiter; Sabaoth, des Mars; Orai, der Venus; Astaphai, des Merkur; und Ildabaoth erinnert). „Aber eine Frau hat sich auf die Bank zu setzen und zu heulen" sagte sie weiter und grüßte. Ich grüßte zurück, übers Treppengeländer.
Seit 15 Jahren studiere ich nun die Heizung und den Füllstand des Samowars. Kähne, Yachten und Motorboote liegen bewegungslos auf dem Büroschreibtisch. Irgendeine Art schlechtes Karma? Oder eine Spiegelung meines inneren begrenzten Horizonts? Die Installation ging sogar noch in meiner letzten Stunde nicht. Schon gestern morgen fing meine Narbe am Oberschenkel an zu träumen. Aus allen Wolken Schmerzmittel.
Mein Kumpel nennt einen Bekannten von ihm 'Phonotelephot'. So wie auch Botticelli in den Bergen und Hitchcock im Tierpark habe ich die Aufgabe, ihn jeden Dienstag irgendwohin zu bringen. Das muss immer ein anderer versteckter Platz sein. Mein Kollege versucht Essen zu organisieren und es sind keine Abfälle, sondern riesige Hechte. Deshalb sah ich einmal seine rote Gestalt die Baumallee entlanggehen. Die Wangen im sonst bleichen Gesicht des Alten glühten. Wie nicht anders erwartet, fielen Benediktinertulpen vom Sturm zerpflückt, leuchtend auf seine Wege. Zwar hoppelt manchmal ein Spaziergänger am Eingang, als wollte er mich fragen, ob ich auch die Zeit und Muße zum Fotografieren finde, um sie mit einem bunten, manchmal aberwitzigen, und lehrreichem Abenteuer zu unterhalten, aber es ist mir durch vielfache Beobachtungsgelegenheiten klar geworden, dass mein Kopf ab ist, und das half mir galant aus dem Lot. Sind die Wurzeln heil und ganz, kannst du deinen Verstand beiseite lassen.
"You're my happy meal" statt "You make me happy"
Der Spruch stand auf einem T-Shirt. "You're my happy meal" würde sich darauf sicher auch gut machen.
scheint mein Magnesiumbedarf zu sein. Ich habe die Zufuhr noch einmal erhöht und ich merke dann auch, wie sich die Muskel- und Gelenkschmerzen im Becken bessern, aber trotzdem nie ganz verschwinden. Und eine Magnesiumvergiftung möchte ich nicht bekommen, allerdings soll die sich angeblich nur mit Durchfall bemerkbar machen und davon bin ich weit entfernt. Nächste Woche sind Pfingstferien und kein Zumba. Ich glaube, ich werde einfach mal zwei Wochen überhaupt keinen Sport machen, die Magnesiumration weiterhin steigern und alle Viere von mir strecken. Bei "Die Bücherdiebin" fehlen mir nur noch 80 Seiten, bis ich das Buch ausgelesen habe. Die geliehene DVD mit dem Film dazu liegt hier schon seit etlichen Wochen herum. Natürlich auch die Lynchfilme und jede Menge anderer Lesestoff. Ich darf nur nicht auf Youtube herumklicken und ans Tanzen erinnert werden. Und dann nach zwei Wochen wird hoffentlich der Rücken, bzw. das Becken wieder aufgehört haben zu meckern. Yoga hilft diesmal jedenfalls nicht, bzw. nur um kurzfristig beweglicher zu werden. Teilweise werden die Schmerzen sogar bei bestimmten Übungen hervorgerufen, bei denen die Beine und das Becken gedehnt werden. Vermutlich meinem Beckenschiefstand und dem etwas verkürzten linken Bein geschuldet, kommt es mir vor, als hätte ich da eine natürliche Grenze erreicht. Ich habe mal osteopathische Übungen gesehen, die man mit einem verkürzten Bein ausführen soll. Genau bei dieser Art Bewegung, die ich automatisch manchmal mache, wenn ich beim Spreizen die Blockade im linken Bein spüre, beginnen mir später, wenn ich das zu häufig und intensiv mache, die Hüfte und das Becken zu schmerzen. Ich habe keinen Schimmer, ob das tatsächlich etwas für das Bein bringt, diese Übungen zu machen und die Schmerzen sind einfach zu lästig.
Zwar mag ich die Filme von David Lynch, aber bisher besaß ich nur die Twin Peaks-Gesamtausgabe. Mein drei Lieblingsfilme von ihm wollte ich mir immer mal aufnehmen, nur gibt es leider kaum bis keine Gelegenheit zum Aufnehmen, also habe ich mir stattdessen die Sammelbox mit genau diesen drei Filmen geleistet. Im Sommerloch macht es sich gut, mal wieder ein paar alte Filme auszugraben.
Aber auch im Alltag kann man Surreales erleben. Ich zum Beispiel höre zur Zeit Stimmen. Nicht immer, seltsamerweise nur, wenn ich auf dem Klo sitze. Ich habe noch nicht herausgefunden, wer oder was da mit mir redet, aber ich denke jedes Mal, ich würde durch zwei Türen hindurch hören, wie jemand auf meinen Anrufbeantworter spricht. Doch das ist es nicht und die Stimmen sind so leise, daß man sie auch nicht wirklich versteht. Also wenn die etwas Spezielles von mir wollen, haben sie Pech gehabt. Vermutlich gibt es eine ganz einfache Erklärung dafür. Vielleicht habe ich ja nach meiner Ohrenentzündung einen Klo-Tinnitus oder der Typ unter mir hat im Badezimmer eine Freisprecheinrichtung installiert, was weiß ich.


wurde ich gestern gesehen. Meine Bekannte vom Zumba ist vorbeigefahren, weil sie dort in der Straße in ein Fitnessstudio geht. Man merkt sogar, daß es hilft, denn seitdem hat sie einen viel weniger roten Kopf beim Zumba. Mich müßte man allerdings in ein Fitnessstudio prügeln. Eine andere Bekannte wollte mal mit mir einen Gutschein für einen Schnuppertag einlösen, aber Fitnessstudios kommen bei mir gleich hinter Fabrikarbeit, die ich ja kenne. Nichts, worauf ich wirklich Lust habe. Und so total unkreativ und unspaßig. Die Leute, die sowas durchhalten, haben meine Hochachtung, denn meine Motivation reicht bei so viel gequälter Langeweile gerade mal bis vorgestern. Dann lieber vier Stunden tanzen, aber gut, nicht jeder hat so viel Zeit.
"Die wahren Worte blühen oft zuerst im Verborgenen und wollen dort abgeholt werden."
Eigentlich waren es Werte statt Worte, aber ich finde, Worte passen auch gut in den Satz.
sollen höher besteuert werden. Ähm, meinen die die 0,50 Prozent, die man als Bestandskunde gerade noch so bei großzügigen Banken erhält? Eine interessante Variante, das Pferd von beiden Seiten abzuschlachten. Ebenso die Variante, die Zinsen zu senken und gleichzeitig auf die Abschaffung des Bargeldes hinzuarbeiten. Manchmal kommt man sich wirklich nur noch vor wie im Kasperletheater. Irgendwie aber auch traurig, daß einem als Kasperletheaterzuschauer nicht mehr Grips zugetraut wird.
sah und bekam ich heute das erste Mal ausziehbare Eßstäbchen mit Plastikgriff. Wär hätte gedacht, daß sogar Eßstäbchen noch kaputt optimiert werden können.
Die Ärztin war heute sehr zufrieden mit meinen Ohren. "Wunderbar!" meinte sie, obwohl das linke noch immer ein wenig zugeschwollen ist, wenn auch nicht stark. Doch sie meint, das wird noch. Ich soll nur nix in die Ohren stecken, nicht mal den Finger, und nicht tauchen. Das stand demnächst sowieso nicht auf meinem Plan.
Danach mißachtete ich die Regel, nicht mit leerem Magen einkaufen zu gehen und wußte eigentlich vorher, was passiert. Immer wenn ich mit Hunger einkaufen gehe, kaufe ich so viel Fleisch, als wollte ich einen halben Hirsch in meine
Höhle Wohnung schleppen. Dabei esse ich gar nicht so viel Fleisch, aber wenn ich richtigen Hunger habe, scheint irgendein Raubtierinstinkt nach Fleisch zu verlangen, zumindest wenn es vor mir schon überall gerissen herumliegt. Wenn ich satt bin, kaufe ich stattdessen hauptsächlich Gemüse und dann ist es auch ok, wenn ich Hunger habe, mir mit Gemüse etwas zuzubereiten.
Wenn man bei diesen Temperaturen am Sportplatz vorbeiläuft, kann man dort halbnackten Männern beim Poledance zusehen, zumindest so eine Art Poledance. Jedenfalls hing er tatsächlich nur mit seinen beiden Armen quer an einer Stange des rudimentären Fußballtores und hielt sich so mindestens eine halbe Minute in der Luft.
Ein wenig wunderte ich mich, warum die Leute immer so seltsam an mir vorbeisahen, besonders die Blumenfrauen, bis ich zu Hause den Grund dafür entdeckte. In meinem Haar hing eine Blüte. Das muß ein Zeichen sein!
sieht gar sehr nach Aua aus. Und die vielen Liegestütze finde ich auch etwas übertrieben. Da ist man ja schon nach einem Song fix und fertig. Aber gut, falls ich irgendwann mal wieder viel zu viel Energie haben sollte, kann ich mich wahrscheinlich nicht bremsen, das zu tanzen. Heute jedoch nicht und sicher nicht so bald. Und da ist ja auch wieder der kleine Hund.
Die erste richtige Sommernacht noch mit 20 Grad um Mitternacht und einem klaren Sternenhimmel, so klar, wie er in der Stadt zu sein vermag. Halb nackt auf dem Balkon sitzen und den Sommer auf der Haut willkommen heißen. Wenn ich so im Dunkeln bin und nur die laue Sommerluft auf der Haut spüre, dann fühle ich mich seltsamerweise, als wäre ich gerade erst Achtzehn. Das Gefühl auf der Haut ist dasselbe, auch wenn sie inzwischen anders aussieht, ebenso wie der Körper darunter.
Mein Türkentaubenpärchen ist wirklich hartnäckig. So wie in den letzten Jahren, haben sie sich auch in diesem Jahr wieder meinen Balkon als Liebesnest erkoren. Jedes Jahr zur Balzzeit kehren sie zurück, im Winter dagegen ist nichts von ihnen zu sehen. Und ich werde trotz halbtauber Ohren früh um 8 Uhr von furchtbaren Geräuschen vor meiner Balkontür geweckt. Inzwischen weiß ich aber, daß sich kein wildes Raubtier dorthin verirrt hat und es auch keine Liebesgesänge der Buckelwale sind. Wenn man die balzenden Tauben unter Wasser halten würde, würde es sich wohl sehr ähnlich wie die Liebesgesänge der Buckelwale anhören. Nein, es sind nur Türkentauben im Liebesrausch. Und in diesem Jahr dachten sie sich, warum soll man den Balkon nur als Liebesnest nutzen? Man könnte genauso gut auch ein richtiges Nest darauf bauen. Gesagt, gegurrt, getan, und schon saß Fräulein Täubchen in meinem Blumentopf, während Herr Täuberich rege mit Zweigchen im Schnabel hin und her flog. Leider wollte ich dann ebenfalls irgendwann den Balkon benutzen und das fanden sie nicht so gut. Heute waren sie jedenfalls nicht mehr gesehen, aber dafür habe ich jetzt einen Haufen Zweige in und um meinen Blumentopf herum. Wenn sie gar nicht einziehen, dann sollen sie doch die Zweige gefälligst selbst wieder wegbringen. Oder ich lasse das ganze als kunstvolle Dekoinstallation so stehen. Aber besser ist es, wenn sie das nicht als Nest benutzen. Denn wenn es nicht einmal die Amseln in diesem Blumentopf geschafft haben, das Nest vor den Krähen zu schützen, schaffen es die Tauben noch viel weniger, weil sie nicht so auf Zack sind wie die Amseln. Und auch ich möchte mir den Balkon nicht unbedingt mit so einer riesigen Brüterin teilen. Immerhin sind sie doppelt so groß wie eine normale Stadttaube. Sie wirken zwar nicht so, als könnten sie aggressiv werden, so wie zum Beispiel Meisen, wenn man sich dem Nest nähert, aber allein, wenn so eine Meise auf einen zugeschossen kommt, kriegt man schon einen Schreck. Bei so einem riesigen Apparat möchte ich das nicht gerne erleben.
Ich mache jetzt bereits Sommersiesta, dabei müßte ich ganz dringend putzen. Es ist alles ganz schrecklich, wenn die Sonne so plötzlich durch die Fensterscheiben scheint. Man fragt sich, wie man es den ganzen Winter zwischen diesem Dreck ausgehalten hat, doch im Winter sieht man den ja nicht. Aber mein Rücken weigert sich. Mein Rücken würde sich am liebsten gar nicht mehr bewegen. Wenn man mit diesen Schmerzen noch anfangen würde zu putzen, müßte man schon sehr masochistisch sein. Selbst zum Tanzen habe ich nicht mehr viel Lust, bzw. Lust habe ich schon, wenn ich mir Tanzvideos anschaue, aber dann denke ich an das Aua dabei und schon vergeht mir die Lust. Weil mich die plötzliche Stärke der Rückenschmerzen irritierte, wurde ich wegen der hochdosierten Vitamin-D-Einnahme argwöhnisch und recherchierte ein wenig in diversen Foren. Dabei stellte ich fest, daß Muskel- und Knochenschmerzen anscheinend eine recht bekannte und oft vorkommende Erstverschlimmerung darstellen, gegen die man mit Mineralien vorgehen kann, weil die Ursache Mineralienmangel ist. Also mischte ich Magnesiumcitrat in das Mineralwasser und es besserte sich zumindest so, daß ich wieder sitzen kann. Ich habe jetzt allerdings so viel Magnesium zu mir genommen, daß ich mir gar nicht vorstellen kann, noch mehr zu brauchen. Es heißt auch, daß man da einfach durch muß und es sich nach einigen Wochen von allein wieder bessert. Ich weiß aber gar nicht, ob ich da durch will, wenn ich mich so lange nicht bewegen kann.

Eigentlich bin ich auf dem Weg zu einem Seminar meines Kunststudiums, doch vorher muß ich aus dringenden Gründen zu Hause vorbei. Es ist das alte Pfarrhaus und als erstes schaue ich in den Briefkasten. Es liegt ein Zettel drin für mich und ein Stein. Der Stein sieht aus wie grünlich glänzender Granit aber mit einer Art transparenter leuchtender Umhüllung. Inzwischen in der Wohnung beginne ich den Zettel zu lesen. Darauf ist eine Mischung aus Anweisungen und Fragen, zusammen mit einigen Zeichnungen. Alles mutet irgendwie wie ein Rätsel an, denn den Sinn dafür weiß ich nicht. Trotzdem folge ich dem, was auf dem Zettel steht. Zuerst heißt es, daß ich das Transparente des Steines in meine Ohren träufeln soll. Ich frage mich, wie das gehen soll, sich einen Stein ins Ohr zu träufeln, doch dann merke ich, daß man das Transparente tatsächlich anstechen kann und dann Flüssigkeit herausläuft. Ich finde es ein wenig schade, den Stein anzustechen, denn ohne das Transparente wird er nicht mehr so schön das Licht fangen, aber ich tue es und gebe die Flüssigkeit in meine Ohren. Dann heißt es auf dem Zettel, nun soll ich darüber nachdenken, was am 9. Dezember 1929 geschehen ist. An diesem Tag wurde mein Vater geboren, allerdings bleibt es mir absolut ein Rätsel, was das mit dem Stein und mit meinen Ohren zu tun hat. Trotzdem nehme ich das als Antwort, da mir nichts anderes dazu einfällt und lese weiter. Auf der nächsten Hälfte des Zettels steht als Überschrift: "Das Gefüge fügt sich zusammen" und darunter ist ein gezeichneter menschlicher Schädel in der Seitenansicht, an dem man genau sieht, wie die Knochenstückchen sich wie kleine Puzzleteile zu dem Schädel zusammenfügen. Während ich noch über die Bedeutung nachdenke, wache ich auf.
Von außen sieht der Tierpark ganz normal aus. Die Tiere befinden sich in Gehegen, hier wo ich mich befinde, die Kamele. Ich erkenne Herbert Feuerstein, der ebenfalls in der Nähe herumsteht. Da Mittwochs ein besonderer Tag im Tierpark ist, könnte es sein, daß heute mehr Prominente hier sind. Mittwochs ist der Tag, an dem man das Innere der Gebäude des Tierparks besichtigen kann. Noch weiß ich nicht, was mich erwartet. Nachdem ich eines der Gebäude betreten habe, stehe ich in einem langen dunklen Flur und schaue mich erstmal nach rechts und links um. Links sieht man frei herumlaufende Kamele. Irgendwie gewöhnungsbedürftig, so nah an Kamelen zu sein, aber das sind ja eigentlich friedliche Tiere. Neben einigen ruhenden Kamelen sitzt auf einer Decke eine aus dem Fernsehen bekannte Schauspielerin mit einer anderen Frau, die ähnlich wie sie ausieht. Es wirkt ein bißchen, als wäre sie zweimal dort. Rechts von mir erkenne ich Rainer Langhans der auf einem Gebetsteppich sitzend meditiert. Doch Rainer Langhans ist eindeutig doppelt vorhanden. Ein genau wie er aussehender Rainer Langhans sitzt dicht neben ihm. Allerdings habe ich nicht viel Zeit, mich darüber zu wundern, denn hinter und neben ihm erkenne ich frei laufende Löwen und Leoparden. Ui ui ui, freilaufende Kamele schön und gut, aber freilaufende Großkatzen? Ich hoffe, die Tierparkverwaltung weiß, was sie da macht. Die Raubkatzen wirken auch alle sehr still und friedlich, wahrscheinlich sind sie gut gefüttert worden, trotzdem ist mir nicht ganz wohl bei der Sache. Vorsichtig quetsche ich mich an einem riesigen männlichen Löwen mit prächtiger Mähne vorbei, der mir bis zur Schulter reicht. Vor mir schauen mich zwei Paar Leopardenaugen neugierig an. Rechts von mir führen offen stehende Türen zu Klassenräumen. Um mich vom Schreck ein wenig zu verschnaufen und mich sicherer zu fühlen, gehe ich in einen der Klassenräume. Allerdings stelle ich fest, daß man da drin auch nicht viel sicherer ist, denn da die Türen weit offen sind, kann jederzeit eine der Großkatzen hier hereinschleichen und sich umschauen. Dann kann ich mich eigentlich auch gleich wieder unter sie begeben. Es wird schon nichts passieren.
Mit Raubkatzen habe ich es gerade zur Zeit.
Am Abend mit meiner Schwägerin telefoniert, die sich darüber beklagt, daß sie einfach nicht dazu kommen, aus den Hochzeitsfotos ihre Favoriten für das Hochzeitsbuch herauszusuchen, welches ich dann entwerfen soll.
Ich so: Mir ist das egal. Ich hab Zeit und kann warten.
Sie so: Na ja, es sollte schon noch zu Lebzeiten sein.
Ich stutze und denke bei mir: Besonders viel Lebenszeit geben die mir aber anscheinend nicht mehr.
Sie merkt, was ich denke und verbessert sich schnell: Ähm, ich meinte zu unseren Lebzeiten.
Ich so: Aber zu meinen sollte es schon auch noch sein.
Sie so: Aber wir sind viel älter als du.
Ich so: Na mal sehen, wer schneller ist!
Sie lacht sich kaputt und meint: Ok, anderes Thema.
Gestern habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr bei 25 Grad wieder richtig Sonne auf dem Balkon genossen und auch mein Ohr in die Sonne gestreckt. Es tut zwar nicht mehr weh, aber ist immer noch zu und beide Ohren jucken jetzt wie verrückt. So langsam nervt das wirklich mit dem Ohr, zumal ich heute zum Beispiel das Zwitschern von Vögeln mit dem Ticken einer Uhr verwechselt habe und seltsam ist auch, daß ich jetzt oft Geräusche aus der falschen Richtung höre. Das heißt, ich drehe mich zum Beispiel nach rechts, weil ich von da ein Geräusch höre, vielleicht jemanden reden, doch das Geräusch ist eigentlich links von mir. Rückenlahm bin ich auch immer noch, doch am schlimmsten ist es im Sitzen. Es ist, als hätte ich eine Blockade im Becken. Deswegen konnte ich es nicht allzu lange aushalten, auf dem Balkon zu sitzen. Heute fühlte ich mich dann wieder eher nach Zombie-Zumbie und ich hab ganz schön geflucht bei manchem Bewegungen, obwohl ich vorher noch schnell den Hund gemacht hatte, um nicht allzu steif zu sein. Später kam kurz vor Toreschluß ein Notruf meiner Mutter, es hätte sie die schrecklichste Rache des Montezuma ereilt und sie sei so schwach, daß sie nicht mehr vor die Türe komme. Ich müsse ihr etwas besorgen und so mußte ich flitzen, um noch vor Ladenschluß dort zu sein. In der Apotheke kaufte ich gleich zwei Packungen Kohletabletten und die Apothekerin wünschte mir etwas zweifelnd einen schönen Abend. Sie dachte anscheinend, ich hätte den Durchfall.
Von meiner Mutter lief ich dann zu Fuß bis nach Hause, das sind immerhin bestimmt 4 km, aber laufen geht eindeutig besser als sitzen. Dabei kam ich auch an dem kleinen Yogastudio in meiner Nähe vorbei. Es ist in einem ehemaligen Ladengeschäft und wenn dort abends Kurse stattfinden, kann man durch die Schaufenster zusehen. Mich würde das ja beim Üben ziemlich ablenken. Tja, und der geplante Ausflug am Donnerstag fällt aus. Ist doch schön, wenn alles läuft.
Zum Abend gab es Milchnudeln. Ich glaube, ich habe zum letzten Mal vor 40 Jahren Milchnudeln gegessen und ich mochte sie als Kind nicht einmal dolle, aber heute hatte ich irgendwie richtig Heißhunger darauf. Zubereitet habe ich die Makkaroni jedoch mit Mandelmilch. In der letzten Woche hatte ich mal wieder eine Kochzauberbox.
Es gab:
Gebackener Hirtenkäse mit Petersilien-Falten-Brot und Mango-Tomaten-Salat - Also gebackenen Hirtenkäse kannte ich ja schon, aber mit dem Tomaten-Mango-Salat war der sowas von lecker, daß ich das im Sommer bestimmt öfter machen werde. Nur das Faltenbrot war nicht so mein Fall. Dann lieber Baguette mit Thymianbutter.
Gefüllte Portobellopilze mit feinem Balsamico-Linsen-Salat - War ganz ok.
Gnocci mit milder Ricotta-Bärlauch-Füllung auf buntem Frühlingsgemüse - Hat auch sehr gut geschmeckt.
Als Beigabe war außerdem ein Green Smoothie von innocent in der Box enthalten. Mit Apfel, Birne, Spinat, Grünkohl und Baobab. Der hat ebenfalls geschmeckt, obwohl man bei dem Inhalt daran zweifeln könnte.
Weder Nichtsein noch Sein war damals.
Nicht war der Luftraum noch der Himmel darüber.
Was strich hin und her? In wessen Obhut?
Was war das unergründliche tiefe Wasser?
Weder Tod noch Unsterblichkeit waren damals .
Nicht gab es ein Anzeichen von Tag und Nacht.
Es atmete nach seinem Eigengesetz ohne Windzug dieses Eine.
Irgendein anderes als dieses war weiter nicht vorhanden.
Am Anfang war Finsternis versteckt. All dieses war unkenntliche Flut.
Das Lebenskräftige, das von der Leere eingeschlossen war,
das Eine wurde durch die Macht seines heißen Dranges geboren.
Über diese kam am Anfang das Liebesverlangen,
was des Denkens erster Same war.
Im Herzen forschend, machten die Weisen durch Nachdenken
das Band des Seins im Nichtsein ausfindig.
Quer hindurch ward ihre Richtungsschnur gespannt.
Gab es denn ein Unten, gab es denn ein Oben?
Es waren Besamer, es waren Ausdehnungskräfte da.
Unterhalb war der Trieb, oberhalb die Gewährung.
Wer weiß es gewiss, wer kann es hier verkünden,
woher sie entstanden, woher diese Schöpfung kam?
Die Götter kamen erst nachher durch die Schöpfung dieser Welt.
Wer weiß es dann, woraus sie sich entwickelt hat?
Woraus diese Schöpfung sich entwickelt hat,
ob er sie gemacht hat oder nicht,
der der Aufseher dieser Welt im höchsten Himmel ist,
der allein weiß es, es sei denn, dass auch er es nicht weiß.
(aus der "Rigveda")
Eigentlich wohne ich auf der Terrasse vor dem Haus im Freien. Doch im Haus befindet sich ein riesiges unbewohntes Zimmer, das mir allerdings nicht gehört. Da es aber auch sonst niemand benutzt, habe ich die Fensterscheibe eingeschlagen, um in dem Zimmer ein Paar Klamotten von mir zu lagern, damit sie trocken bleiben. Das Zimmer selbst besteht nur aus Holzbohlen und etwas Gerümpel, ist dabei aber so groß wie ein Saal und sehr dunkel, besonders nachts. Ab und zu stöbere ich etwas herum, doch in den Teil des Zimmers, der dem Fenster gegenüber liegt und als ein Drittel der Wandlänge noch sehr tief in das Innere des Hauses hineinführt, wage ich mich nicht, weil es dort so finster ist, daß man die Hand nicht vor Augen sieht. Und ich finde es generell etwas gruselig in diesem unbewohnten Saal. Deshalb hänge ich zum Beispiel meine Jacke direkt in das Fenster, damit ich nicht erst in das Zimmer hineinklettern muß, um sie zu holen. Wenn sie im Fenster hängt, bleibt sie auch trocken. Manchmal wärme ich mich aber drinnen ein wenig auf, wenn es draußen zu kalt, naß und windig ist. Vor der Fensterwand ist über die ganze Länge eine weiße Plane über den Holzbohlen ausgebreitet, welche einige Dinge verdeckt, was man an den Hügeln sieht. Nicht immer möchte ich wissen, was darunter liegt, denn ein Hügel sieht aus wie ein menschlicher Körper. Von mir sind es jedoch zwei Paar Pumps mit spitzen Absätzen, ein weißes und ein schwarzes, die ich dort aufbewahre. Aber ich brauche sie wohl nicht, denn ich sinniere darüber nach, ob es richtig wäre, sie einfach hier liegenzulassen, wenn ich fortgehen würde. Vielleicht wäre es besser, sie dann zu entsorgen, denn ein Aberglaube besagt, daß man an Orte zurückkehrt, an denen sich noch Dinge von einem befinden. Und hierher zurückzukehren hätte ich überhaupt keine Lust. Trotzdem schaue ich mich bei Gelegenheit, hauptsächlich nachts so wie jetzt, wenn es niemand merkt, immer mal wieder um, zum einen aus Neugierde und zum anderen in der Hoffnung, etwas für mich nützliches zu finden. An einem Teil der Wand entdecke ich eingeritzte Graffitis mit Zeilen aus einem Songtext von PJ Harvey. Send his love to me - vielleicht hat das lyrische Ich aus diesem Song hier gelebt und liegt nun unter der Plane? Noch ein Grund, nicht hierher zurückzukehren. Es ist als würde der Geist diesen Saal bewohnen. In einer anderen Ecke bauscht sich ein offener Fallschirm, ein riesiger Berg glänzender und raschelnder Fallschirmseide, der völlig verheddert und verknotet ist. Doch wenn ich woanders hingehen könnte, warum tue ich das nicht, bleibe hier und schaue immer wieder in das Zimmer, welches mir unheimlich ist? Bin ich vielleicht sogar selbst der Geist?
Während ich im Hof meiner Kindheit nahe an der Hausmauer sitze, fällt mir plötzlich von oben, also wortwörtlich aus heiterem Himmel, ein kleiner Löwe in den Schoß. Er ist nicht nur klein, er ist winzig, kleiner als mein Handteller. Trotzdem sieht er nicht aus wie ein Löwenbaby, sondern wie ein ausgewachsener männlicher Löwe mit prächtiger Mähne. Und er ist lebendig. Fasziniert davon, was mir so überraschend in den Schoß gefallen ist, trage ich ihn auf meinem Handteller nach drinnen, um ihn anderen zu zeigen. Die schauen auch nicht schlecht, aber ich überlege inzwischen, ob ich diesen Löwen jetzt wirklich aufziehen und pflegen soll. Alleine kommt er nicht zurecht, dazu ist er zu klein. Aber was ist, wenn er so wächst und größer wird, daß ich Angst vor ihm bekomme? Wo soll ich ihn dann lassen? Noch in Gedanken fällt mir der kleine Löwe von der Hand und erschrocken halte ich die anderen davon ab, herumzulaufen, damit sie ja nicht auf ihn drauf treten. Doch wo ist er? Ich kann ihn auf dem Fußboden nicht mehr finden.
Später ist es, als würde ich alte Urlaubsfilme von mir im Kleinkindalter sehen, auf der Reise nach Polen. Wie bei einem alten Film sind die Farben verschwommen und wässrig. Doch der Film war nur das Vehikel zum Übertritt in den nächsten Traum. In der Reiseunterkunft in Polen setzt man sehr auf Ordnung. Auf dem Tisch stehen zwei Behälter: einer für weiße Eierschalen und einer für braune Eierschalen. Aus Versehen werfe ich weiße Eierschalen zu den braunen, was man nicht gerne sieht. Da ich es nicht schaffe, alle wieder herauszufischen, will die Dame von mir, daß ich ihr einen Zettel mit dem genauen Zeitpunkt des Malheurs gebe. Ich weiß zwar nicht genau, wozu das gut sein soll, aber wenn sie ihn will, soll sie ihn kriegen. Es war genau 14 Uhr.